Die HMS Achilles von Marcel Ruppach

Die HMS Achilles, Prototyp eines Kampfluftschiffes der Pegasus-Klasse ( ihr seht bei mir steckt meist auch ein kleiner Hintergrund hinter den Modellen ) war mein aller erstes gößeres Steampunkprojekt. Dem sind bisher einige mehr gefolgt.

Es stellte sich für mich bei allen bisher gebauten Luftschiffmodellen zuerst die Frage wie stelle ich den Auftriebskörper dar und was nehme ich als Schiffskörper. Ich habe mir dazu viele Bilder im Internet angesehen und mir angeschaut was auf dem Markt verfügbar ist. Natürlich kann man aufwendig Luftschiffkörper und Schiffsrümpfe in Spantenbauweise bauen. Das habe ich bisher nicht getan, aber der Bau eines grösseren Luftschiffes mit Hilfe von Bespannpapier und Spannlack ist in Planung.

Wobei die Idee für dieses Model ganz spontan beim Besuch eines Modellbauladens kam. Einen halben Meter von einander entfernt der Bausatz einer Bounty in 1:110 und der Hindenburg in 1:720 (unterschiedliche Maßstäbe sind hier nicht so wichtig) und schon war eine Idee geboren. Bausätze gekauft und los gings.

Der Vorteil bei dieser Art Modellbau ist meiner Meinung nach das man gar nicht all zu viel Vorplanung benötigt und man kann mit den Maßstäben spielen. Ein Nachteil ist das sich während des Baues Bau- oder Umsetzungsprobleme ergeben die Änderungen oder Neubauen erforderlich machen. Die Modelle sollen über die Figuren den Massstab 1:72 darstellen.

Viele Ideen entwickeln sich mit dem Bau oder beim Öffnen der Bausätze wenn man sieht was manzur Verfügung hat. Oft kann man noch Teile die man nicht braucht für ein anderes Projekt verwenden.

Aber nun wieder zurück.

Zuerst montierte ich den Rumpf der Hindenburg, wobei ich mir dieses mal mehr Gedanken zur Verspannung machte als bei meinen ersten Steampunkmodellen und eine Bug und Heckleine gleich mit einklebte. Im Nachhinein hätte ich hinten lieber 2 Leinen gehabt.

Alle Außenanbauten (Motoren, Gondeln) ließ ich weg. Die Fenster der Rumpfkabine lackierte ich später nicht über. Macht zwar eigentlich keinen Sinn, daß dort Fenster sind, aber es sieht gut aus. Einen weiteren Vorteil in diesem Bereich, es muss nicht alles  Sinn ergeben, nur gut aussehen! Ist eben Fiktion.

Wie verbinde ich nun Auftriebskörper mit dem Schiffrumpf, war mein nächster Gedanke. Ich entschied mich für die Mastmontage in Kombination mit einer Takelung. Ich habe bis dahin noch keine andere Möglichkeit gefunden, dies nur mit einer Takelage zu machen so das es auch stabil ist. Mittlerweile hatte ich die Idee, Modelle aufgehängt zu präsentieren was die Möglichkeit einer reinen Takelung zuließe.

Nun wurde der Luftschiffrumpf erst einmal an die Seite gelegt und der Schiffskörper gebaut.

Mir ist das Zusammenspiel von damals moderner Technik, veraltet und ( für die angedachte Zeit ) futuristisch wirkenden Elementen wichtig. Man stellt sich vor wie man Vorhandenes, vielleicht schon Veraltetes ( weil zur Verfügung ) verwenden würde um Neues zu schaffen. Also soll es einerseits nach damals moderner Technik aber doch irgendwie improvisiert ausschauen.

Wenn man ein solches Modell baut beschreitet man, in beschränktem Maße, die Wege eines Konstrukteurs. Man hat gewisse Vorstellungen, manchmal merkt man dann das es so nicht funktioniert oder es einem nicht gefällt. dann ist umdenken und flexibel sein gefragt.

Zuerst vergrößerte ich das Ruder, es sollte der Seitensteuerung dienen. Aber es sollte auch nicht zu überdimensioniert erscheinen, aber es macht er für mich den Eindruck als wenn die für mich gewählte Größe nicht ausreichen würde um die nötige Steuerwirkung zu erzielen. Und Trägheit wäre für ein Kampfschiff extrem ungünstig. So nutzte ich auch die Seitensteuerflächen der Hindenburg, in dem ich die nötigen Steuerseile nach unten zum Steuerrad zog.

Für das Ruder nutzte ich das Steuerrad der Bounty. Im Nachhinein stellte ich fest, das die Steuerseile ein sehr schönes optisches Detail darstellen.

Natürlich machte ich mir Gedanken zur Höhensteuerung. Auch hier war ich mit der ersten Lösung, ausschliesslich die Steuerflächen des Auftriebskörper zu verwenden, nicht zufrieden. Da sitzt man an seinem Basteltisch, vor dem Modell und grübelt, da fallen mir die unteren Trägflächen einer Nieuport 17 ins Auge. Diese waren vom Bau eines Polizeigyrokopters der London City Police (auch den werde ich hier noch vorstellen) übrig geblieben. Ich ordnete Sie wie bei früheren U-Booten an, als Bugsteuerflächen an.

Da der Antrieb über Dampf erfolgt musste ein Schornstein her. Polistyrol, Plastiksheet und ein Strohhalm(!) und schon ist ein Schornstein gebaut.

Die Dampfmaschine wirkt auf 2 vielblättrige Schrauben, die wiederum sehr modern wirken. Und wieder war Kreativität gefragt, bei den Schrauben handelt sich um Legoteile!!!!

Noch kurz ein Wort zum Bauverlauf. Die Reihenfolge wie ich die Ideenentwicklung beschreibe entspricht nicht dem Bauverlauf. Die Steuerseile und die Takelung erfolgten als allerletzter Bauschritt noch nach der Bemalung.

Ich habe mir schon zu Beginn Gedanken über die Bewaffnung gemacht. Um es vorweg zu sagen wurde es mehr als ursprünglich geplant, weil neue Ideen dazu kamen und trotzdem wirkt es nicht überladen. Eher kampfstark für ein Schiff dieser Größe.Von Anfang an sollten 2 3-In. Ordenance-Rifle Geschütze mit gezogenen Rohren in drehbarer Lafettierung montiert werden. Aber daür war die Gesamtbreite des Rumpfes zu gering. Also montierte ich Sie in Auslegern, dafür nutze ich die nicht benötigten Mastkörbe.

Die Geschütze stammen aus dem Set Civil War Union Artillerie von Italeri. Leider nur noch sehr schwer zu bekommen und wenn für indiskutable Preisvorstellungen. Es gibt aber auch mehrere Kleinserienhersteller die passende Geschütze anbieten. Zu der Herkunft der weiteren Bewaffnung. Die Gatling (mit einem fotogeätzten Visier verfeinert) am Heck, und der 13″ Mörser sind ebenfalls aus diesem Set. Die Drehbassen an der Mastplattformen sind Kanonen aus dem Bountybausatz und die Maxim-MG`s stammen aus dem Escifigurensatz russische Infantrie. Die Kanonen am Bug stammen aus einem Revell-Bausatz.

Hier ein Tipp: Man kann bei Revell (auch bei anderen Herstellern) Einzelteile aus Bausätzen bestellen. Ist ein super Service. Man druckt sich ( bezogen auf Revell, bei Faller ist es noch einfacher) die entsprechenden Seiten des Bauplanes (auf Revell.de als PDF´s) markiert die entsprechenden Teile und schreibt die gewünschte Anzahl dabei. Dies schickt man per Post an Revell (Abteilung X, kein Witz!) in Bünde. Nach einiger Zeit erhält man einen Kostenvoranschlag und wenn man damit einverstanden ist überweist man den Rechnungsbetrag und erhält innerhalb von 2 Wochen die Teile. Hat bisher, außer das der Kostenvoranschlag schon mal etwas auf sich warten lässt, super geklappt. So muss man sich nicht ganze Bausätze für einige Teile oder im Falle der Kanonen einzelne Kleinserienmodelle für deutlich höhere Preise kaufen. Ich werde bei meinen Bauberichten immer wieder auf die Teile die ich auf diesem Wege erhalten und verbaut habe hinweisen.

Um noch einmal auf Lego zurück zukommen, es gibt im Internet einen Online-Laden namens ToyPro dort kann man Legoeinzelteile kaufen. So muss man nicht seine Kinder beklauen ;-)!

Zurück zu den 3 In.-Geschützen. Ursprünglich auf einer Feld-Lafette ließ die Räder weg, trennte die Achse von der Lafette ab so das sich eine Kastenlafette ergab. Ein Rad dient als drehbares Untergestell, darauf baute ich aus Plastiksheet ein Gestell wie sie, unter anderem, auch schon auf
Panzerschiffen im US-Bürgerkrieg verwendet wurden um einen kontrollierten Geschützrücklauf zu ermöglichen. Leider sind die Geschütze aus weichem Plastik gegossen und lassen sich nur schwer entgraten. Wie schon erwähnt baute ich die Ausleger aus nicht benötigten Bausatzteilen und etwas
Plastikprofil. Ich habe die Kanonen drehbar montiert.

Denn Dictator 13″ Mörser habe ich fast unverändert übernommen, nur die Plattform habe ich rund zugeschnitten. Auch die ist drehbar. Er dient eher unterstützendem Artillerie-Beschuss.

Als ehemaliger Soldat bewerte ich meine Modelle beim Bau auch nach taktischen Gesichtspunkten. Die Bugkanonen ( 12 Pfünder mit glattem Rohr), sogenannte Jagdkanonen, waren ursprünglich nicht geplant. Aber ich stellte fest das die Seitekanonen keinen ausreichenden Schwenkbereich für
den Beschuß nach vorn aufweisen. Deshalb die Montage der Bugkanonen.

Die Gatling, zur Abwehr von kleineren Luftschiffen oder zum Bodenbeschuss, war von Anfang an so gewollt allerdings sollte sie nachträglich montierten Charakter haben. Es soll sich ja um eine Prototypen handeln und die Besatzungen machten ja Erfahrungen und führten Verbesserungen durch oder wiesen Sie an.

Dies gilt auch für die beiden ganz neuen Maxim-MG´s , die der Bedrohung durch aufkommende Flugmaschinen Rechnung tragen, die auf einer Plattform oben montiert wurden. Natürlich muss man auch dort oben hinkommen, deshalb machte ich noch eine Strickleiter. Man beachte das die beiden Soldaten angeleint sind! Man will ja nicht abstürzen.

Die Mast-Plattform baute ich weil mir der Bereich zu leer erschien, und diese rüstete ich noch mit 2 Drehbassen, die auch wieder eher ein Anachronismus sind, aus. Drehbassen dienten auf Segelkriegsschiffen des 17., 18. und bis hinein ins 19. Jahrhundert zum beschiessen der feindlichen Decks und zur Abwehr bei Entermanövern. Da es zu dem gedachten Zeitpunkt fiktiv noch keine bzw. nicht viele andere Luftschiffe gibt und Entermanöver auch für das gegnerische Luftschiff ein hohes Risiko bergen würde, wäre so etwas eher unwahrscheinlich. Aber wer beim Bund war der weiß das auch in der Realität die Ausrüstung beim Militär nicht immer logischen Gesichtspunkten folgt!

Die Lackierung erfolgt teilweise schon während des Baues an einigen Teilen. Bei den Decals muss man schauen was man noch so in der Grabbelkiste hat.

Das X in der Kennung weißt darauf hin das es sich um einen Prototyp handelt. Ich war mit dem Modell auf der Smallscaleconvention 2016. Dort stellte sich heraus, durch den Hinweiß eines englischen Modellbaukollegen, das der erste AC 130 Hercules Prototyp genau diese Kennung hatte.

Die Mannschaft besteht aus Figuren der Firma Hät! Figuren aus der Zeit der Kolonial Kriege passen sehr gut. Oder US-Bürgerkrieg und teilweise früher erster Weltkrieg. Ich baue auch häufig Figuren um, gezwungenermaßen.

Ich habe mir Gedanken über die Besatzungszusammensetzung gemacht. Ein Prototyp ganz neuer Art würde sicher mit geeigneten Freiwilligen aus allen Truppengattungen bemannt. Was nicht zwangsläufig Seesoldaten gewesen wären. Ich habe mich für Soldaten in Infantrie-Uniform und Artilleristen entschieden.

Die Takelung war der letzte Arbeitschritt, aber die wertet das Modell nochmal besonders auf. Takelungen sind meist mit die arbeitsinensivsten und anstrengendsten Arbeitsgänge. Bei dem Rauch handelt es sich um eine Art grober Watte die man zur Weihnachtszeit in Blumenläden als Dekoschnee bekommen kann ( mit zerstossener Bleistiftmine unregelmäßig eingefärbt.

Während des Baues entwickelte ich ein fiktive Geschichte zu der Achilles. Aus dieser resultierte dann noch die Montage eine Bombenabwurfvorrichtung am Bug!

So das war es auch schon. Bis zum nächsten Mal!

Euer Marcel Ruppach

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Werkbank.

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