Bei der Bemalung von Figuren spaltet sich die Gemeinschaft in zwei Lager: Die Öl-Farben-Fraktion und die Acryl-Maler! Dieser Workshop soll zeigen, dass beide Varianten ihre Vor- und Nachteile haben und eine Kombination beider Techniken eine geschickte Symbiose darstellen kann!
Jedem, der sich mit der Bemalung von Figuren oder Büsten beschäftigt, stellt sich irgendwann die Frage, welche Art von Farben für ihn die richtige ist. Schaut man den Profis und Fortgeschrittenen über die Schulter, so stellt man fest, dass es eigentlich keine festen Regeln für die Auswahl der Malmittel gibt! Die einen schwören auf Öl – die anderen bevorzugen die Acryl-Varianten. Vorab sei gesagt, dass jeder für sich selbst entscheiden muss, welche Farben für ihn die besten Ergebnisse aufzeigen.
Die Basis
Der Einsatz eines guten Haftgrundes gilt für beide Farbwahlen. Ich sprühe eine handelsübliche, sandfarbene Grundierung mittels einer Spraydose aus dem Baumarkt auf. Die Grundierung zeigt oftmals noch Stellen auf, die nachgebessert werden müssen. In diesem Falle habe ich mit etwas Spachtelmasse die Ansätze am Hals und an dem Wildschweinkopf an der Rückseite der Büste verfüllt.
Das Gesicht
Die Gesichtsgrundfarbe trug ich mit einer Acrylfarbe Dark Flesh aus dem Hause Vallejo auf. Eine lasierende Acryl-Mischung aus Leather-Brown und Light Brown setzt erste Akzente und vertieft die Falten. Nachdem dieser Farbauftrag durchgetrocknet war, wurden mit einer hellen fleischfarbenen Ölfarbe einige Highlights auf dem Gesicht verteilt und das Ganze mit einem breiten Flachpinsel in der Trockenmalweise modelliert. Hier zeigt sich der Vorteil der Ölfarbe gegenüber der Acrylfarbe, da man sie leicht verblenden kann und so die Übergänge von hell zu dunkel leichter darzustellen sind.
Darstellung von Stofflichkeiten
Da die Ölfarben etwas länger zu Trocknen benötigen, habe ich die Zeit genutzt, um das Tierfell und die Haare des Kriegers zu grundieren. Hierfür verwendete ich wieder Vallejo und Model-Color-Arylfarben. Die Fellhaare erhielten einen schwarzbraunen Auftrag, der anschliessend mit einer Lasur aus Schwarz und etwas Violett überpinselt wurde, um die Vertiefungen zu betonen.
Mit Hilfe von einem hellen Braun setzte ich die ersten Akzente auf dem Fell des Schwarzkittels. Nachdem alles gut durchgetrocknet war, kamen auch hier wieder die Ölfarben zum Einsatz. Mit einem hellen Ockerbraun verblendete ich, in der Trockenmalweise, die Fellhaare. Dieser Effekt gibt dem Fell Volumen und läßt die einzelnen Haarpartien herausstechen. Zu guter Letzt habe ich dann noch mit Acryl einzelne Haare mit einer Mischung aus Weiss und Sand besonders hervorgehoben.
Die Wildschweinfüsse erhielten eine graubraune Farbe und wurden mit etwas Beige und Weiss konturiert. Ebenso habe ich die Nase und die Augen des Eberkopfes behandelt.
Farbmodellieren des Gesichtes
Mittlerweile war auch die Ölfarbschicht auf dem Gesicht durchgetrocknet. Mit stark verdünnter rotbrauner Ölfarbe habe ich, mit lasierendem Auftrag, den Haaransatz und die Gesichtfalten angeglichen. Im Bartbereich und um die Augen herum kam hierbei auch ein dunkles Braun, in der selben Verfahrensweise zum Einsatz.
Wenn mal ein Auftrag zu dunkel oder zu satt erscheint, so kann dieser problemlos mit einem sauberen Pinsel und etwas Terpentin oder Waschbenzin entfernt werden. Hierbei sollte man allerdings sehr sorgfältig vorgehen, um nicht die darunterliegenden Farbschichten anzugreifen. Ein Wechselspiel zwischen hellen Fleischtönen und rotbraunen Nuancen dient dazu, dass Gesicht herauszuarbeiten und zu betonen.
Zwischenschritt: Versiegelung
Nach Abschluss dieser Arbeiten und einem Tag Trocknungszeit habe ich die gesamte Büsten mit einer Schicht mattem Klarlack übersprüht. Ein Nachteil der Ölfarbe ist es, dass sie immer etwas glänzend auftrocknet. Es gibt zwar Mattierungsmittel, die dieses verhindern sollen, jedoch traue ich diesen Substanzen nicht sonderlich. Der matte Klarlack reduziert den Glanzeffekt und gibt der Figur auch einen gewissen Schutz bei den weiteren Malvorgängen.
Gesichts-Finish
Erhabene Stellen, wie das Kinn, der Nasenrücken, die Wangenknochen und die Stirn erhalten nun noch ein paar Highlights in Form von fast weissen Tupfern die mit einem flachen Haarpinsel leicht verrieben werden. Den Bart und die Haare habe ich mit hellen Brauntönen betont und sie so dem Gesamtbild angeglichen. (Bild 6) Die Bauch- , Brust- und Armmuskeln des Kriegers sind mit verschiedenen Lasur- und Trockenmalvorgängen, diesmal wieder mit Ölfarben, herausgearbeitet worden. Nun fehlten dem Gesicht nur noch die Augen. Die Augenhöhlen habe ich vorab mit Acrylschwarz gefüllt und dann mit einem Weiss ausgemalt, wobei ich einen kleinen schwarzen Rand als Lidschatten stehen ließ. Ein dunkelblauer Punkt bildet die Iris, auf die ein kleinerer schwarzer Punkt als Pupille gesetzt wird. Zwei winzige Tupfer mit Weiss geben den Augen die Leuchtkraft und erwecken sie zum Leben. Wer mag, der kann nun noch ein Schicht glänzenden Klarlack in die Augen setzten um sie noch strahlender wirken zu lassen.
Körperschmuck
Widmen wir uns nun dem Schmuck des Kelten. Armreif und Halsketten sind sicherlich historisch belegbar – wohingegen ich die reich verzierten Ornamente und Sternenketten auf der Vorderseite des Tierfelles als künstlerische Freiheit des Modelleurs bezeichnen würde. Mal abgesehen davon, geben sie aber einen reizvollen Blickfang ab. Alle Schmuckstücke wurden mit Acrylschwarz grundiert und nach dem Trocknen mit einer Mischung, die ich aus Goldpigmenten von Vallejo und Nitroverdünnung angerührt habe, bemalt. In gleicher Weise erhielten die Sterne eine Bemalung mit Silber. Um auf dem Schmuck einen Glanzeffekt zu erzeugen, wurden alle Kanten abschliessend mit Sonnengelb akzentuiert – diesmal wieder mit Ölfarbe. Da es bei den Kriegern der Kelten Tradition war, dass sie ihren Körper mit Tätowierungen schmückten, sollten diese natürlich an meiner Büste nicht fehlen. Eine kurze Recherche in Fachbüchern zeigten einige, einfach nachzuvollziehende Tribals, die ich mit einem feinen Pinsel und etwas blauer Acrylfarbe auftrug.
Ein letzter Auftrag mattem Klarlacks und ein Messingschild aus dem Programm von Fredericus Rex vollenden die Arbeiten an der Büste – und nun kann sie ihren Platz in der Vitrine einnehmen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit dieser kleinen Exkursion meine Arbeitsweisen näherbringen. Ob Sie nun Öl oder Acryl bevorzugen wird wohl jeder für sich selbst entscheiden müssen!
Probieren geht halt über Studieren!