Der Modellbau und das schier unendliche Angebot an Farben!
Als enthusiastischer und absolut leidenschaftlicher Militärmodellbauer, mittlerweile auch als Bemaler von Büsten, falle ich gleich mit einem Rückblick ins Haus.
Wer von uns hätte noch im Kindesalter, als man begann sich mit Plastikbausätzen zu beschäftigen, daran gedacht, was uns einmal Jahre später an Bausätzen, Zubehör und dem wichtigsten Medium, den Farben, zur Verfügung stehen würde?
Schauen wir auf die Zeit, in der uns die Airfix und Matchbox 1:72-Modelle durch unsere Modellbauanfänge begleiteten. Wir bauten sie nach dem Bauplan zusammen – Schiffe, Flugzeuge oder Panzer – und versuchten uns mit den ersten “Bemalungskünsten”. Was stand uns damals an Farben zur Verfügung ? Natürlich Emaillefarben von Revell, später kamen noch die Humbrol-Döschen dazu. Geruchsstark und nicht selten trugen wir “zu dick” auf. Jahre später, als die ersten Tamiya -Modelle in 1:35 auftauchten, pinselten wir entweder in Grau oder in Dunkelgelb. Einige Mitstreiter besaßen die Kühnheit und verpassten den Vinylketten einen silbernen Anstrich. Wir kannten ja vorher nichts anderes.
Da tauchte plötzlich im Laufe der Zeit ein gewisser Francoise Verlinden am Modellbauhimmel auf und urplötzlich brach ein neues Zeitalter des Militärmodellbaus an. Seine Dioramen begeisterten damals jeden von uns. In seinem ersten kleinen Buch mit dem Titel “Superdioramen” begann die Ära des Verwitterns und Verschmutzen von Modellen. Jeder versuchte sich an den ersten “Washings” mitunter gar mit Nitro-Verdünnung oder sogar mit Bremsflüssigkeit. Die Wirkung brauche hier nicht zu erläutern …
Und damit zum Thema: Die Farben im Militär-Modellbau!
Jahre sind ins Land gezogen und der Militärmodellbau hat sich, und das sage ich mit Fug und Recht, zu einer hohen Kunst entwickelt. Dank einem fast unendlichen Angebot an Acryl- , Emaille- oder Ölfarben können wir unsere Fahrzeuge und auch unsere Dioramen “versorgen”. Ist man auch darüber hinaus noch mit einer künstlerischen “Ader” ausgestattet und hat ein Gespür für Farben bzw. Farbmischungen, können unsere Werke zu außergewöhnlichen Kunstwerken werden. Bei den Arbeiten mancher Militärmodellbauer kann Einem vor Staunen nur der Mund offen stehen bleiben.
Doch zurück zu meinem eigentlichen Thema, den Farben und der Frage: Brauchen wir so ein riesiges Angebot an Acryl-, Öl-Farben und den unzähligen Filtern und Verwitterungsprodukten? Ich sage: Ja!
Durch dieses immense Angebot kann jeder seine individuellen Bedürfnisse befriedigen und sich mit Allem möglichem auseinandersetzen. Was das Verblüffende an dieser Sache ist: Es wurden Produkte entwickelt, die bei der Bemalung und Verwitterung bzw. Alterung eines Panzers absolut Zeit ersparend sind.
Einige davon möchte ich in dieser Besprechung vorstellen.
Es handelt sich hierbei um das komplette Oil-Brusher-Set von MIG mit der dazugehörigen Verdünnung, sowie dem Weathering-Set “German Camo”, dem “Mud-Eastern-Front Set” und den raffinierten “Weathering -Pencils”.
Wir beginnen mit MIG`s Verwitterungs-Set “Dreifarben -Tarnung”.
Dieses Set besteht aus: Schlammspritzern Trockene Steppe, Washing für Dunkelgelb, Pigmente Dunkle Erde, Streaking Grime und Filter für Dreifarben-Tarnschema.
Der Turm des “Sturen Emil” ist im üblichen Dreifarben-Tarn mit Tamiya Dunkelgelb, Natobraun und mit Cockpit-Grün gespritzt. Ich habe bewusst hellere Farbtöne verwendet, um die Wirkung der Filter zu testen. Um es gleich vorneweg zu sagen: Der Filter A-MIG 1510 ist ideal. Man kann verschiedene Schichten auftragen, bis man selbst zufrieden ist. Es ist zu empfehlen, zuerst wenig von der Flüssigkeit aufzutragen, um die Wirkung zu verfolgen. Nebenbei sei noch zu erwähnen: Nach Auftragen des Tarnschemas eine Schicht Klarlack darüber, damit der Filter besser fließen kann. Auf jeden Fall hinterlässt dieser Filter bereits nach der ersten Anwendung eine gewisse Tiefe und unterstreicht die Wirkung ungemein.
Auf die Oilbrusher möchte ich kurz noch etwas näher eingehen. Auf dem Turm des Jagdpanzers “Sturer Emil” kann man verschiedene Farbtupfer erkennen. Diese dienen dazu, dem Modell noch zusätzliche Farbnuancen zu verleihen. Man trägt mit den Oilbrushern verschiedenfarbige Punkte auf und zieht dann mit einem nicht zu weichen Pinsel , benetzt mit MIG´s geruchloser Verdünnung, dieselben nach unten. Um noch mehr Kontraste zu erreichen, kann man die Punkte auch ab und zu ohne Verdünnung miteinander vermischen. So entstehen noch ganz individuelle Filter. Die Zeitersparnis durch die Oilbrusher ist enorm, gehört doch das lästige Ausdrücken alter Ölfarben-Tuben der Vergangenheit an. Auch das lästige und ständige Pinselabwischen nach jedem Farbtupfer entfällt. Man kann ruhig die gesamte Palette der Oilbrusher-Farbtöne auf dem Modell anwenden, es wird sich immer ein homogener zusätzlicher Filter einstellen. Natürlich bleibt es Jedem selbst überlassen, wie er seinen Filter kreiert.
Wir “filtern” weiter!
Um noch mehr Kontraste zu erzeugen, kommen wir nun zu einem Produkt, dass vieles erleichtert und vor allem zeitsparend ist: Die sogenannte “Oil – Brusher” – also fertige Öl-Pinsel. Es gibt sie in 21 Farbtönen. Im dazugehörigen Farbständer sind sie schnell zur Hand. Das lästige Ausdrücken der Tuben gehört der Vergangenheit an und man kann sauber und zügig arbeiten. Jeder kann sich seine eigene Filter “zusammenstellen” und bei Bedarf noch den ein oder anderen Farbton hinzufügen . Ein Flachpinsel und MIG`S geruchloser Verdünner vermischen diese Farbpunkte zu einer homogenen Einheit. Bitte glaubt mir, diese “Erfindung” wertet ein Modell ungemein auf. In der Schlussbetrachtung gehe ich noch einmal allgemein auf das Resultat ein.
Für die Verschmutzung am “Emil -Turm” habe ich MIG-11751 “Dry-Steppe” angewandt. Da dieses Produkt in seiner Konsistenz etwas dickflüssig ist, empfiehlt es sich, etwas von MIG`s “Enamel Odourless Thinner” dazuzugeben und ihn etwas aufzumischen. Die Konsistenz wird dann etwas buttermilchartig sein und hinterlässt am Modell einen tollen Eindruck. Es können dann je nach Geschmack des Modellbauers noch die im Set enthaltenen Pigmente A. MIG 3007 “Dark Earth” beigemischt werden. Auch die Verwendung von “Streaking Grime” bleibt Jedem selbst überlassen. Und bitte nicht vergessen: Immer den dazugehörigen Verdünner verwenden, sonst kann man böse Überraschungen erleben.
Ebenfalls eine Bereicherung zur Aufwertung unserer Fahrzeuge wie Panzer, Halbkette etc. dienen die neu erschienenen “Weathering Pencils” von AK . In diesem Fall das Rust und Streaking Effect Set in verschieden Rosttönen. Auf dem Modell aufgerieben, mit einem feuchten Pinsel etwas flüssig gemacht und mit einem TROCKENEN Pinsel nachgerieben, erzeugt man phantastische Nuancen und Schattierungen.
Zu guter Letzt noch das “Mud Eastern Front”, also das Ostfront-Schlamm-Set von MIG. Drei Fläschchen mit Pigmenten “Dark Earth” sowie flüssigem trockenen und feuchten Schlamm. Die Anwendung ist simpel, aber umso wirkungsvoller. “Dark Mud” mit Pigmenten vermischt und drauf auf die Kiste, natürlich erst sparsam. Für feuchten Schlamm einfach “Fresh Mud” mit dem Pinsel darüber. Ich hoffe, man kann den Unterschied an den Laufrollen des Königstigers erkennen.
Kommen wir nun zur Schlussbetrachtung:
Wie ich eingangs erwähnte, stellt man sich die Frage, ob diese überwältigende Vielzahl von Farben und Verwitterungsprodukten notwendig ist. Ich kann nur immer wieder betonen: JA!! Und zwar aus folgendem Grund: Wir bauen Modelle und Dioramen und Modell bedeutet nichts anderes, als die Wirklichkeit im Kleinen. Dazu gehört auch das farbliche Erscheinungsbild. Wenn wir ins Lager unserer Freunde von den Modelleisenbahnen spähen, entdecken wir, dass es immer mehr Anlagen gibt, deren Loks, Gebäude etc. eine Alterung bzw. Verwitterung erfahren. Man sieht immer mehr verdreckte Fabrikanlagen, Schuttplätze oder abgebrannte Dachstühle. Also sollten wir das auch im Bereich des Militärmodellbaus unbedingt anwenden. Dazu verhelfen uns diese Produkte von MIG, AK etc. Natürlich gilt es diese richtig anzuwenden.
Fazit:
Ich habe die Oil-Brusher und die erwähnten Farb-Sets ausprobiert und kann nur sagen: Hervorragend! Nehmt Euch Zeit beim Vorbereiten der Farben, rührt die Filter richtig auf und scheut Euch nicht, alles in Ruhe auszuprobieren. Noch ein Wort zu den Oil-Brushern. Vielleicht ein wenig schütteln (nicht zu viel) und dann beim Herausziehen etwas abstreifen. Ein unglaublich zeitsparendes Produkt und eine tolle Erfindung.
Gesamt-Fazit. Richtig angewendet sind die MIG -Produkte eine tolle Sache! Qualitativ hervorragend sind sie eine große Bereicherung zum Gelingen unserer Projekte. Und wie gesagt, wenn wir unsere koreanischen und japanischen Modellbaufreunde beobachten, für die diese Produkte dazugehören wie die Butter aufs Brot und ihre Ergebnisse sehen, ist Alles gesagt.
Liebe Freunde, ich hoffe, meine Ausführungen haben Euch inspiriert, Euch mit diesen Produkten anzufreunden um Eure Projekte aufzuwerten.
Euch Allen viel Spaß beim Ausprobieren!
Frithjof Greiner