Manchmal sind es eher die Zufälle, die einen auf eine Dioramen-Idee bringen. Beim „rumzappen“ durch´s Überangebot von TV-Programmen blieb ich auf einem Bericht über die amerikanische Prohibition in den frühen 1920er Jahren hängen. Ein paar Bleistiftskizzen später und nach dem Heraussuchen der Nemrod-Figurengruppe „Chicago“ aus dem Fundus, war die Grundlage für die nachfolgenden Vignette gegeben.
Die Idee
Bei einem Besuch in New York habe ich auch die Hafenviertel am Hudson River besucht. Daher hatte ich eine ziemlich genaue Vorstellung, wo meine Szene spielen sollte. Ein Hafenkai, eine Fabrikfassade im Hintergrund und die drei Protagonisten von Nemrod (Historex) als Hauptdarsteller. Der Dioramenzubehör-Markt bietet für fast jede Szene das passende Material – und so einiges kann man auch leicht selbst herstellen. Der Beton-Hafenpier stammt aus dem Programm von Accurate Amor und ist eigentlich für ein U-Boot-Hafen konzipiert. Das kleine Fabrikgebäude findet man im Sortiment von Reality in Scale und der Rest ist aus Strukturplatten, Kunststoff-Material aus dem Architekturbedarf und mit einigem aus der Restekiste gestaltet worden.
Nachdem alles soweit aufgebaut und fixiert war, erhielt das gesamte Konstrukt eine sorgfältige Grundierung mit einem handelsüblichen Haftgrund und anschließend einen ersten groben Farbauftrag mit der Airbrush-Pistole. Der Kai wurde in Grautönen bemalt und die Ziegelsteinwände in einem satten Rotbraun. Nun folgte eine zeitintensive Behandlung jedes einzelnen Bereiches mit dem Pinsel. Zahlreiche Washings und Trockenmal-Einsätze ergaben schließlich ein zufriedenstellendes Ergebnis.
Die “Chicago”-Miniaturen von Nemrod sind einfach klasse! Angelehnt an den Filmklassiker “The Untouchables” passen die Drei hervorragend in meine Szene!
Die Mauerstrukturplatten aus Polysterol findet man im Architekturbedarf für unterschiedliche Maßstäbe. Auf Karton oder Depafit aufgeklebt kann man daraus recht unkompliziert ganze Gebäudekomplexe konstruieren. Gravierte Kunststoffplatten simmulieren verwittertes Holz!
Die Werbe- und Firmenschilder sind Papierausdrucke, die gealtert und mit Klarlack versiegelt wurden.
Ein paar Holzkisten, leere Glasflaschen und eine Ratte von Mantis Miniatures beleben “tote” Ecken.
Gerade die “Kleinigkeiten” machen die Szene so interessant und lassen den Betrachter immer wieder neue Dinge entdecken!
Accessoires aus der Restekiste! Die Dachrinne kommt von Miniart, ebenso der Fensterladen und die Leuchte. Der Schornstein ist ein alter Stohhalm und die Stromleitungen findet man bei Italeri.
Der Hudson River wurde aus Spachtelmasse modelliert, bemalt und die Wellenkämme sind aus Weißleim aufgesetzt. Ein paar alte Reifen aus der Restekiste geben noch einen zusätzlichen Eyecatcher ab!
Der Hintergrund wirkt voluminös, obwohl er nur gerade einmal 1 cm dick ist. Die Firmenschilder geben dem Ganzen noch die nötigen Farbkleckse!
Die Figurengruppe in der Totalen. Obwohl viele unterschiedliche Farbtöne zum Einsatz gekommen sind, wirkt die gesamte Szene nicht “bunt”, sondern fügen sich harmonisch zusammen.
Ich hoffe, ich kann Sie mit meiner kleinen Exkursion dazu animmieren, sich einmal selbst an solche Projekte zu wagen. Das ganze Unternehmen hat sicherlich einige Zeit in Anspruch genommen – aber es war purer Bastelspaß! Und genau das macht ja unser schönes Hobby aus!
Joachim Goetz