Anno 1756 Karabinier zu Schaumburg-Lippe-Bückeburg “Le diable noir”

Es war schon immer ein großer Wunsch von mir ein eigenes Modell zu erschaffen. Bisher hatte ich mich aber nicht an die Modellierung einer Figur herangetraut. Was man erreichen kann, wenn man es doch einmal wagt, zeigt dieser Artikel.

Zuerst habe ich nach einer geeigneten Idee für ein Modell gesucht, das mich anspricht und das es in dieser Form am Markt noch nicht gegeben hat. Ein guter Freund gab mir schließlich den entscheidenden Hinweis, der mich auf den richtigen Weg brachte.

Aber da gingen die ersten Schwierigkeiten schon los, denn es sollte sich als außerordentlich schwierig erweisen, geeignetes Bildmaterial zu dieser Figur zu finden.
Nach tagelanger Buch- und Internetrecherche und nach vielen Telefonaten mit anderen Figurensammlern und Hobbyhistorikern hatte ich endlich genügend Material zusammen, die Arbeit konnte beginnen.

Das richtige Werkzeug und geeignete Materialien bilden die Grundlage

Ich stellte mir zu Beginn meine Werkzeuge und Materialien zusammen, mit denen ich die Figur umsetzen wollte.

Dazu gehörte die Zweikomponenten-Modelliermasse Apoxie-Sculpt, die im Verhältnis 1:1 gemischt wird und sich dann für einen längeren Zeitraum verarbeiten lässt, bis sie an der Luft trocknet. Nach dem Durchtrocknen bildet sie eine harte Oberfläche, die sich sehr gut mit dem Bastelmesser und mit diversen Schleifmitteln bearbeiten lässt. Eine ebenfalls eingesetzte andere Masse war Green-Stuff. Ein Material das selbst nach dem Trocknen noch flexibel bleibt und so enorme Vorteile für viele Details bietet.

Ein unerlässliches Hilfsmittel beim Arbeiten am Objekt, sind sogenannte Modellierpinsel.

Diese haben eine Gummispitze in verschiedenen Ausführungen, die sich wunderbar zum Strukturieren und Umformen der Masse eignen. Weitere Werkzeuge waren schließlich verschiedene Spachtel, Schleifmittel, Messer und ein Nudelholz für Kinderknetmasse, das ich mit viel Zureden und letztendlich mit Bestechung meinen Töchtern abnehmen durfte.

Auf einem Mannequin beginnt der Aufbau

Ich wollte meine Wunschfigur als Büste umsetzen, da mich an Figuren die Gesichter am meisten faszinieren und Büsten leben durch Ihren Gesichtsausdruck. Da es sich bei diesem Modell um meine erste Modellierarbeit handelte und ich mich nicht sofort an die komplexe Gestaltung eines Gesichtes herantraute, habe ich mir ein sogenanntes Mannequin der Firma El-Greco aus England zugelegt.

Ein Mannequin ist nichts anderes als eine nackte Base, auf der man sich seine Wunschfigur aufbauen kann. Dies ist am Anfang sehr zu empfehlen, da es die Arbeit doch um einiges erleichtert und nicht schon sofort zu Frustrationen führt.

Nachdem ich mit einem Kugelschreiber die Umrisse der geplanten Schritte auf der Base aufgebracht hatte, begann ich mit den ersten Aufbauten.
Von oben nach unten und von innen nach außen lautete dabei das Motto.

Die Kopfbedeckung

Um den Kopf des Karabiniers läuft ein Gurt, der den Helm am Kopf festhält, dieser wurde zuerst modelliert, um dann den Rohling des Helmes in Form zu bringen.

Dabei immer in kleinen geplanten Schritten arbeiten und genau überlegen, wie man vorgeht, da bedingt durch die Trocknungszeit der Masse immer nur einzelne überschaubare Schritte sinnvoll sind. Nachdem die ersten Bearbeitungsschritte durchgetrocknet waren, wurde das Ergebnis in Form geschnitten und geschliffen, bis es die gewünschte Struktur aufwies. Glätten kann man die Masse auch während des Entstehungsprozesses mit einem Pinsel und Isopropanol. Der Alkohol ist auch als Trennmittel zum Werkzeug zu empfehlen, da dann das Apoxie nicht am Werkzeug sondern nur am Werkstück haftet.

Der nächste Schritt waren die Feinarbeiten am Kopfgürtel, wie die Gürtelschnalle etc. und das um den Helm laufende Bärenfell.

Nachdem das Fell die gewünschte Größe und Form hatte, wurde die Fellstruktur mit einer alten Zahnbürste und einer kleinen Drahtbürste eingebracht. Dies alles muss geschehen, solange die Masse noch weich ist, daher ist hier etwas mehr Eile geboten. Zum Abschluss der Kopfbedeckung wurden noch die Riemenansätze aufmodelliert.

Der Kürass schützt den Körper

Nachdem ich die Bekleidungsansätze am Hals angebracht hatte, setzte ich zur Bearbeitung des Brustpanzers an. Dabei brachte ich die Masse zuerst mit meinen Fingern in die grobe Urform, um dann mit den oben erwähnten Spachteln, Modellierpinseln und einem Haarpinsel die endgültige Form herauszuarbeiten.

Dabei sollte man sich genau mit einer Kürassform beschäftigen, damit der Brustpanzer später realistisch wirkt. Nun war schleifen, schleifen und nochmals schleifen angesagt.

Als nächstes brachte ich die Abgrenzungen des Brustschutzes, die Panzerung auf den Schultern, die Metallplatten an den Kopfriemen und die Kürassbefestigungen auf.

Für die Nieten drückte ich mit einem Gürtellocher kleine runde Nietenköpfe aus Bleifolie aus, die ich mit Sekundenkleber auf der harten Masse fixierte. Für die dünnen Metallplatten auf den Schulterriemen benutze ich dünnes Kupferblech, das ich mir in die passende Größe geschnitten hatte.

Letzte Arbeiten prägen den Charakter

Nun erfolgten noch ein paar Feinarbeiten am Brustpanzer, bevor das Karabinerbandelier, der Kartuschenriemen und der Helmschirm aufgesetzt wurden.

Um dem Gesicht einen eigenen Charakter zu verleihen wurden die Haare, die Zöpfe, die Augenbrauen und der Schnurbart mit dem vorher erwähnten Green-Stuff aufmodelliert. 

Dabei ist die die Flexibilität der Masse von großem Vorteil, da sich so zum Beispiel die Zöpfe sehr schön flechten ließen. Danke hier an meine Töchter, die mir das Flechten eines Zopfes beibrachten. Nach dem kompletten Durchtrocknen grundierte ich die Büste zum ersten Mal um eventuelle Fehler besser sehen zu können. Dabei gab mir ein Freund den Hinweis, dass ich den Nackenschild fehlerhaft hergestellt hatte, da er nicht als Ganzes sondern stufig getragen wurde.

Nach der Korrektur wurden noch mit Ponal-Holzleim kleine Tropfen auf die einzelnen Metallplatten gesetzt, die später wie winzige Nietenköpfe aussehen. Mit der zweiten Grundierung waren die Modellierarbeiten abgeschlossen und ich war stolz die erste eigene Figur geschaffen zu haben.

Farbe bedeutet Leben

Erst mit der Bemalung kann man der Figur wirklich Leben einhauchen.
Dazu untermalte ich die Figur erst einmal komplett in Acryl und legte dabei schon die geplante Farbgebung fest.

Die Augen sind bei einer Büste enorm wichtig, sie wurden nun vorgemalt und die Rüstung erhielt eine erste dunkle Lasur in Öl.

Die dunkle Iris wurde mit blau aufgehellt, mein Charakter sollte blaue Augen bekommen. Die Panzerung erhielt erste Lichter mit Silberfarbe und der Kragen wurde mit Karminrot in Öl vorbereitet. Das Bärenfell um den Helm wurde in Umbra gebrannt bemalt und dann mit Vandykbraun abgedunkelt und mit Neapelgelb aufgehellt.

Nun wurde in die blaue Iris die schwarze Pupille gesetzt und nach dem Trocknen kam noch ein Lichtpunkt mit Weiß ins Auge. Das Gesicht bekam einen ersten Überzug in Ölfarbe mit meiner gewohnten Mischung Sienna gebrannt + Umbra gebrannt + Fleischocker + etwas Chromoxidgrün. Danach wurden alle Rüstungselemente noch mit Tamiya Smoke überzogen.

In der nun folgenden Malsitzung erfolgten eine Menge einzelner Malschritte. Der rote Kragen wurde mit Chromoxid grün feurig zum Karmin und etwas blau abgedunkelt und mit Kadmiumgelb aufgehellt. Die mit Tamiya Smoke vorbereiteten Metallelemente wurden mit mehreren dunklen Lasuren abgedunkelt und das Karabinierbandelier wurde in Gelb bemalt. Die Hautfarbe wurde mit Umbra gebrannt und etwas blau abgedunkelt und mit Hautfarbe von Lukas aufgehellt.

Mit der Bemalung der Lippen und ein wenig Alizarinkarmesin auf den Wangen und der Nase wurde die Bemalung des Gesichts abgeschlossen. Die Behaarung wurde mit den ersten Lichtern versehen.

Letzte Ausbesserungen, die Bemalung der Haarbänder und das Setzen der Highlights an den Haaren vollendeten die Bemalung

Fazit

Lange, sehr lange hat es gedauert, bis ich mich an die Modellierung einer eigenen Figur getraut habe und heute Ärger ich mich, dass ich es nicht bereits früher versucht habe. Sicherlich ist der Eigenbau noch nicht perfekt, aber darum geht es auch nicht. Etwas Eigenes erschaffen und ein absolutes Unikat in seiner Vitrine anzuschauen, ist ein unvergleichbares Erlebnis und ich kann jeden Interessierten nur animieren es selbst einmal zu versuchen. Es lohnt sich!!!

Geschichte:

Karabinier zu Schaumburg-Lippe-Bückeburg

Im Jahr 1753 wurde das Karabinierkorps zu Schaumburg-Lippe-Bückeburg von Graf Wilhelm zu Bückeburg aufgestellt um unter Friedrich dem Großen seinen Dienst zu tun. Die Stärke der Truppe betrug anfänglich 75 Reiter und 50 Fußer. Trotz der schweren Rüstung gehörte dieses Korps zur Leichten Reiterei. Als Pferde dienten schwarze spanische Hengste, später aufgrund von Nachschubproblemen aber auch Wallache. Die eisernen Männer flößten in Ihren Schlachten den Feinden viel Respekt ein. So wurden sie von den Franzosen aufgrund ihrer dunklen Rüstung und Uniform aber auch aufgrund ihrer Tapferkeit als „die schwarzen Teufel“ (Le diable de Noir) bezeichnet. Sie hatten den Ruf, dass sie weder Pardon gäben noch nähmen.
Die schweren Metallbeschläge auf den Armen wurden nach einiger Zeit aufgrund der Probleme beim Handling wieder abgeschafft. Als Devise der Truppe galt „Pulchrum mori succurrit in extremis“, was so viel heißt wie „Ein schöner Tod winkt in Gefahren“. Das Korps nahm an vielen Feldzügen teil, sehr interessant für mich sind dabei der Feldzug in meiner Heimat im Jahre 1759, dazu gehören die Gefechte bei Lünen an der Lippe, das Gefecht von Lütgendortmund, der Überfall von Dorsten und die Gefechte von Nottuln und Dülmen.

Karsten Pöpping

Posted in Werkbank.

One Comment

  1. Sehr schön! Kaum zu glauben, dass es um ein Erstlingswerk handelt. Auch die Bemalung überzeugt mich völlig. Ganz besonders gefällt mir, dass die Büste nicht die üblichen, schon zigmal angebotenen Typen darstellt, sondern einen der archaisch wirkenden Reiter zeigt.

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