Frankreich, Normandie im Juli 1944. Die 80-tägige Schlacht gegen die Alliierten nähert sich ihrem Höhepunkt. Der Kessel von St. Lo-Falaise gilt als eine der härtesten Schlachten der Kriegsgeschichte. Nach alliiertem Plan sollte der Weg nach Caen in sechs Tagen frei sein, doch man hatte leichtfertigerweise nicht mit dem zähen und verbissenen Widerstand der dortigen deutschen Verbände, auch wenn diese viel zu spät an der Front eintrafen, gerechnet. Nach einem unglaublichen Eiertanz in der deutschen Führung wurden Einheiten der Panzer-Lehr-Division, der 21. Panzerdivision, Fallschirmjäger und der 12. SS-Panzerdivision “HJ” den US-Amerikanern, Engländern und Kanadiern entgegengeworfen. Obwohl die Alliierten an Material haushoch überlegen waren, drohte an einigen Frontabschnitten durch den verbissenen deutschen Widerstand teilweise ein Desaster. Dennoch besaßen insbesondere die Amerikaner einen Trumpf: Die absolute Luftüberlegenheit. Einige Veteranen, die heute noch leben, können ein Lied von den gnadenlosen Jabos singen.
Bevor ich zum Diorama komme, möchte ich wie immer, ausdrücklich betonen, dass es sich hier um Geschichte handelt und keineswegs Kriegsverherrlichung betrieben wird. Die Erwähnung von Waffen-SS Verbänden etc. sind ausdrücklich den historischen Ereignissen und Einsätzen geschuldet.
Diorama und Idee
Beim Ordnen meiner, sich im Keller befindenden Bausätze, fiel mir Dragons Bausatz des schweren Plattformwagens in die Hände. Natürlich schießt Einem sofort eine Idee durch den Kopf, was man damit anstellen könnte. Nach einigen wirren Geistesblitzen entschloss ich mich, den Wagen erst einmal zusammenzubauen. Glücklicherweise enthielt der Bausatz, der ja schon ziemlich betagt ist, auch die dazugehörigen Schienen. Gesagt, getan, baute ich das Gefährt zusammen, immer im Kopf, was ich daraus “kreieren” könnte. Panzertransport oder gar ein Sturz von einer Brücke? Die unglaublichsten Szenen liefen vor meinen geistigen Augen ab. Da entdeckte ich unter meinem Basteltisch ebenfalls Dragons “Brummbär”! Wiederum entschloss ich mich zunächst einmal für den Zusammenbau – in der Gewissheit, dass die zündende Idee doch noch kommen würde!
Zusammenbau “Brummbär”
Nach einer langwierigen Montage infolge der unglaublich vielen Kleinteile dieses Bausatzes kam ich zu dem Entschluss, daraus ein ramponiertes bzw. beschossenes Fahrzeug darzustellen. Nach langem Überlegen und ausprobieren hatte ich es: Ein von Jabos zerstörter Plattformwagen mit abgerutschtem Panzer.
Das Werden des Dios
Eigentlich wollte ich einen von einer Brücke abgestürzten Panzertransport bauen, aber dafür war mir der Plattformwagen zu lang, denn er sollte in die Höhe ragen. Kurzerhand “zersägte ich ihn in der Mitte und probierte weiter. Nach einigen Stellproben hatte ich es: Die Hälfte des Plattformwagens ragt in die Höhe und der Panzer ist abgerutscht! Weitere Ideen erhielt ich durch Recherchen im Internet über zerstörte Bahnhöfe und Panzertransporte während der Invasion 1944.
Das Diorama
Das fertige Diorama spielt während der Invasion in der Normandie im Raum Falaise. Ein Brummbär-Transport hat es ausnahmsweise bis kurz vor Falaise geschafft. Dafür wurde er aber ziemlich übel zugerichtet. Die gesprengten Schienen mit dem Krater könnten aber auch ein Werk der Resistance sein, die zu dieser Zeit nichts unversucht ließ, jeglichen deutschen Nachschub zu unterbinden. In jedem Fall hat der Sturmpanzer “Brummbär” ganz schön was abbekommen. Zwei schwere Treffer haben die Seitenwände aufgerissen, während die kleineren vom Bordwaffenbeschuss der Jabos zeugen. Unterdessen formiert sich eine durch den Beschuss am Boden festgenagelte Kampfgruppe aus Fallschirmjägern, Soldaten des Heeres und Angehörigen der “HJ” Division zum Gegenstoß, wird aber noch vom Kompanieführer durch seine Handbewegung zurückgehalten. “Bleibt in Deckung, aber macht Euch bereit”, scheint er seinen Männern zu suggerieren.
Der Unterscharführer hat den Gegner ausgemacht und gibt dem MP-Schützen von den Fallschirmjägern Feueranleitung. Die Szene vermittelt eine angespannte Situation.
Über den Bau will ich nicht zu viele Worte verlieren, daher mache ich es kurz. Das Dio umfasst die Maße 22 x 22 cm. Eine Seite habe ich etwas abgeschrägt, um die Kampfgruppe von unten nach oben antreten zu lassen. Dadurch entsteht eine gewisse Dynamik, die durch den in die Höhe ragenden Plattformwagen (eine Folge des Bombeneinschlages und der Druckwelle) verstärkt wird. Den Strommast setzte ich auf zwei kleine Abfallblöcke Styrodur, in die ich mit einem Stichel Steine einritzte. Dieselbe Prozedur erfuhr auch der eigentliche Styrodurblock, so dass eine “steinerne” Bahnhofsatmosphäre entstand. Die entsprechende Farbbehandlung der Steine mit Acrylfarben tat ihr Übriges.
Betrachtung im Ganzen
Wie gesagt stammen die Bausätze von Dragon, der Strommast von Mini Art. Nach Platzierung der Schienen erhielt der gesamte Block eine schwarze Grundierung. Es folgte die übliche Farbbehandlung mit Erdfarben, Öl-Acryl und Pigmenten. Der “Brummbär” wurde nach Abschluss der Bemalung noch mit herabhängenden Planen und umherliegenden Fässern versehen. Die Hauptarbeit fiel natürlich, und wie kann es anders sein, auf die Figuren. Ich kann nur immer wieder betonen, und es bewahrheitet sich immer wieder: Ein Diorama, einschließlich der dazugehörigen Fahrzeuge, kann noch so hervorragend gebaut und bemalt sein: Schlecht bemalte Figuren machen es zunichte. (Ich hoffe, dass dies hier nicht zutrifft!) Daher sollte man nie aufhören, sich ständig mit neuen Techniken bei der Figurenbemalung auseinanderzusetzen. Die Berliner Zinnfiguren werden Einem mit Rat und Tat zur Seite stehen. In meinem Fall handelt es sich um Dragon-Figuren, die teilweise auch modifiziert wurden. Ich möchte hier keine Besserwisserei betreiben oder mich gar als Lehrmeister aufspielen, denn jeder hat seine eigene Methode, um großartige Modelle oder Dioramen zu schaffen. Ich hoffe nur, dass ich mit diesem Diorama den Einen oder Anderen dazu ermuntern kann, sich in aller Ruhe die Bilder auf sich einwirken zu lassen, um in dieser momentan sehr schwierigen Zeit ein für sich wirklich tolles Hobby zu entdecken. Dazu kommt Uniformkunde und vieles mehr. Es stehen uns alle Mittel, wie Bausätze, Farben, Pinsel, Verwitterungsprodukte und nicht zuletzt Literatur zur Verfügung. Und hat man dann noch Fachleute wie bei den Berliner Zinnfiguren an seiner Seite, kann man getrost in diese künstlerische Welt einsteigen.
Nachwort
Ich danke meinem Modellbaufreund Joachim Goetz für seine immerwährende Hilfe in manchen Fragen, auch für die Sockelschilder. Meinem Freund Günther Sternberg für die vielen Bemalungstipps und natürlich der “Besatzung” der Berliner Zinnfiguren bzw. dem Preußischen Bücherkabinett für Literatur, Farben etc. und der immer schnellen Lieferung.
Ich wünsche allen Modellbaufreunden und Figurenmalern in dieser verrückten und schwierigen Zeit viel Gesundheit und Erfolg bei ihren Vorhaben! Viel Spaß beim Betrachten des Dioramas!
Frithjof Greiner
Einfach stark! Man kann die Anspannung der Soldaten förmlich spüren und meint, jeden Augenblick das Rattern der Maschinenwaffen zu hören. So muss ein Diorama sein! Allein das zerstörte Stahlungetüm auf dem Plattformwagen ist ein Dio für sich. Ich ziehe meinen (nicht vorhandenen Hut) vor so viel handwerklichem Können und der Phantasie, die sich hier zeigt.
Bernd Peter
Auch meine Glückwünsche zu diesem gelungenen Diorama.
Es wirkt sehr realistisch und man erkennt die Freude des “Künstlers” beim Bau und Aufbau.
Es motiviert und inspiriert,
Ich mach mich gleich weiter an die Arbeit.
Viele Grüße
Hans-Gerhard Röse
Vielen ,vielen Dank für die positiven Kommentare . Es freut mich ,wenn es allen Modellbaufreunden gefällt und ich den Einen oder A nderen dadurch inspirieren konnte .Viel Erfolg Euch !
Viele Grüße
Frithjof Greiner
Da kann ich mich den Vorrednern nur anschließen!
Wieder ein begeisterndes, inspirierendes Beispiel sinnvoll gestalteter Freizeit, wie alle Arbeiten hier im Blog, echt stark