Ein Diorama im Maßstab 1/72 ist immer eine Herausforderung. Die Figuren sind mit 22 bis 25 mm Größe relativ klein und die Anzahl der Posen ist limitiert, was eine Interaktion der Figuren miteinander oft sehr erschwert. Daher ist es häufig notwendig kleinere bis größere Umbauarbeiten vorzunehmen (Kopftausch, Veränderung der Arm- und Beinhaltungen, zusätzliche Ausrüstungsgegenstände …). Hier ein kleines Beispiel wie mit relativ wenig Aufwand ein sehr gutes Ergebnis erzielt werden kann.
Historischer Hintergrund:
Im Jahre 1525 belagerte ein französisches Heer die Stadt Pavia in Norditalien, die von einer kleinen kaiserlichen Garnison verteidigt wurde. Ein Einsatzheer war bald vor Ort und es kam zu einer Schlacht, die eigentlich keine der beiden Seite wollte oder erwartete, bei der die Franzosen eine vernichtende Niederlage hinnehmen mussten.
Ich habe mir für das Diorama den Kampf der französischen Landsknechte (Die schwarze Bande) gegen kaiserliche Landsknechte im Park von Mirabello ausgesucht. Die zwei Gefechtsblöcke befinden sich gerade am Beginn des Gedränges – viele Piken auf engstem Raum, ein Kampf auf Leben und Tod – ohne Pardon.
Die Figuren:
Landsknechte sind immer ein sehr interessantes Thema für historische Dioramen und in letzter Zeit gibt es in 1/72 dazu einige Sets. Ich habe mir die Pikeniere von Dark Dream Studios ausgesucht (Best.Nr. 8166/72004). In der Box sind 24 Figuren in 8 Posen, Arme und Piken sind separat. Der Zusammenbau ist etwas mühsam, da man zuerst herausfinden muß, welche Arme bei welchen Figuren passen können und das Kleben von Weichplastikfiguren ist immer problematisch. Die Figuren haben alle Ringhände, allerdings sind die beigelegten Piken viel zu dick, sodass man sie ersetzen sollte (z.B. Evergreen-Rundprofile).
Da es für Landsknechte grundsätzlich keine Uniformvorschriften gab, kann man sich bei der Farbgestaltung so richtig austoben. Nur bei den Franzosen herrschte eine Mischung aus schwarz, rot und etwas weiß vor.
Das Diorama:
Als Grundplatte diente ein Deckel einer Plastikbox, mit Gips ausgefüllt um etwas Gewicht zu bekommen. Da es nicht genau bekannt ist, wie eine Parkanlage in Norditalien im Jahre 1525 wirklich ausgesehen hat, habe ich mich entschlossen, kurzen Rasen zu zeigen (war damals angeblich total angesagt). Der Rasen ist aus statischem Gras von Noch, darunter als Erde eine Schicht Kaffeepulver farblich adaptiert.
Als Hintergrund habe ich mir einige Fotos aus dem Internet zusammengesucht, diese ein paar Zentimeter hinter das Diorama gestellt und so sind die Aufnahmen des fertigen Dioramas entstanden. Bedingt durch die geringe Größe der Figuren passiert es leider, dass auf den Fotos jeder noch so kleine Fehler (ein übersehener Gussgrat, ein doch nicht so perfekter Pinselstrich oder ganz einfach ein Makel der Grundfigur) sichtbar wird, der bei Betrachtung des Originaldioramas fast unsichtbar ist.
Links:
Alle Fotos gibt es auf meinem Blog:
http://tkr172.blogspot.com/2018/01/pavia-1525-push-of-pikes_4.html
Und ein kurzes Video gibt es hier:
https://www.youtube.com/watch?v=I467s70Aghk
Bilder:
Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag etwas Lust auf den kleinen Maßstab geweckt habe und wünsche viel Spaß beim Anschauen bzw. selbst ausprobieren.
Grüße aus Österreich
Thomas Krug