Offizier 4. Preußisches Infanterieregiment 1756-1763 von Romeo Models.
Stolze Soldaten in eleganten Uniformen.
Die Figuren des Siebenjährigen Krieges sind in der vollplastischen Figurenmodellbau Szene leider ein recht wenig beachtetes Thema, aber trotzdem ein sehr interessantes und haben daher durchaus mehr Beachtung verdient.
Die italienische Firma Romeo Models hat sich des Themas Friederich des Großen mit zwei Figurenbausätzen angenommen und das war Grund genug, mich mit diesen Modellen zu beschäftigen. Der Offizier besteht aus neun sauber gegossenen Zinnteilen in guter Qualität.
Die Figur wurde, wie gewohnt, entgratet und verputzt und dann komplett zusammengebaut. Dies ist bei diesem Bausatz ohne Probleme möglich, da keine Hinterschneidungen die spätere Bemalung behindern. Nach dem Grundieren in Grau wurde die Figur vorerst zur Seite gestellt und konnte in Ruhe durchtrocknen.
Der richtige Hintergrund belebt das Gesamtbild
Um die Figur später in einer passenden und schönen Umgebung präsentieren zu können, widmete ich mich nun zuerst der Sockelgestaltung, die ich immer für sehr wichtig erachte, um ein harmonisches Gesamtbild zu erzielen. Nachdem ich aus meinem Fundus den passenden Holzsockel ausgesucht hatte, modellierte ich mit Hilfe von Zweikomponentenmodelliermasse und ein paar Steinchen die Geländebasis.
Nun baute ich mir mit Hilfe von kleinen Styrodurplatten aus dem Architekturmodellbau und einem Gipskörper aus der Grabbelkiste einen Zaunpfeiler, der dann mit dem aus Papier gelasertem schmiedeeisernen Tor von Fredericus Rex ergänzt wurde.
Nachdem die Teile zusammengefügt waren, wurden sie auf dem Sockel platziert. In den Vordergrund kam noch der Holzpfosten, der dem Figurenbausatz beilag und der unbedingt nötig war, damit die Figur dort Ihre Hand auflegen konnte, da ärgerlicher Weise der Handschuh des Offiziers zur Hälfte auf den Pfosten modelliert wurde. Nun wurde ebenfalls alles in grau grundiert und die Figur zur Stellprobe hinzu gefügt.
Mit den zwei dunklen Brauntönen Vandykbraun und Umbra gebrannt lasierte ich den Untergrund um die tiefen Stellen zu schattieren. Danach nahm ich die helleren Brauntöne Sienna Natur und Lichten Ocker und malte mit der Trockenmalmethode die hohen Stellen heraus. Verschiedene Grüntöne und etwas Weiß rundeten den Bodenbelag ab. Für das Holzelement verwendete ich eine Lasur aus Umbra gebrannt und hellte diese dann mit Sienna Natur auf. Nachdem die Farbe getrocknet war, ließ ich sehr stark verdünntes Elfenbeinschwarz in die Vertiefungen des Holzes laufen um die Maserung zu verstärken. Die Kanten des Pfostens betonte ich noch mit Neapelgelb Hell. Das schmiedeeiserne Tor bemalte ich mit einer Goldgrundierung und lasierte nach dem Trocknen mit Elfenbeinschwarz darüber um die Schatten zu betonen. Zum Schluss setzte ich noch Highlights mit Printers-Ink Gold auf.
Alles was wächst und gedeiht
Nachdem alles gut durchgetrocknet war, konnte mit der Grüngestaltung begonnen werden. Dazu klebte ich vereinzelt Grasbüschel von Green-Line auf den Untergrund auf. Dabei verwendete ich zwei verschiedene Grasbüschel, lang und kurz, um mehr Variantenvielfalt einzubringen. Die Büschel übermale ich nach dem Ankleben immer noch mit einer Lasur aus Ölfarben, damit der produktionsbedingte aber auch unnatürliche leichte Glanz des Grases verloren geht. Meiner Erfahrung nach wirken die Gräser so noch natürlicher. Abgerundet wurde das Ganze mit den aus Papier gelaserten Lupinen von Fredericus Rex. Dabei wurden die Blätter im Papierbogen bemalt und nach dem Herausschneiden mit dem Skalpell, an den beiliegenden Draht geklebt. Die überstehende Drahtspitze wurde dann in Holzleim und anschließend sofort in den ebenfalls beiliegenden Blütenflock getaucht. Nun wurde die Pflanze an der gewünschten Stelle auf dem Sockel befestigt. Und schon hat man eine wunderschöne Blütenpracht, die die Szene bereichert.
Die arrogante Eleganz des Offiziers ist unübersehbar
Nun kam die Figur unter den Pinsel. Zuerst wurde der Dreispitz dunkel untermalt um eine bessere Kontrastwirkung des Gesichts zu bekommen. Die Augen wurden durch einen Strich am oberen und einen Strich am unteren Lid eingerahmt und die Iris zwischen den beiden Linien in die Mitte gesetzt. Nach dem Trocknen wurde das Gesicht mit einer Mischung aus Sienna gebrannt, ca. 80%, Umbra gebrannt, ca. 5%, Goldocker, ca. 15% und einem Hauch von Chromoxid Grün stumpf untermalt. Nach dem erneuten Trocknen wurde eine Lasur Sienna gebrannt über die Untermalung gezogen. In diese nasse Lasur wurden nun die Lichter mit Hautfarbe und die Schatten mit Umbra gebrannt eingearbeitet.
Die Highlights wurden mit Titanweiß und die tiefsten Schatten mit dem Zugeben von Violett zum Umbra herausgearbeitet. Zum Schluss bekamen die Wangen noch einen leichten Farbtupfer mit Alizarincarmesin um dem Gesicht mehr Leben zu verleihen. Ein Bartschatten mit einer Lasur aus Paynesgrau gemalt, rundete das Gesicht ab.
Je nach Vermögen wurde sich gekleidet
Die Offiziere in der preußischen Armee mussten Ihre Kleidung von Ihrem Sold finanzieren und je nachdem wie sparsam, oder auch nicht, sie mit dem Geld umgingen, fiel die Qualität der Uniform aus. Dies hatte Einfluss auf die Qualität des Stoffes, genau wie auf die Anzahl der Uniformen, also wie oft sich der Offizier eine neue Ausstattung leisten konnte. Mein Offizier sollte nicht ganz so sparsam mit seinem Sold umgegangen sein, deshalb habe ich den Uniformrock in einem etwas verwaschenerem Blau dargestellt. Dazu wählte ich eine Untermalung in Coelinblau, die mit Deep Blue abgedunkelt und mit Königsblau-hell aufgehellt wurde. Nach dem Trocknen erfolgte noch eine Lasur mit Indigo, da mir der erste Farbton des Rockes dann doch zu hell erschien.
Nun wurden die Ärmelaufschläge mit Kadmiumrot und die Weste sowie die Hose mit Neapelgelb untermalt. Der schwarze Dreispitz und die Stulpen wurden fertiggestellt und die Knöpfe an denselben mit Silber herausgearbeitet.
Die Gelbtöne schattierte ich nun mit Sienna gebrannt und hellte diese mit Neapelgelb-Hell sowie Titanweiß auf. Nachdem dann auch noch die weißen Uniformbestandteile mit Titanweiß und Paynesgrau als Schattenfarbe gemalt waren, war die Figur fast fertiggestellt. Zum Abschluss musste ich nur noch die aufwendigen Verzierungen des Rockes mit Gold untermalen, mit Umbra gebrannt abschattieren und mit Printers-Ink Gold aufhellen.
Die Hochzeit kann erfolgen
Als Hochzeit bezeichne ich immer gerne den Moment, wenn die fertig bemalte Figur auf den gestalteten Sockel wandert. Dazu hatte ich auf dem Sockel schon die genauen Fixierungspunkte gebohrt, in welche die Figur mit Ihren Stiften eingeklebt wurde. Zum Abschluss wurden nun nur noch die Handschuhe fertig gemalt, da sie erst jetzt als Ganzes zu erkennen waren.
Ein wirklich sehr schöner Bausatz, der mir enorm viel Freude bereitete und es immer noch tut, wenn ich die Figur in meiner Vitrine betrachte.
Historischer Hintergrund: Das preußische Infanterieregiment Nr.4 wurde im Frühjahr 1672 zu acht Kompanien hauptsächlich aus Abgaben der Garnison Küstrin für den dortigen Gouverneur General der Infanterie Christian Albrecht Graf zu Dohna errichtet. Das Regiment beinhaltete später zehn Kompagnien und seit 1735 auch zwei Grenadierkompagnien. Es nahm an drei großen Kriegen teil, wie dem 1. und 2. Schlesischem Krieg und natürlich dem Siebenjährigem Krieg. Bei Letzterem nahm das Regiment an der Schlacht bei Groß-Jägersdorf (30.08.1757), der Schlacht bei Zorndorf (25.08.1758) und dem Treffen bei Burkersdorf (21.07.1762) teil. Es war in den Feldzügen nicht besonders erfolgreich und hatte beim König keinen besonders guten Ruf. Erst nach dem Treffen von Burkersdorf erhielt es zwei Pour-le-merite und wieder einen besseren Stand. Die Garnison stand bis 1772 in Preußisch Holland und in Mühlhausen Ostpreußen. Die Fahne des Regiments war Purpur mit hellgelbem Flammenkreuz. Das Mittelschild war weiß mit dem fliegenden schwarzem Adler und purpurnen Spruchband: Pro Gloria et Patria (lat. „Für Ruhm und Vaterland“). Die Uniform sah wie bei der Figur dargestellt aus, wechselte im Laufe der Zeit aber immer wieder mal einige Kleinigkeiten, wobei die Farbe der Hose und der Weste ca. 1780 ins Weiße wechselte. Das Regiment wurde nach den Kapitulationen von Ratkau und Travemünde am 07.11.1806 aufgelöst.
Karsten Pöpping
Ganz hervorragend! Fabelhaft bemalt ! Der “Alte Fritz ” hätte seine Freude daran .Super,lieber Karsten.
Gruß
Frithjof