Figuren in 1:10 selbst modellieren • von Thomas Härtl

Hallo Liebe Modellbauer und Figurenfreunde,
Als ich vor ein paar Jahren mit dem Bau meines Tiger 1 im Maßstab 1/10 fertig geworden bin, kam mir unwillkürlich der Gedanke: Sieht gut aus… jetzt fehlen nur noch ein paar Figuren! Detailgenau sollten sie sein wie die von „Young Miniatures“ passend für ein detailgenaues Funktionsmodell.
Der Figuren-Markt bietet eine Vielzahl an Figuren in diversen Maßstäben. Blickt man sich jedoch um und sucht Figuren im Maßstab 1/10 in geeigneter Qualität, so muss man mit Ernüchterung feststellen, dass es nicht viel gibt außer den hervorragenden Büsten von „Young Miniatures“. Was also tun?
Auf der Suche nach geeigneten Figuren entdeckte ich Ebroins You Tube Tutorials und war sofort begeistert von seiner Arbeitsweise. Das brachte mich auf die Idee es vielleicht mal selbst zu versuchen mit FIMO Soft Modelliermasse, die es ja gleich nebenan in der Bastelabteilung im Baumarkt zu kaufen gab. FIMO ist lange bearbeitbar und muss gebacken werden, wenn es hart werden soll. Das hieß für mich: Ich als Anfänger kann ohne Zeitdruck an der Figur herum kneten bis ich glaube die richtige Form gefunden zu haben, um diese schließlich zum Härten 25 – 30 Min. bei 110° im Backofen zu backen.
Dass es natürlich nicht ganz so einfach sein würde, kann sich jeder denken. Schon bei den ersten Versuchen einen Kopf in 1/10 zu modellieren sah ich ein: Es ist einfacher eine passende Büste von „Young Miniatures“ zu kaufen und eine Figur passend zu deren Kopf zu modellieren. Weitere Vorteile lagen auf der Hand: Die Büsten sind maßstabsgetreu, haben einen gut modellierten Kopf und je nach Bausatz sind eventuell zusätzliche Gegenstände dabei wie Kopfhörer, Waffen oder Ferngläser.

Im nachfolgenden Bericht schildere ich wie ich für meinen Freund Hans eine Kommandanten Figur für seinen Tiger 1 im Maßstab 1/10, (Turmnummer 131 der 1./s Pz Abt 504 Apr. 1943) gebaut habe.

Hierbei nahm ich den Büsten-Bausatz „DAK Panzer Offizier“ von „Young Miniatures“ zu Hilfe (siehe Kartonbild oben).

Am Anfang fertige ich immer ein grobes Gestell oder Skelett aus Aludraht. Im Bild unten sieht man das Drahtgestell zusammengeklebt mit zwei Komponenten Kleber von Würth. Dabei berücksichtige ich bereits die Schulterbreite der Büste, die ich später für die Figur übernehme. Für die Länge eines Körpers nehme ich ungefähr 7,5 Mal die Länge des Kopfes. Dabei nehme ich es nicht so genau, die Menschen sind schließlich verschieden.

Was wie ein Plätzchen aussieht ist das Drahtgestell mit einer ersten Umhüllung mit FIMO Modelliermasse und bereits schon einmal gebacken. Die gelbe Modelliermasse hatte ich noch aus einem früheren Projekt übrig, die weiteren Schichten sind wieder in Grau.

Hier begann ich dann das Modellieren des Oberkörpers:

Für den Faltenwurf und die Uniform selbst betrachtete ich lange reale Kleidungsstücke und Fotos von Soldaten im Internet. Das Erlernen des Modellierens mit Zahnstochern und anderen Kleinwerkzeugen hat sich hingezogen. Fortschritt geht oft Hand in Hand mit Versuch und Irrtum.

Bild oben: …und wieder im Ofen. Vor jedem Backen werden die Oberflächen noch einmal mit einem in Acrylverdünnung getauchten Pinsel geglättet.

Oben, die Hände: Messing-Röhrchen verlötet mit jeweils fünf gedrehten Messing-Drähten. Eine Handfläche ist schon etwas vor fixiert und modelliert mit Zwei-Komponenten Kleber von Würth.

 

Für die Hände braucht man ein geduldiges Händchen. Oft dauert es sehr lange bis der Draht überhaupt Modelliermasse annimmt. Vielleicht probiere ich es das nächste Mal doch mal mit „Super sculpey“.
In den Oberkörper bohrte ich Löcher für den Alu Draht der Arme und eines für den Kopf. Der Draht wird eingeklebt, die Ellbogen in die gewünschte Position gebogen, und die Messing Röhrchen mit den Händen darauf geschoben. Das Anpassen der Hände an das Fernglas beginnt schon vor dem Modellieren der Hände als Draht-Skelett.

Oben: Die fast fertige Figur mit selbst modelliertem P08 Holster. Vor der Grundierung musste ich einige Risse mit Revell Plasto Spachtelmasse verspachteln und danach nass verschleifen.

Oben: Der Bügel des Kopfhörers aus dünnem Messingblech zusammengelötet mit den Schienen für die Ohrpolster, die im Bausatz dabei waren. In die Mitte habe ich 0.5er Lötdraht geklebt als Nachbildung des Kabels und oben drauf Tesa Abdeckband, das gibt darauf eine Haut wie Leder. Das originale Teil habe ich nicht genommen, es wollte sich einfach nicht so biegen lassen wie ich es gerne gehabt hätte und ist mir dann abgebrochen.

Oben: Da die Figur auf einem Funktionsmodell „mit fährt“, wurde sie auf einer Plattform fest installiert.
Unten im Bild sieht man die originalen Ohrpolster aus dem Bausatz und den selbst gemachten Bügel dafür. Die Schulterklappen, den Reichsadler und die Totenköpfe habe ich mit dem Skalpell von der originalen Büste abgeschnitten um sie auf der neuen Figur zu verwenden. Der Schalter für das Kehlkopfmikrofon ist ebenfalls aus dem Bausatz. Die Knöpfe sind abgezwickte Nägel und die Federn sind selbst aus Draht einer alten Magnetspule gedreht. Die Orden habe ich aus dem Internet kopiert und auf schwarzen Karton geklebt und ausgeschnitten.

Für die Kabel nutzte ich 0.5 mm Lötdraht, genauso wie für die Lederriemen des Fernglases und walzte ihn auf einer harten Oberfläche bis er die gewünschte Breite hatte.
Für die Bemalung habe ich größtenteils Tamiya Farben und für die Grundierung Revell „Basic color“ benutzt.
Das waren in groben Zügen Farben, die ich nutzte:
• Für die Jacke: XF-49 Khaki, trocken gemalt mit XF-60 Dark Yellow.
• Für Gürtel und Holster: XF-59 Desert Yellow, trocken gemalt mit XF-10 Flat Brown und/oder XF-9 Hull Red.
• Für die Mütze: 4,5 Teile X-2 White und 1,5 Teile XF-55 Deck Tan. Washes mit Deck Tan, trocken gemalt mit XF-57 Buff.
• Für die Hose: Mischung aus 12 Teile X-2 White, 2 Teile XF-3 Flat Yellow und einen kleinen Schuss XF-10 Flat Brown und dann mit entweder einer helleren oder dunkleren Mischung trocken gemalt.
• Für Gesicht und Hände: Farbensatz von AK Flesh and Skin.
• Für die Augen: Farbensatz von Scale75 Human Eyes.
Für viele Details nahm ich auch schon mal andere Farben in diversen Mischungsverhältnissen die ich nicht mehr genau wiedergeben kann. Am Schluss überzog ich die ganze Pracht noch mit AK183 Ultra Varnish Matte.

 

 

 

Für viele stellt sich vielleicht die Frage: Warum hat er nicht einfach 3D gedruckt? Für mich persönlich schien das körperlich real wahrnehmbare modellieren schneller erlernbar zu sein, als das digitale am Bildschirm. Außerdem hätte ich zuerst in erforderliche Gerätschaften, 3D Drucker, Software und Knowhow investieren müssen für eine Figur, die eigentlich ein Unikat bleiben soll.

Ich hoffe, dass Euch dieser Bericht gefällt und so manchem Modellbauer Inspiration gibt.

Viele Grüße aus Bayern, Thomas Härtl

Posted in Werkbank.

2 Comments

  1. Ich verfolge diese Veröffentlichungen schon sehr Lange und halte alle Beiträge für sehr Interessant. Dieser Beitrag hat mir besonders gut gefallen. Er zeigt das es noch echte Bastler gibt, die mit Handwerk und Geschick die Szene bereichern danke dafür und weiter viel Erfolg.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *