Hier nun die Besprechung des letzten Bandes dieser genialen Reihe. Diese Bände, insbesondere Band vier und fünf, sind meines Erachtens nach das Beste, was jemals über Panzermodellbau erschienen ist. Ich glaube, dass es keine Steigerung mehr weiter geben kann. Also schauen wir uns den „Feinschliff” an.
Band Fünf der Enzyklopädie „Feinschliff” beginnt, wie bei den vorausgegangenen Ausgaben, mit einem Vorwort. Dies ist aber kein gewöhnliches, sondern Mig weist ausführlich und einleuchtend darauf hin, dass das Vollenden eines Modells, in diesem Fall ist es das „Supern”, im Grunde genommen der schwierigste Vorgang ist. Warum ist das so? Man hat soweit Alles getan: Korrekter Zusammenbau, perfekter Tarnanstrich, Alterung, Verwitterung und das Chipping, ein also „politisch korrektes” Modell. Und dennoch scheitern diese „politisch korrekten” Modelle bei vielen Wettbewerben bzw. Ausstellungen und nicht zuletzt auch in der Gunst des anwesenden Publikums an einem, und das ist wohl der wichtigste Punkt überhaupt: Dem Detail ! Und zwar dem sehr sorgfältig gestalteten Detail. Es reicht nicht, nachdem man viel Zeit und Geduld für das Vollenden eines Modells investiert hat, auf den letzten Metern zu schludern. Schnell noch ein paar Tarnnetze, flink bemalte Stahlhelme oder Werkzeuge und das war es. Hauptsache Zeit gespart! Und genau DAS kann ein Modell ruinieren. Mig erläutert und erklärt, wie man in der letzten Phase mit Geduld und den benötigten Produkten und Werkzeugen aus einem bereits perfekt zusammengebauten bemalten und verwitterten Modell und dem dazugehörigen „Gerödel” einen echten Hingucker schaffen kann, der den Ausstellungsbesuchern oder Wettbewerbs-Juroren in Erinnerung bleibt.
Band Nr. 5 beginnt mit Kapitel 10 und ist in vierzehn Abschnitte unterteilt. Mig zählt zu Beginn die letzten fehlenden Details auf, die absoluter Sorgfalt bedürfen: Spurketten, Abschleppketten Auspuff, Zug – bzw. Abschleppseile, Scheiben, Maschinengewehre und, nicht zu unterschätzen, Antennen. Es folgen im Laufe der Besprechung noch weitere Gegenstände. Nebenbei sei noch zu erwähnen, dass von Mig nichts vergessen oder gar übersprungen wurde. Es wurde quasi an Alles gedacht. In Abschnitt 1 werden die notwendigen Hilfsmittel wie Abklebeband, Maskier-Putty bzw. -Flüssigkeit und natürlich das Wichtigste, die Pinsel, aufgeführt. Von den Feinsten für die winzigsten Details bis hin zu den gebrauchten und zerrupften für Matsch und Dreck. Ebenso sollte man aus dem Kosmetik- bzw. Make-Up-Bereich verschiedene Schwämmchen etc. nicht unterschätzen. Nicht zu vergessen Originalfotos, um die Verschmutzungen wie Schlammklumpen etc. richtig zu „platzieren”. Auf den Seiten 8 -10 sehen wir eine wahres Paradies von uns zur Verfügung stehenden Produkten wie Waffen-, Werkzeug- und Munitionsfarben. Pigmente, Fluids, Erde, Laub oder zerdrücktes Gras. Kurzum: Ein Wahnsinns-Fundus. Jetzt liegt es an jedem Einzelnen für sich zu entscheiden, auf welche Produkte er für sein Projekt zurückgreifen will. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Es ist sozusagen für Jeden „Etwas dabei “, einschließlich der Erläuterungen und Beschreibungen.
Abschnitt 2 zeigt in den „Optischen Referenzen” das Platzieren der Ausrüstungsgegenstände. In Nahaufnahmen wird gezeigt, wie Schleppseile, Werkzeuge, Metallkisten bemalt werden bzw. bemalt werden können. Einen breiten Raum nimmt das Thema Ketten ein. Hier werden die verschiedenen Arten wie Gummiketten sowie Einzelkettenglieder und auch die vorteilhaften, aber leider auch teuren Metallkettenglieder behandelt. Erwähnenswert ist, wie man aus einer einfachen Gummikette mit Geduld und den richtigen Mitteln ein optisch realistisches Ergebnis erzielen kann. Der Simulierung des Kettendurchhanges” wird ebenfalls große Aufmerksamkeit geschenkt. Über das Grundieren, Verwittern und Verschmutzen der Ketten möge sich der Leser selbst ein Bild machen. Aber Eines vorweg: Fabelhaft ! Ob Ketten auf trockenem, feuchten Boden oder im Schlamm, an ALLES wurde gedacht.
Die folgenden Abschnitte behandeln in der gleichen Art und Weise die Räder an Kübelwagen und Sdkfz. 251, wobei einem Teil der gepanzerten Fahrzeuge besondere Aufmerksamkeit zugebilligt wird: Dem Auspuff bzw. den Auspuffrohren. Mit den zur Verfügung stehenden Farben, Pigmenten und Fixern lassen sich unterschiedliche Oxidationen darstellen. Auch hier wird auf den Seiten 49- 55 nichts ausgelassen, worauf dann noch Rußflecken an den Abgasrohren “angeboten” werden. Weiter geht es in Abschnitt 6 mit den an den Panzern mitgeführten Werkzeugen wie Spaten, Schaufel, Hammer etc. In vielen Fachzeitschriften und Magazinen sah man diese Gegenstände in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt, sind sie doch bei der Detaillierung an Fahrzeugen für die Optik mit von entscheidender Bedeutung. Auch hier geht Mig der Reihe nach zu Werke und demonstriert, wie man aus einem banalen Bausatz-Spaten mit der erforderlichen Geduld und sorgfältigem Vorgehen in der Bemalung fast schon ein kleines Kunstwerk schaffen kann. Wie schon gesagt, können diese kleinen Dinge bei Wettbewerben von entscheidender Bedeutung sein. Ähnlich verhält es sich in Abschnitt 7 mit den Schleppseilen. In der Regel werden heute die im Bausatz mitgeführten Plastik-Abschleppseile durch bereits mitgelieferte Kupferdrahtseile ersetzt. Man kann diese auch selbst herstellen, wie in diesem Abschnitt beschrieben. Man kann nicht oft genug betonen, dass es meist die Schleppseile sind, die an einem Panzermodell sofort ins Auge fallen und daher, wie natürlich die anderen Ausrüstungsgegenstände auch, mit größter Sorgfalt zu bemalen sind. Mig äußert sich mit Entsetzen über mit Silberfarbe bemalte Seile und Spaten!
Auf den Seiten 72 und 73 sieht man dann die vollendeten Seile und das richtige Platzieren am Fahrzeug. Absolut interessant wird es in Abschnitt 8, der sich den durchsichtigen Teilen widmet. Behandelt werden hier Periskope, Front -und Hecklichter. Hierbei stehen uns die verschiedensten klaren Farbtöne zur Verfügung. Doch es wird auch beschrieben, wie man aus dem normal gefärbten Plastik des Bausatzes ein Klarsichtteil zaubern kann. Selbst diese winzigen Teile, man glaubt es kaum, können ein Modell aufwerten oder ruinieren. Und nun zum Wichtigsten, was auf Fahrzeugen und Panzern zusätzlich noch mitgeführt wird: Waffen und Munition. Wer von uns hat in unseren Anfangsjahren des Modellbaus an Holzmaserung gedacht? Wohl kaum jemand! Die Zeit der banal braun gemalten Karabiner und der fürchterlich silbernen Gewehrläufe und auch der Rohre gehören endgültig der Vergangenheit an. Unglaublich, wie in Abschnitt 9 an einem Karabiner der Holz – bzw. Metalleffekt dargestellt wird.
Auf Seite 91 sieht man die fertig gestellten Waffen im Kampfraum des Sdkfz 251. Wie und wo diese ihren Platz finden, sollte man Originalfotos entnehmen. Abschnitt 10 widmet sich den Antennen. Selbst hier gibt es, nach den bisher immer selbstgezogenen Gießast-Antennen, auf dem Zurüstmarkt die detailliertesten Produkte. Aber ob Gießast oder Kupfer-Antenne: Die Farbe ist entscheidend. Mig zeigt, dass eine Antenne ein wichtiger Bestandteil eines Fahrzeuges ist und je nach Einsatzgebiet seine authentische Farbe erhalten sollte. Eine Augenweide ist im nachfolgenden Abschnitt 11 die unglaublich realistische Darstellung von Holz-bzw. Munitionskisten. Mit welcher Sorgfalt und Akribie hier vorgegangen wird ist schon mehr als bemerkenswert, vor Allem die Wiedergabe der Holzmaserung. Da kann man nur sagen: Wohl dem, der mit Geduld gesegnet ist. Es wird auch darauf hingewiesen, dass alle Gegenstände, sind diese auf den Fahrzeugen platziert, farblich miteinander harmonieren sollten. Auch DIES (!) wird fabelhaft demonstriert.
Was Einem in Abschnitt 12 fast den Atem stocken lässt, ist die schon nicht mehr überbietbare, originalgetreue Bemalung der Metallgegenstände wie Feldstecher, Gasmaskenbehälter, Stahlhelm, Panzerfaust etc.
Allein auf Seite 103 die Metall-Kolorierung des sich am Sdkfz 251 befindlichen Eimers kann beim Betrachter nur positives Kopfschütteln hervorrufen. Auf Seite 104-109 sehen wir dann die farbliche Gestaltung von Ersatzkettengliedern, rostigen Schleppketten, Kanistern und, und, und. Das Unglaubliche daran zeigt sich darin, dass auch bei diesen, mitunter winzigen Accessoires jeder Schritt der Alterung bzw. Verwitterung dargestellt ist. Mit der Darstellung von Stoffen, Planen sowie die Wiedergabe von realistischem Leder endet auch Abschnitt 13. Eine absolute Augenweide auf Seite 117 ist der mit Tarnnetzen und Grünzeug abgebildete Panzerkampfwagen Panther” mit seinem fabelhaft, nicht übertrieben verschmutzten Laufwerk. Am Schluss des fünften und letzten Bandes bzw. Abschnitt 14 geht Mig noch auf die sogenannten Naturelemente wie Gras, Laub, Erde und Schlamm ein, wie diese zwischen den Laufrollen oder am Panzer zu finden sind. Diese Bilderfolge möchte der Modellbauer in aller Ruhe selbst genießen, wobei ich noch einmal auf den getarnten Panther auf Seite 127 hinweisen möchte. Ein wirklicher Augenschmaus. Eine Gallerie von meisterhaft geschaffenen Panzern internationaler Modellbauer sowie ein Brief von Mig Jiminez an Anfänger und Fortgeschrittene beendet, oder sagen wir es respektvoll, vollendet diese gelungene, meisterhafte, äußerst hilfreiche und inspirierende Enzyklopädie der gepanzerten Fahrzeuge. Es sei mir nun noch erlaubt, meinen eigenen Senf dazu geben zu dürfen: Der Modellbau begleitet mich seit frühester Kindheit und ich war jeder Neuerscheinung an Panzer-Literatur auf den Fersen. Im Laufe der Jahre ging so manches durch meine Hände. Jede Neuerscheinung war das sogenannte Allheilmittel. Man sammelte und sammelte und versuchte alles in die Praxis umzusetzen. Ich will nicht besonders weit ausholen, aber mein erstes Modell, ein Panther, war zugekleistert und mit allem bepack, was man sich denken konnte. Sehe ich dieses Modell heute vor meinen Augen, wird mir angst und bange. Mittlerweile sind viele Jahre vergangen und der Modellbau hat sich drastisch verändert. Dank hervorragender Literatur können wir heute Ratschläge umsetzen, um bessere und realistischere Modelle zu schaffen.
Aber ich kann Eines mit Sicherheit sagen: Es gab und gibt viele interessante und auch hilfreiche Modellbaubücher, aber diese Enzyklopädie ist das Beste, was mir jemals untergekommen ist. Ich denke, dass dies der Höhepunkt im Panzermodellbau ist. Einige werden jetzt sagen, es wäre Lobhudelei oder übereifriger Enthusiasmus. Weit gefehlt! Sicher muss man auch abwägen, wie man mit den einzelnen Bänden umgeht. Jeder muss für sich herausfinden, welche Tipps für Ihn in Frage kommen und ich kann felsenfest sagen: Es kann jeder davon profitieren und ich wünsche jedem Modellbaukollegen, falls er dieses Werk bereits besitzt, viel Erfolg beim Ausprobieren dieser Techniken. Und glücklich können wir uns schätzen, dass es kompetente Menschen wie bei den Berliner Zinnfiguren gibt, die Einem bei der Auswahl an wirklich guter Fachliteratur zur Seite stehen, bzw. behilflich sind. Auch ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Und nun viel Spaß beim nächsten „Tiger ” oder „Panther” und gutes Gelingen!
Fritjhof Greiner
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