Buchbesprechung: Winteruniformen der deutschen Armee

Wer sich beim Bemalen von Büsten oder Figuren mit Tarnuniformen manchmal der Verzweiflung gegenüber sah, dem sei gesagt, dass die Rettung da ist!

Dank dem Zeughaus Verlag ist nun ein Buch erschienen, dass man getrost als Sensation bezeichnen kann. Was dem Verfasser, Werner Palinckx, hier gelungen ist, ist sprichwörtlich fantastisch. Der “Wälzer” trägt den Titel  “Winteruniformen der deutschen Armee” und ist ein Werk mit sage und schreibe knapp 450(!) Seiten und hat ein beträchtliches Gewicht  (im Schätzen von Gewichten bin ich nicht gerade firm, das wird derjenige schon merken, wenn er das Buch in den Händen hält).

Es beschreibt die Entstehung der Winter – bzw. der deutschen Wintertarnuniformen des Zweiten Weltkrieges von Beginn an und ist in fünf Kapiteln mit den dazugehörigen Abschnitten unterteilt. Gleich vorneweg sei gesagt, dass die abgebildeten Tarnuniformen, Jacken, Overalls etc. mit Allem, was an “Kleinkram” dazugehört, von einer derartigen Bildqualität sind, dass es Einem buchstäblich den Atem verschlägt. Man bekommt unweigerlich den Ansporn, Figur und Pinsel zu ergreifen und mit dem Bemalen zu beginnen. Bevor es jedoch soweit ist, sollte man sich dieses Werk von der ersten Seite an zu Gemüte führen, denn bereits der Beginn eröffnet dem Figurenmaler einen ganz anderen Umgang mit dem Farbmedium. Durch eine Fülle von Einsatzfotos ist man dann wirklich “versorgt”.  

Wollen wir beginnen !

Alleine schon der Schutzumschlag mit farbiger Abbildung in Top-Qualität lässt den Leser erahnen was ihn erwartet: Uniformen des Heeres, der Luftwaffe und nicht zuletzt der Waffen-SS. Wobei ich gleich klarstellen möchte, dass die Erwähnung über diesen Teil der Wehrmacht während der Buchbesprechung nur dem militärgeschichtlichen Hintergrund geschuldet ist.
Das Buch beginnt mit einem ausführlichen Vorwort des Verfassers Werner Palinckx und man spürt sofort seine Begeisterung, die er diesem Thema der Tarnuniformen schuldet. Genaueste Recherchen, ausführliche Suche nach Originalstücken und die Schwierigkeit, diese noch “aufzuspüren”. Ausdrücklich weist er darauf hin, dass es sich bei ALLEN Abbildungen um zeitgenössische Originale handelt und um keine Re-enactment-Uniformen. Es wurden auch keine Änderungen mittels Photoshop oder vergleichbarer Programme vorgenommen. Weiteres möchte der Leser dem Vorwort selbst entnehmen. Interessant auch seine Danksagungen an jene Personen und vor allem auch Museen, die zum Gelingen dieses fabelhaften Werkes beigetragen haben. Erwähnenswert auch, in welchen Museen des Auslands deutsche Uniformen noch zu finden sind. Alle Achtung!

Den fünf Kapiteln ist eine Einführung voran gestellt

Diese behandelt die Ursprünge des deutschen Winteranzuges. Feldpostbriefe von Soldaten der Ostfront 1941 in die Heimat beschreiben die unglaubliche Kälte und den Ruf nach geeigneter Winterbekleidung. Interessant auch, wie sich die Truppe bis zum Eintreffen derselben mit Improvisationen behalf. Und nun betritt in dieser Einführung ein Mann die Bühne, selbst Soldat der Ostfront und maßgeblich mit am deutschen Wirtschaftswunder beteiligt: Josef Neckermann, Vater des berühmten Textilhauses. In einem Brief an seinen Bruder, ebenfalls Josef, beschrieb er den Mangel an ausreichender Winterbekleidung. Interessant auf den folgenden Seiten sind Fotos von der Erprobung der angeforderten Winterbekleidung bei bis zu minus 52!! Grad. Die Einführung beinhaltet auch die Entwicklungsgeschichte der deutschen Tarnmuster und endet mit einer schematischen Darstellung der Winteranzüge. Besser kann sich der Leser nicht informieren.

Kapitel 1

Das erste Kapitel befasst sich mit Materialien und Gewebe für die Winteranzüge. Ich möchte ausdrücklich noch einmal betonen, dass dieses Buch so umfangreich ist, dass ich hier keinesfalls auf jedes Detail eingehen kann, denn sonst würde ich noch im Frühjahr des kommenden Jahres hier sitzen mit einem ellenlangen Bart. Ich kann und werde auf die Themen der einzelnen Kapitel eingehen, damit der Leser weiß, was ihn erwartet. Und es erwartet ihn eine ungeahnte Fülle an Geschichtlichem und vor allem Nützlichen, sollte er Figuren oder Büstenbemaler sein. Es schadet nicht, beim Bemalen einer Figur historisch über die Winteruniformen Bescheid zu wissen. Herausragend im ersten Kapitel die fabelhaften und verschiedenfarbigen Tarnmuster der Waffen-SS mit Erbsentarn und dergleichen. Nicht zu vergessen das bekannte Eichenlaubmuster. Es folgen Tarnmuster des Heeres und der Luftwaffe mit den verschiedensten Konturen. Das Kapitel schließt mit Knöpfen, Holzknebeln und Zugbändern für die Winteranzüge.

Kapitel 2

Hier fängt es an, richtig interessant zu werden. Wir kommen zu den gesteppten Anzügen. Zunächst hauptsächlich an die Luftwaffe ausgegeben, wurden diese dann im Laufe des Krieges auch an die übrigen Wehrmachtteile geliefert bzw. die Soldaten damit ausgestattet. Von Steppnähten, ob quadratisch, rechteckig oder Waffelmuster, ob blau, feldgrau, oliv oder weiß, es wird alles akribisch bis zu den dazugehörigen Hosenträgern und den verschiedenen Innenfuttern behandelt. Fotos von Einsätzen, Gruppenfotos zum Teil auch mit Pelzmützen lassen das Herz eines jeden Militärinteressierten bzw. Modellbauers höher schlagen. Nebenbei sollte erwähnt werden, dass, wenn man die Aufnahmen mit den Soldaten betrachtet, ein völlig anderes Bild von den Einsätzen entsteht. Kein Vergleich mit den gängig gedrehten, teils realitätsfremden “Kriegsfilmen” der Hollywood-Film-Fabrik. Die Gesichter der abgebildeten Soldaten sprechen eine beredte Sprache. Wie gesagt, das genaue und ruhige Studium jedes Kapitels liegt beim Leser.

Die Kapitel 3 und 4 bilden den Schwerpunkt des Bandes.

Es handelt sich um das erste Muster des Winteranzuges 42 sowie das erste Muster 43. Hier wurde vom Verfasser absolut professionell recherchiert. Großartige Fotos von Kopfhauben, Handschuhen bzw. Fäustlingen mit Tarnmuster und Gruppenfotos von abgekämpften Männern in ihren verschmutzten Kampfanzügen wurden sorgsam ausgewählt. Winteranzüge in dreckigem Weiß, in polizeigrüner Farbe sowie gestochen scharfe Fotos der verschiedenen Tarnmuster lassen darauf schließen, dass dieser 450 Seiten starke Band absolut seinen Preis wert ist. In Kapitel vier erleben wir noch einmal eine wahre Fundgrube von Wintertarnmustern in Erbsen-, Eichenlaub-Splittertarn und mit allem, was dazugehört, seien es Kopfhauben, Fäustlinge und, und, und. Am Ende des vierten Kapitels ein hervorragendes Foto von acht Winterjacken in fünf verschiedenen Flecktarnmustern.

Kapitel 5

Kapitel 5 beginnt mit der sonstigen wattierten Winterbekleidung und dem gefütterten Arbeitsschutzanzug für das Wartungspersonal der Luftwaffe, gefolgt von Fotos von Luftwaffensoldaten an der Flak. Gegen Ende des Buches darf natürlich ein besonderer Anzug nicht fehlen: Der Overall der Panzerbesatzungen der Waffen-SS. Der Verfasser ließ es sich nicht nehmen, eines der bekanntesten Fotos des Zweiten Weltkrieges mit einzubinden: Eine Panzerkolonne der “LAH” kurz vor dem Einrücken in das wieder eroberte Charkow im März 1943. Man kann deutlich die verschmutzten Anzüge der Besatzungen erkennen. Auf Seite 409 die beiden Ritterkreuzträger Hubert-Erwin Meierdrees und der legendäre “Panzermeyer” Kurt Meyer von der Aufklärungsabteilung der “LAH “. Beide tragen die Winterkombination mit der feldgrauen Seite nach außen. Auf den kommenden Seiten kann sich der Leser über diese Kombination genauer informieren. Den Schluß des Buches bilden die Armbänder für die weißen Anzüge sowie die Rangabzeichen auf den Ärmeln für Heer, Luftwaffe und Waffen-SS.

Schlussbetrachtung:

Mit diesem kürzlich erschienen Buch über die Winteruniformen der deutschen Armee ist dem Verfasser Werner Palinckx ein großer Wurf gelungen. In diesem Werk werden die Tarnmuster der verschiedenen Wehrmachtteile genauestens und absolut korrekt behandelt. Nichts wird ausgelassen oder verwässert wiedergegeben. Die Fotos sind von so atemberaubender Schärfe, dass dem Figurenmaler eigentlich kein Fehler unterlaufen KANN. Ich hoffe, ich habe die Kapitel so besprochen, dass der Leser weiß, was ihn erwartet, nämlich eine Fülle geballter, geschichtlicher Information. Der militärgeschichtlich Interessierte findet in diesem Werk alles, was mit Tarnuniformen und allem was an Ausrüstung dazugehört, zu tun hat. Für den Figurenmaler – dank der präzisen Wiedergabe der Fotos – eine stetige Verbesserung seiner Projekte. Es spricht für das Preußische Bücherkabinett der Berliner Zinnfiguren, dieses Werk in ihr fabelhaftes Sortiment aufgenommen zu haben. Allen Modellbaukollegen wünsche ich bei der Umsetzung nach Studium dieses “Wälzers” viel Erfolg bei ihren zukünftigen Tarnuniformen für ihre Miniaturen.

Viel Spaß und Freude Euch Allen!

Frithjof Greiner

Veröffentlicht in Andruck.

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