“Schlammschlacht!” Das Finale.

 

Nun ist es geschafft. Das “Schlammschlacht-Chaos” ist vollendet

Dieses Diorama war eine ganz schöne Herausforderung. Alleine schon die Anordnung der Fahrzeuge konnte Einen an den Rand der Verzweiflung treiben. Ursprünglich für zwei Panther vorgesehen, fand sich dann Tamiyas “Horch” aus den 70ern am Ende im “Schlammbett” wieder. Ich will hier nicht noch einmal den “Werdegang” dieses Dios schildern, denn man kann Alles im “Blog der Berliner Zinnfiguren” verfolgen. Von Anfang bis Ende. Ich möchte aber gleich meinen Dank an Stefan Müller und seinem Team aussprechen, haben mich doch die Produkte für die Schlammgestaltung von Vallejo, AK und MIG mehr als überzeugt. Man kann diesem “Figuren- und Modellbautempel” nur sein Vertauen schenken! Zur Schlammgestaltung werde ich am Schluss noch eine Anmerkung machen.

Doch nun zum Diorama und seinem geschichtlichen Hintergrund!

Das Diorama spielt am Anfang der Operation “Frühlingserwachen” Angang März 1945.

Nach der losgebrochenen sowjetischen Großoffensive im Sommer 1944 befand sich die gesamte Ostfront in einer gefährlichen Lage. Die Heeresgruppe Mitte wurde von dieser Sturmwalze förmlich überrannt, obwohl der letzte große deutsche Sieg im März 1943 bei Charkow die “Rote Armee” buchstäblich lahmlegte. Aufgrund der ungeheuerlichen Materiallieferungen aus den USA erholten sich die Sowjets trotz ihrer horrenden Verluste schnell. Die Großoffensive sah vor, die auf dem Balkan operierende Heeresgruppe “F” von Ungarn aus sprichwörtlich “am Kragen zu packen”. Somit spielte sich die Bühne dieses “Kriegstheaters” zwischen Plattensee, Budapest und Wien ab. Um sich dieser sowjetischen Großoffensive entgegenzustellen, warf man die 6. Panzerarmee mit dem I., II. und IV. SS-Panzerkorps und dem III. Panzerkorps  und dem I. Ungarischen Armeekorps (Korpsgruppe Breith) Richtung Transdanubien (Westungarn). Als Angriffstermin sah man den 1. März 1945 vor. Dieser war jedoch nicht zu realisieren, da  sich durch das einsetzende Tauwetter die Straßen- und Wegeverhältnisse in einem katastrophalen Zustand befanden. Bereits beim Anmarsch in die Bereitstellungsräume bekam man einen “Vorgeschmack” eines beispiellosen “Schlammdesasters”. Am 1. März frühmorgens fuhr der Oberbefehlshaber der 6. Panzerarmee mit einem schweren geländegängigen Fahrzeug auf den Gefechtsstand des IV. SS-Panzerkorps. Schon während der Anfahrt wurde dem OB Angst und Bange bei dieser Wegelage. Ein späterer Aufklärungsflug des OB mit einem “Fieseler Storch” bestätigte: Die Verschlammung zwischen dem Plattensee und dem Velencer See nahm beängstigend zu. Es gelang, einige Tage Aufschub zu erwirken, was den Angriffstermin betraf. Der endgültige Termin wurde dann trotz des unaufhörlichen Regens und der Schneeschmelze auf den 6. März 1945 festgesetzt. Dass die Uhrzeiten bei diesen katastrophalen Witterungsbedingungen nicht eingehalten werden konnten, versteht sich von selbst. Also quälten sich die Divisionen und Regimenter schneckentempoartig durch Schlammfelder, Schmelzwassertümpel und Frostaufbrüche. Wer notgedrungen die sogenannten “Straßen” verlassen musste, versank im Schlamm. Pferde bis zum Bauch und Panzer teilweise bis zum Turm. Schlamm links, rechts, vorne und hinten.

Doch wenden wir uns jetzt dem Diorama zu. Wer mehr über dieses Chaos erfahren will, dem empfehle ich das Buch “Drama zwischen Budapest und Wien. Der Endkampf der 6. Panzer-Armee” von Georg Maier. Die “Berliner Zinnfiguren” führen es im Sortiment. Anruf genügt.

Ich hoffe, ich konnte in diesem Dio etwas von diesem unbeschreiblichen Chaos “rüberbringen”.

 

Bild 1: Das Dio in seinem “Endzustand”

Bild 2: Ein Blick von der “Luftaufklärung” verschafft einen Überblick über dieses Schlammchaos.

Bild 3: Der Panther von hinten: “Festgefahren!”

Bild 4: Die 2-cm-Flak. Unbeweglich in dreckigem Morast. Frostaufbrüche lassen grüßen!

Bild 5: “Panther” schräg von der Seite. Die Verwundetem auf dem Heck.

Bild 6: Ziehbrunnen und Weinflaschen im “Horch”. Ein “Wein-Trost” trotz Allem.

Bild 7: Die drei verwundeten Grenadiere stammen von Tristar. Sie quälen sich durch die zähe “Pampe”!

Bild 8: Fässer und Mistgabel liegen verlassen!

Bild 9: Mit kraftverzerrten Gesichtern versucht man, die Pferde voranzutreiben.

Bild 10: Bald ist es geschafft!

Bild 11: Deutlich erkennt man die total verschlammten Ketten des “Panthers”.

Bild 12:  Schlimmer als manche “Rasputitza”, der ukrainische Frühjahrsschlamm.

Bild 13: “Sieh Dir diese Katastrophe an!”, scheint der Panzerkommandant dem Fahrer des  festgefahrenen”Panthers” zu klagen.

Bild 14: Tier und Maschine im Chaos!

Bild 15: Wenn der Ziehbrunnen erzählen könnte!

Bild 16: Fahrer zum Kommandanten: “Wo bleiben die Zugmaschinen?”

Bild 17, 18:  Mit vereinten Kräften!

Bild 19: Der “Horch “ist verloren!”

Bild 20, 21: Die “Schlammschlacht noch eimal als “Gesamtansicht”

Ich hoffe, ich konnte etwas von dieser “Ungarn-Atmosphäre” vermitteln. Ein aktionsgeladenes Diorama erfordert Geduld und gute Nerven.  Die bestätigte mir auch Roger Hurkmans, dessen Buch “Der Kampf um Ungarn” eine fabelhafte Inspirationsquelle darstellt. Die Figuren, bis auf wenige Ausnahmen, sind alle “Eigenkompositionen”. Sollen diese untereinander agieren, kommt man mit handelsüblichen Figuren selten weiter. Man muss einfach zum “Chirurgen “werden. Es stehen uns jedoch alle denkbaren Hilfsmittel zur Verfügung: Köpfe, Arme, Hände, Spachtelmasse und die dazugehörigen Werkzeuge. Da ich gerade das Wort “Hilfsmittel” erwähnt habe: Für die Schlammgestaltung bekam ich aus dem Hause Berliner Zinnfiguren diese Produkte : “Thick Mud ” von Vallejo , “Muddy Ground ” von AK und feuchten Schlamm von MIG. Mein Tip: Diese lassen sich untereinander problemlos vermischen. Durch Zugabe von echter Erde und verdünntem Weißleim entsteht eine sehr gute Konsistenz, die sich sehr gut verstreichen lässt und relativ schnell trocknet. Während des Trocknens lassen sich ganz hervorragend Kettenspuren und vor Allem Schlammlöcher ausgezeichnet gestalten. Modellwasser von Vallejo und Pfützen von AK vollenden alles naturgetreu. Nun hoffe ich, dass ich manchem Modellbaukollegen für sein neues Projekt inspiriert habe. Viel Freude und auch Nachdenklichkeit beim Betrachten der “Schlammschlacht”.

Ich danke Stefan Müller und seinen “Knesebecklern” für die tollen Produkte, Farben und in hohem Maße der für jede Epoche zur Verfügung stehenden Fachliteratur. Dem Modellbaufreund Joachim Goetz danke ich für seine Blog-Umsetzung.

Frithjof Greiner

Veröffentlicht in Werkbank.

18 Kommentare

  1. Was für ein Werk! Auch vielen Dank für die Übersichtsfotos für das Basis-Layout. Ein solches Diorama mache ich dann mal, wenn “ich einmal groß bin”. 😉 Da ist jede Menge Action drin, ohne dass direkte Kampfhandlungen gezeigt werden – gefällt mir sehr gut.

    Das Highlight ist die Interaktion der Figuren untereinander. Sie merken zu Recht an, dass so etwas mit Out-of-the-box-Figuren kaum möglich ist. Eine vollständige Anpassung ist mir noch etwas zu hoch, aber ein bisschen fummel ich ja auch schon an den Soldaten herum. Besonders bezüglich der Landser, die die Pferde herausziehen: Sind das Köpfe von Hornet oder haben Sie andere verwendet?

  2. Ach, ich habe es gerade gesehen: Die Köpfe & Figuren haben Sie ja schon zuvor beschrieben – sorry, habe ich wohl übersehen! 🙂

  3. Vielen Dank,daß es Ihnen gefällt !
    Bleiben Sie einfach “dran” und probieren sie ständig aus . Dann kommen Sie auch zu prima Ergebnissen. Einfach machen, auch wenn es manchmal nicht so klappt. Es braucht alles seine Zeit. Wichtig ist auch die entsprechende Fachpublikation. Wenn Sie Fragen haben, nur zu ! Für den Figurenumbau : Verwenden Sie UHU- Klebepads und fügen Sie die Körperteile zusammen. So bekommen Sie einen ersten Eindruck, wie die Figur aussehen könnte. Pads entfernen und am Schluß können Sie dann alles endgültig verkleben. Probieren Sie solange, bis Sie zufrieden sind. Viel Spaß ,Erfolg und fragen Sie.!

  4. Genial! Das Diorama erzählt eine komplette Geschichte und inspiriert so zum recherchieren und reflektieren. Auch ist der “Bildaufbau” super gelungen! Top!

  5. Hallo Andre`

    In den Ardennen war es noch relativ normal. Es würde mich interessieren , wie Ihr Ardennen- Diorama aussehen soll . Welche Panzer ? Viel Erfolg und Sie können mich jederzeit fragen !

  6. Hallo Frithjof,
    Ein Teil meiner Familie stammt aus den Ardennen. Ich baue momentan an einem StuH42 von RFM. Dazu kommen einige Figuren – drauf und am Straßenrand und noch ein Halbkettenfahrzeug. Es wird noch dauern aber es macht Spass!

  7. Hallo Andre`,
    dann viel Spaß ! Wenn Sie Fragen haben,nur zu !
    Ardennen sind ein prima Modellbau – Thema . Mein nächstes Dio wird wieder Ungarn sein.
    Also gutes Gelingen !

  8. Wenn ich das so lese, mach ich es mir ja echt einfach – ich bin grad an einem Diorama mit dem Titel “Weg ins Verderben” dran.

    Da geht es aber lediglich um den Aufmarsch der 71. Infantriedivision im Sommer 1941. Viel Staub, kein Schlamm. 😉

    Herausforderung für mich ist es, in Masse die Soldaten in früher Uniform mit Marschbefreiung darzustellen (und vor allem irgendwo die nicht mehr erhältlichen marschierenden Landser von Tank Miniatures aufzutreiben…;)). Als Fahrzeuge werden da nur ein kleiner Befehlswagen der Propaganda-Kompanie mit Kamerateam und zwei Fuhrwerke von RFM verwendet.

    Aber Frithjof hatte mal ein super “Schlamm-Buch” empfohlen: https://blog.zinnfigur.com/mud-in-your-models/

    Ich habe das gekauft und es ist wirklich ein klasse Titel, sehr empfehlenswert.

  9. Man kann den Rußland-Staub hervorragend mit Beige -Red von Vallejo Model- Color darstellen oder eine andere Hautfarbe benutzen. Man kann auch verschiedene Haut und Fleischfarben mischen. Wichtig ist : Einfach experimentieren, was am Besten aussieht. Und das Allerwichtigste : Bei der Staubdarstellung auf Uniformen ist die “Trockenmalmethode” ausschlaggebend d.h. ,die Farbe auf einen mittelsteifen Pinsel aufnehmen und auf einem Stück Küchenkrepp abstreifen,bis der Pinsel noch sehr wenig Farbe aufweist. Danach sanft über die Uniformstellen wie Ellenbogen, Stiefel etc. streichen. Solange wiederholen, bis man zufrieden ist. Unbedingt Fotos zu Rate ziehen ! Bei Fahrzeugen sollte man Pigmente verwenden. (Modellbau-Fachliteatur bei den “Berlinern”) Einfach bei den “Berliner Zinnfiguren ” nachfragen, die helfen Einem auch in Sachen “Tank -Miniaures” weiter. Also viel Erfolg und ich bin gespannt !! Beste Grüße !!

  10. Den Tipp mit der Hautfarbe hatten Sie mir schon einmal beim Thema Helm-Alterung gegeben und ich wollte es erst gar nicht wirklich glauben, dass das funktioniert. Und siehe da: Das Ergebnis ist super! Danke nochmal dafür!

    Mit den Fahrzeugen habe ich weniger Probleme, auch wenn die IMHO nicht an Ihre Modelle rankommen.

    Inzwischen habe ich übrigens tatsächlich die Tank Miniaturen von einem Modellbau-Kollegen im Original aufgetrieben. Derzeit arbeite ich an dieser Marschreihe an Landsern und möchte die finale Verschmutzung erst aufbringen, wenn ich sie ins Diorama stelle. Mittlerweile habe ich tatsächlich 51 Figuren, die für dieses Diorama passen, von einem bunten Potpourri an Herstellern – Tank, Kirin, Andrea, Verlinden, Dragon, Stalingrad, DMD etc.

    Ich habe einen der Landser von DMD übrigens soweit fertig, dass ich damit ganz zufrieden bin. Ist es technisch möglich, in der Antwort auch mal ein Foto zu posten?

  11. Wie groß soll denn Ihr Diorama werden und wie soll es aussehen?
    Ein Tip : Nicht zu groß ,damit es keine leerstehenden Ecken gibt. Und nicht zu viele Figuren ,es sei denn ,sie werden so plaziert, daß man alles auf einen Blick erfassen kann. Daher ein Diorama immer dreidimensional : Beispiel : Untergrund, Straße etwas erhöht , Hintergrund ebenfalls erhöht. Für die Hintergrunderhöhung reicht schon ein simpler Telegrafenmast. oder ein höherer Baum Schauen Sie doch einmal durch den kompletten Blog der Berliner Zinnfiguren. Da sind etliche Dios von mir zu sehen. Vielleicht finden Sie da eine Anregung. Ansonsten posten Sie einfach einmal ein Figuren – Foto an meine E-mail -Adresse. Sie werden schon zu einem tollen Ergebnis kommen, da bin ich mir sicher ! Tollen Erfolg und fragen Sie ruhig!

  12. Es soll eigentlich lediglich eine lange Marschreihe von Landsern mit Marscherleichterung sein, wie man sie aus den frühen Kriegsberichterstatter-Bildern Sommer 41 kennt – also weitgehend ohne Kopfbedeckung, teils nicht vorschriftsmäßig getragene Waffen. Diese soll von einem Propaganda-Team in einem kleinen Befehlswagen gefilmt werden. Der Plan war ursprünglich, eine lange, schmale Vitrine zu nutzen, wie man sie aus dem Schiffsmodellbau kennt. Allerdings wäre es auch möglich, die Soldaten über eine Pontonbrücke marschieren und abbiegen zu lassen, so dass die Marschreihe eine L-Form annimmt und die Szene kompakter wirkt.

    Ich bin aber tatsächlich erst bei den Figuren. Gerne würde ich Ihnen Fotos der ersten fertigen Figuren mal zusenden – ich bin sicher, dazu fällt Ihnen etwas ein. Ist Ihre E-Mail greinert(at)zinnfigur.com?

  13. Hallo Herr Holotwaty ,
    eine Frage : Könnten Sie die Dioramen irgendwie vermarkten ?
    Vielleicht ergibt sich ein interessierter Sammler.
    Aber ich freue mich auf Ihre Fotos!
    Beste Grüße !!

  14. Hallo Herr Greinert,

    erstmal ganz lieben Dank! Ich gehe davon aus, dass ich Ihnen am Mittwoch die Fotos senden kann. Ich habe da nur ein paar Fragen zu Rottönen auf Wangen und Lippen und diverse andere Dinge. Aber dazu würde ich Ihnen gerne ein paar Bilder schicken, damit Sie den aktuellen Stand beurteilen und sehen können, wie ich aktuell vorgehe. Ich wette, Ihnen fallen da gute Hinweise ein.

    Zur Vermarktung kann ich Ihnen gerne ein paar Zeilen im E-Mail schreiben. Ich bin ja im Marketingbereich tätig, allerdings in einer anderen Sparte. Ich melde mich gern zu beiden Themen!

    Viele Grüße,

    Christoph Holowaty

  15. Hallo Herr Holowaty,
    vorerst ganz lieben Dank ! Natürlich werde ich Ihnen Tips geben, wie Sie weiter vorgehen können. Übrigens gibt es von Scale 75 neue Acryl -Tubenfarben. Ich werde diese testen. Aber senden Sie mir bitte erstmal Fotos, damit ich Ihnen weiterhelfen kann. Ich freue mich !
    Beste Grüße

    Frithjof Greiner

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