Auf großer Fahrt – das U-Boot Typ 23 von Bronco in 1:35

Als Bronco das U-Boot Typ 23 herausbrachte, waren sicherlich viele über den Maßstab verwundert. 1:35 ist nun wahrlich kein üblicher Maßstab für eine Schiffsmodell. Mit einer Länge von fast 1 Meter benötigt dieses Modell einen geeigneten Platz in der Vitrine – was noch schwieriger wird, wenn man dazu noch ein Diorama plant!

Der Bausatz

Die rund 200 Bauteile sind sauber und gratfrei auf 10 Spritzlinge, ein Klarsicht-Spritzast und einen kleinen Ätzteilbogen verteilt. Die einzelnen Bauteile verlangen nur die üblichen Versäuberungsarbeiten, so dass einer leichten und zügigen Montage nichts im Wege steht. Die gut gemachte Bauanleitung, die auf 16 A4 Seiten Schritt für Schritt den Zusammenbau darstellt, zeigt keinerlei Schwierigkeiten auf, so dass auch Ungeübte schnell zu einem zufriedenstellenden Ergebnis kommen. Wichtig hierbei ist nur ein ausreichend großer Basteltisch, um mit den doch recht sperrigen Ausmaßen des Bootes hantieren zu können.

Die Montage

Die ersten sieben Baustufen befassen sich mit dem Rumpf des U-Bootes. Wahlweise können hier schon die beiden mitgelieferten Torpedos in die Torpedorohre eingesetzt werden. Da mein Typ 23 später einmal in einem Diorama mit Trockendock seinen Platz finden soll, habe ich auf den Einbau verzichtet. Die Rumpfkonstruktion ist so geschickt angelegt, dass sie dem Boot genügend Stabilität gibt und die hervorragende Passgenauigkeit eventuelle Nacharbeiten auf ein Minimum beschränkt.

Der Aufbau der Torpedorohre. 

Zwei starke Magnete, die im Packungsumfang enthalten sind, sorgen dafür, dass die Torpedoluken geöffnet oder geschlossen dargestellt werden können.

Blick auf die Bugseite des Typ 23. 

 

Die Steuereinheit des Bootes mit der gigantischen Schiffsschraube! 

 

Nach Fertigstellung des Rumpfes und der Steuervorrichtung ging es nun an die Montage des Turms. Im Gegensatz zu der typischen Turmform der Typ VII oder Typ IX U-Boote mutet der Kommandoturm des Typ XXIII fast schon futuristisch an. Der Zusammenbau des Turmes ist in 4 Stufen eingeteilt, die sowohl den Turm selbst und die Periskop- und Antennenanlagen umfassen. Hierbei kommen auch die wenigen Messingätzteile zum Einsatz.

Der U-Boot-Turm mit seiner Periskop-Anlage. 

Zum Abschluss wird  noch die Relingverspannung und das Spannseil vom Turm zum Heck angebracht. Für die Relingbespannung nahm ich über einer Kerzenflamme gezogenes Stück Kunststoffrest, da dieses einfacher zu verarbeiten ist, als der mitgelieferte Faden.

Die Bemalung

Die beiligenden Decals ermöglichen die Darstellung von vier unterschiedlichen Varianten. U2322, U 2329, U2336 und U2326. Da ich die Variante mit dem weißen Balken am Turm sehr interessant fand, entschied ich mich für die Ausführung des U2322. Dieses Boot wurde am 1. Juli 1944 in Dienst gestellt und hatte bis Kriegsende zwei Feindfahrten absolviert. Die Grundfarbe dieser U-Boot-Klasse war oberhalb der Wasserlinie hellgrau und unterhalb in anthrazit angelegt. Das gesamte Boot erhielt einen Basisauftrag mit Tamiya XF 66 Hellgrau mittels Airbrushpistole. Nach einer ausreichenden Trocknungsphase deckte ich den oberen Teil mit Maskierfolie ab und lackierte die untere Wasserlinie mit Tamiya XF 63 Dunkelgrau unter Beigabe von Tamiya XF 1 Mattschwarz. In gleicher Art und Weise wurde auch der schwarze Trennstrich mit XF1 angebracht. Nach einem Tag Trocknungszeit ging es nun an die Alterung des Bootes. Da das U2322 nur wenige Jahre im Einsatz war, sollten die Gebrauchs- und Verwitterungsspuren nur dezent ausfallen. Natürlich hinterlassen Salzwasser und Schmutz schon nach kurzer Zeit seine Spuren an den Booten, aber es sollten schon noch die Originalfarben erhalten bleiben. Um einen ansehnlichen Kontrast zu erzeugen, hellte ich alle größeren Flächen, mit Hilfe der Airbrush, mit einer lasierenden Mischung aus Weiß und Hellgrau leicht auf. Diesen Vorgang wand ich sowohl auf den hellen wie auch auf den dunkleren Flächen an. Spuren von ablaufendem Wasser erzeugte ich mit einer Lasur aus Tamiya XF72 Matt Braun und Matt Schwarz, die wolkig mit der Airbrush aufgebracht wurden.

Mit der Airbrush wurden die ersten groben Verschmutzungen aufgenebelt. 

Jetzt ist Pinselarbeit gefragt! 

Um die Schweißnähte, Kanten und Ecken zu betonen nutzte ich das Alterungsset von Vallejo „Weathering for dark vehicles“. Diese Tintenlasur lässt sich problemlos mit einem breiten Pinsel aufbringen und mit reinem Wasser verteilen. Nach dem Trocknen bleibt an den Konturen ein leichter Schatten erhalten, der dem Ganzen die gewisse Tiefe gibt. Ein anschliessendes Trockenmalen mit Vallejo Buff betont die Strukturen und gibt dem Boot ein realistisches Aussehen.

Hier kamen Rostpigmente zum Einsatz. 

 

Für die Herausarbeitung der Schmutz- und der leichten Rostspuren kamen diverse Pigmente verschiedener Hersteller (MIG-Productions und Artitec) zum Einsatz. Diese werden einfach lasierend aufgepinselt und so oft wiederholt, bis sich der gewünschte Eindruck einstellt. Der Antriebsbereich wurde mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt. Die Schiffschraube bemalte ich mit einer Mischung aus Vallejo-Acrylfarbe Gold und Messing. Eine Trockenbemalung mit Vallejo Natural Steel ergibt einen schönen abgenutzten Effekt. Dort wo es mechanische Teile gibt, bearbeitet ich die Kanten mit einem weichen Graphit-Stift um einen Farbabrieb zu simulieren. Mit dem Graphit-Stift kann man auch sehr schön Kratzer und Schrammen an der Bugseite, dort, wo er mal den Hafenkai oder ähnliches gestreift haben könnte, erzeugen. Um den gebrauchten Effekt noch etwas zu verstärken kam nun ein dezenter Einsatz von Rostpigmenten hinzu. An wenigen kleinen Stellen tupfte ich mit einem kleinen, spitzen Pinsel etwas Rost auf, den ich mit einer schwarz-braunen Lasur verblendete.

Die weißen Streifen am Turm geben dem Turm einen interessanten Kontrast. 

 

Die Periskopanlage und die Antennen wurden Mattschwarz grundiert und mit Aluminium (Vallejo) nachbehandelt. Nach dem Trocknen habe ich die aluminiumfarbenen Teile noch mit glänzendem Klarlack versiegelt. Nach dem alle Malarbeiten erledigt waren, überzog ich das Modell noch mit einer matten Schicht Klarlack, um die Decals zu schützen und das Boot vor Fingerabdrücken und ungewollten Kratzern zu bewahren.

 

Fazit: Nicht nur durch seine imposante Größe ist dieses U-Boot Typ 23 ein echter Blickfang, der puren Bastelspaß verspricht! Wer sich für die U-Boot-Technik der deutschen Marine während des 2. Weltkrieges interessiert und zudem noch den nötigen Stellplatz in seiner Vitrine frei räumen kann, der findet in dem Bronco-Modell ein erstklassiges Exemplar für seine Sammlung.

 

Joachim Goetz

Veröffentlicht in Werkbank.

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