Bemalung einer Landsknecht-Büste von Pegaso Models in 1:9

Zur Geschichte: Das Wort Landsknecht entstand im späten 15. Jahrhundert und bezeichnete ursprünglich die Herkunft der Söldner, die wahrscheinlich auf die Schweizer Pikeniere zurückzuführen sind, da es “nicht vom flachen Land stammend” bedeutet. Die primäre Waffe der Landsknechte war der Langspieß oder auch Pike genannt – daher rührt auch der irreführende Name “Lanzknecht”. Der Begriff Knecht erklärt sich aus der Verpflichtung der Soldaten gegenüber Reich und Kaiser. Das im 1. und 2. Weltkrieg gebräuchliche Wort “Landser” leitet sich aus dem Wort Landsknecht ab. Die Blütezeit der Landsknechte fiel unter die Regentschaft von Maximilian I. (1459-1519), der auch als Vater der Landsknechte bezeichnet wird. Die ersten Söldner trugen keine Schutzkleidung, erst später kamen leichte Brustpanzer, hauptsächlich Lederharnische, und Eisenhüte dazu. Da es keine einheitliche Uniform gab, erschienen die Soldaten in farbenfrohen Trachten, die durch einen geschlitzten Wams, einer ebensolchen Pluderhose und ein mit Federn geschmücktes Barett gekennzeichnet waren. Durch die ständigen finanziellen Unpässlichkeiten der Befehlshaber hatten die Landsknechte schnell ihren Ruf als marodierende und plündernde Raufbolde erhalten und waren dadurch vor allem bei der Zivilbevölkerung sehr gefürchtet.

Die von Viktor Konnov modellierte Büste fasziniert mich vor allem durch das ausdrucksvolle Gesicht der Figur. Der Modelleur hat es hervorragend geschafft, einen alten Haudegen mit Blessuren und den Strapazen der vergangenen Kämpfe darzustellen. Besonders das verbundene Auge und der abgewandte Blick geben der Miniatur eine gewisse Aura.

Nun lag es an mir, an der Figur mit Pinsel und Farbe diesen Ausdruck zu verstärken.

Die Figur: Der Zusammenbau geht unproblematisch und ohne nennenswerte Nacharbeit von der Hand. Lediglich ein paar Nahtstellen müssen versäubert werden. Nach der üblichen Reinigung mit Wasser und etwas Seife habe ich die Figur mit Matt Weiß von Revell, mit Hilfe der Airbrushpistole, grundiert. Wichtig ist hierbei, dass die Farbe dünn in mehrere Schichten aufgesprüht wird. Jetzt sollte die Farbe mindestens 24 Stunden durchtrocknen. Ich bevorzuge ein Matt Weiß, da hierdurch eine gewisse Saugkraft der Farbe gewährleistet ist und bei lasierendem Farbauftrag die helle Grundierung noch durchscheinen kann. Die Gemeinschaft der Figurenmaler spaltet sich spätestens jetzt in zwei Lager: Die Acryl- und die Öl-Liebhaber. Beide Maltechniken haben Ihre Vor- und Nachteile. Zum Beispiel lässt sich mit Acryl nur bedingt “Nass-in-Nass” arbeiten, wogegen Öl dafür eine viel längere Trocknungsphasen benötigt und auf Grund der Bindemittel auch stärker “duftet”. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, mit welcher Technik er besser zurecht kommt. Ich bin eher ein Vertreter der Acrylmalerei und habe mir eine gewisse Vorgehensweise angeeignet die ich in diesem Malbericht vorstellen möchte. Für die Bemalung habe ich, abgesehen von der Goldfarbe, ausschließlich feinste Acrylfarben von Andrea und Vallejo benutzt.

Der erste Schritt, nachdem die Grundierung vollkommen durchgetrocknet ist, ist das Anlegen einer Basis-Hautfarbe. Hierzu mische ich Light Brown mit etwas Weiß.

Nach einer Trocknungsphase werden die dunkleren Hautpartien mit einer starkverdünnten Mischung aus Saddle Brown betont. Um die Übergänge harmonischer wirken zu lassen, werden mit der Basis-Hautfarbe, mit etwas mehr Light Brown abgedunkelt, die dunkleren Hautpartien getönt. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt, bis ein zufriedenstellendes Endergebnis erreicht ist.

Der nächste Arbeitsschritt ist das Hervorheben der helleren Hautstellen. Dieses erfolgt mit einer Mischung der Basis-Hautfarbe und etwas Medium Flesh. Auch hier empfiehlt es sich, die Farbe stark zu verdünnen und lasierend zu arbeiten. Achtung: Die Farbe nicht zu hell aufbringen!

Nachdem jetzt alles durchgetrocknet ist, werden wiederum die dunkleren Partien betont. Dieses mal nehme ich ein lasierendes Mahagoni Brown, um die Falten, Narben und Augenbereiche zu akzentuieren. In gleicher Art und Weise werden auch hier die Übergänge “nachbehandelt”. Mehrere Durchgänge dieses Schrittes erhöhen die Lebendigkeit der Büste.

Zwischendurch habe ich schon Mal den Bart und die Haare des alten Haudegens in Dunkelbraun grundiert um eine Gesamtwirkung der Hautfarben besser einschätzen zu können. Die Übergänge am Haaransatz und am Bart werden nun ebenso angeglichen, damit ein homogenes Bild entsteht.


Die Haare sind mit verdünntem Schwarz in den Tiefen betont und werden mit Red Leather trockengemalt (d.h. der Pinsel mit der Farbe wird solange auf einem Stück Küchenpapier abgestreift, bis sich kaum noch Farbe an den Pinselhaaren befindet und dann wird der Pinsel über die erhabenen Stellen geführt, die dadurch hervorgehoben werden)

Um die Highlights im Gesicht zu setzen, wird nun abermals die Basis-Hautfarbe mit Weiß und etwas Purpleheart aufgehellt. In verschiedenen Arbeitsschritten habe ich die wichtigsten erhabenen Gesichtspunkte herausgearbeitet. Nase, Stirn, Wangenknochen, Kinn und die Nasenflügel sind die markanten Stellen, die besonders betont werden sollten. In meinem Beispiel trifft die Lichtquelle von rechts vorne auf die Figur, sodass der abgewandte Blick des Landsknechtes direkt in die Lichtquelle schaut. Highlights baue ich wie folgt auf: Mit einer stark verdünnten, etwas aufgehellten Basis-Hautfarbe beginne ich, die Stellen mit mehreren Farbaufträgen zu modellieren – das heißt von außen nach innen heller werdend.

Als Abschluss wird in der Trockenmalweise mit einer fast weißen Nuancen der Basisfarbe ein Glanzpunkt gesetzt. Dasselbe Verfahren benutze ich nun auch, um die Oberflächenstruktur des Lederhutes herauszuarbeiten. Die Basisfarbe besteht aus einem fast schwarzem Burnt Cad. Red.

Mehrere Durchgänge mit braunen bis rotbrauen Lasuren verstärken das Aussehen von echtem Leder. Als Abschluss dient hier auch die Trockenmalweise um Lichtpunkte und Akzente zu setzen.

Einer der wichtigsten Merkmale einer gelungen Figur sind zweifelslos die Augen. Hierbei gehe ich wie folgt vor: Zuerst bemale ich die Augen mit einem Matt Schwarz und lasse anschließende in mehrere Durchgängen ein verdünntes Weiß in das Auge einlaufen. Somit erreiche ich eine schöne Konturierung. Wenn die gewünschte Leuchtkraft des Augenweißes erzielt ist, setze ich in die Mitte (oder dorthin, in welche Richtung die Figur blicken soll) einen schwarzen Punkt. Hierbei bitte darauf achten, dass bei beiden Augen die Punkte in gleicher Größe und an den gleichen Stellen sitzen – sonst schielt die Miniatur! Da habe ich bei es bei meinem „Einäugigen“ natürlich leichter! Ein paar Minuten später wird nun ein weiterer, kleiner Punkt in Blau, Grün oder Grau auf den schwarzen Punkt aufgetragen. Nachdem alles gut durchgetrocknet ist, setze ich noch einen weißen Glanzpunkt an die rechte Seite unseres Augen-Punktes, um die Leuchtkraft zu erhöhen und dem ganzen „Leben“ einzuhauchen!

Die Kleidung
Von den Gewändern, die die Söldner trugen, konnte man ihre Stellung und ihr Einkommen ableiten. Je prunkvoller gekleidet, desto höher waren ihre Posten innerhalb der Truppe. Ich will meinen Landsknecht als einen kampferprobten und wohlhabenden Soldaten darstellen und wähle daher einen reichverzierten Umhang in Bordeaux-Rot mit silberfarbenen Ornamenten durchwebt. Den Oberkörper schützt ein lederner Wams und ein Leinenhemd mit den berühmten zweifarbigen Pluderärmeln in Rot und Gelb. Ebenso unterstreicht die schwere Kette mit einem goldenen Ornament, dass der Büste um den Hals gehenkt ist, seinen Wohlstand.
Den aus Leder gefertigte Baretthut schmücken drei große Federn in Rot und Schwarz.

Der Umhang ist in Burnt Cad. Red grundiert. Die dunkleren Falten habe ich mit der Basisfarbe und etwas dunklem Braun in der schon bei der Gesichtsbemalung erwähnten Lasurtechnik betont. Die helleren Stellen erhalten ihre farbliche Modellierung durch ein Beimischen von hellem Gelb in die Basisfarbe. Die besten Ergebnisse erhält man auch hier mit der Trockenmalweise. Um die Verzierungen des Stoffes zu zeichnen, nehme ich einen spitzen 03er Pinsel und tupfe mit einem nicht deckenden Silber einige Punkte, Wellen und Bögen auf den Stoff. Abschließend wiederhole ich diesen Vorgang in gleicher Weise mit einem wässerigen Schwarz.

Widmen wir uns jetzt wieder der Kopfbedeckung. Durch ein Auftragen einer schmutzig schwarz-brauen, stark verdünnten Mischung wird das abgetragene Aussehen des Hutes unterstreichen. Die Federn werden ebenso „verschmutz“ und auf „alt“ getrimmt.


Große Aufmerksamkeit schenke ich auch der Augenbinde. Ein reines Weiß sieht irgendwie „unpassend“ aus und wirkt störend. Der Verband ist schon einige Tage alt, sodass er verschmutzt und gebraucht aussehen soll. Ein matt-weißer Grundanstrich dient hier als Basis. Durch eine Trockenbemalung mit Beige, etwas Rotbraun und lasierendem Grau entstehen die gewünschten Gebrauchsspuren. Reines Blut-Rot habe ich bewusst vermieden, um die Büste nicht zu brutal erscheinen zu lassen.

Die Pluderärmel wurden zuerst in den Vertiefungen mit reinem Gelb bemalt und dann sehr vorsichtig die Erhebungen mit Rot. Dasselbe Verfahren wie bei der Gestaltung des Umhanges kommt auch hier zur Anwendung. Der Lederwams wird mit Lederbraun vorgemalt, mit lasierendem Schwarz betont und abschließend mit Light Brown trockengemalt. Die mit Schwarz grundierten Schmuckstücke, wie die Kette, das Medaillon und die Brosche am Hut, habe ich mit Silber, bzw. Goldfarbe trockengemalt und anschließend mit einer schwarzen Lasur nochmals betont. Hierfür bevorzuge ich einen Gold-Lack, der für die Restaurierung von Bilderrahmen in jedem Bastlerzubehör zu bekommen ist. Bevor jetzt die gesamte Figurenbüste zum Schutz vor Fingerabdrücken, Staub und um die Leuchtkraft der Farben zu verstärken, mit einem matten Klarlack übersprüht wird, habe ich noch die Falten des Leinenhemdes herausgearbeitet.

Zu den endgültigen Abschlussarbeiten gehört jetzt noch, einen Tropfen hochglänzenden Klarlack in das Auge des Landsknechts zu tröpfeln und schon kann das neue Schaustück seinen Platz in der Vitrine einnehmen.
Ich hoffe, dass so mancher Leser einige Tipps und Trick aus diesem Artikel herausziehen kann. Zum Schluss noch ein kleines Dankeschön an all diejenigen, die mir mit Rat und kritischem Auge zur Seite gestanden haben und vor allem Babara für ihre Geduld und konstruktive Kritik.

Joachim Goetz    

Veröffentlicht in Werkbank.

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