Diorama-Tipp: Eis & Schnee im Maßstab 1:35

Keine weiße Weihnacht! Und das der Jahreswechsel im Schnee verbracht werden kann, ist auch eher unwahrscheinlich! Also machen wir uns unsere eigene Winterwunderwelt! Die Darstellung von Schlamm, Eis und Schnee hat auch im Dioramenbau seinen Reiz und gibt jeder Szenerie interessante Blickpunkte und unterstreicht deren Aussagekraft. Mittlerweile gibt es auf dem Modellbaumarkt zahlreiche Möglichkeiten den Winter auch im kleinen Maßstab Einzug halten zu lassen. Hier ein paar Tipps und Tricks:

Die Basis

Anhand des Diorama-Sets „Ardennen Farm“ von Miniart stelle ich Ihnen ein paar einfache Möglichkeiten vor, wie man mit wenigen Hilfsmitteln eine eindrucksvolle Winterszenerie darstellen kann. Das Grundplatte und das sich darauf befindliche Haus wurde laut Bauplan zusammengesetzt und mit Hilfe einer Grundierung aus der Spraydose überlackiert.  Eine graubraune Basisfarbe sprühte ich mittels Airbrush auf die Mauern des Hauses und der Hofeinfassung. Mehrere Maldurchgänge mit verschiedenen Lasuren und in der üblichen Trockenmalweise erzeugten ein realistisches Aussehen der einzelnen Steine. Ein paar Extras, wie die Dachbalken im Giebel des Hauses und ein paar Dachpfannen aus der Restekiste, geben dem Gebäude noch den letzten Schliff. Ebenso erhielten die im Packungsumfang enthaltenen Fenster noch Fensterscheiben aus klarer Plastikfolie, die ich aus einer Blisterpackung passend herausgeschnitten habe. 

Das Farmgebäude gibt eine sehr schöne Dioramengrundlage ab. 

Das Gebäude nach der Bemalung. 

Es grünt so grün

Auf der Grundplatte des Miniart-Dioramas findet man neben einer schön gestalteten Kopfsteinpflaster-Straße auch noch ein paar Stellen von Rasenflächen. Die Straße wurde in einem dunklen Grau bemalt und anschließend jeder einzelne Stein mit einem helleren Steingrau akzentuiert. Die Freiflächen habe ich mit einer Mischung aus Weissleim und feinem Sand bestrichen und nach der Bemalung mit Erdbraun hier und da ein paar kleine Grasbüschel und Bodenbewuchs aus dem Zubehör-Sortiment aufgeklebt. Um dem Ganzen noch ein wenig Farbe zu geben, erhielt die Mauer noch etwas Efeu. Eine Laterne aus dem Sortiment von Tamiya gibt der Szenerie noch einen weiteren schönen Blickfang. 

Auch wenn hier später Eis und Schnee zu finden sind, sollte man alles sorgfältig bemalen. 

Probieren geht über Studieren

Der Zubehörmarkt bietet allerlei Kunstschnee-Varianten, die sich aber nur bedingt für den Einsatz im 35er oder in noch kleineren Maßstäben einsetzen lassen. Gerade in der Weihnachtszeit werden auch von Künstlerbedarfs-Herstellern diverse Schneeimitationen angeboten – von denen ich aber größtenteils abraten kann. Im Selbstversuch habe ich mit einer Kunstschnee-Spaydose, die eigentlich dafür gedacht ist, den heimischen Weihnachtsbaum zu dekorieren, einen Opel Blitz wintergerecht eingestäubt …. Das Ergebnis glich eher einer Behandlung mit Bauschaum! Hier gilt auch, daß man nicht am falschen Ende sparen sollte. Ich habe diverse Möglichkeiten ausprobiert: Über den Einsatz von Gips, fein gemahlenen Kunststoff-Raspeln, Kunststoff-Fasern bis hin zu Backpulver und Puderzucker. Manche Substanzen, die zunächst meinen Vorstellungen entsprachen, wurden leider mit der Zeit bröselig oder fingen an zu vergilben. Ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielte ich mit einer Verbindung von Weissleim und Snow-Effects aus dem Hause AK und einem Strukturgel der Fa. Rico. Das Snow-Effects-Material ist kinderleicht zu verarbeiten. Es trocknet leicht glitzernd auf und simuliert so einen absolut realistisch wirkenden Eindruck von frisch gefallenem Schnee.

 

Eine Stellprobe des Greyhounds und der Figuren zeigen, wo Schnee liegen sollte und wo nicht!

Das Strukturgel kann direkt aus der Dose entnommen werden und ist besonders für großflächige Schneefelder geeignet. Aus feinem und groben Snow-Effects-Pulver mit Beigabe von etwas Weissleim und ein wenig Wasser mischte ich mir eine breiige Masse an, die ich großzügig auf dem Diorama verteilte. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Brei nicht zu dünnflüssig angerührt wird, da er sonst dorthin fließt, wo man ihn eigentlich nicht haben will. Mit einem großen Pinsel und etwas Wasser können diese Missgeschicke aber schnell wieder beseitigt werden. Die Schneemasse trocknet steinhart auf, so daß man in mehreren Durchgängen eine homogene Öberfläche und sogar Schneeverwehungen und ähnliches modellieren kann. Ich habe darauf geachtet, dass einige Grasbüschel die Schneedecke durchstoßen, um so einen Kontrast zwischen weiss und grün zu schaffen. Es ist hilfreich, ab und zu die Fahrzeuge und die Figuren des Dioramas probeweise auf die Grundplatte zu stellen, um zu sehen, wo der Schnee zu platzieren ist und wo nicht!

Fire and Ice

Die Darstellung von Eis läßt sich ebenfalls mit wenigen Handgriffen realisieren. Der schnellste und einfachste Weg, sich Eiszapfen selbst zu machen, ist es, sich ein Stück klares Plastik von einem alten Spritzling zu nehmen, diesen über einer Feuerzeugflamme zu erwärmen (Kerzenflammen rußen sehr leicht und können das Plastik schwärzen!). Wenn sich der Spritzling biegt, so läßt er sich leicht auseinanderziehen. Nach ein paar Sekunden ist der Kunststoff erhärtet und läßt sich nun in der gewünschten Länge abschneiden. Diesen Vorgang wiederholt man so oft, bis man die gewünschte Menge an Eiszapfen in großen und kleinen Varianten vorliegen hat. Mit etwas Weissleim werden nun die Eiszapfen an die Stellen geklebt, wo geschmolzener Schnee zu Eis werden kann. Die Eisflächen auf dem Kopfsteinpflaster oder an der Regenrinne entstanden durch glänzenden Klarlack, gemischt mit Weissleim, um der Eismasse den nötigen Glanz, aber auch ein gewisses Volumen zu geben. 

Eiszapfen aus klaren Giesastresten!

Die Eisgebilde sind reizvolle Blickfänge!

Schmutziger Schnee

Da Schnee schnell matschig und dreckig wird, sollte auch dieser Effekt auf meinem Diorama nicht fehlen. Überall dort, wo Fahrzeuge fahren oder Soldaten entlanggelaufen sind, sollte die Schneemasse matschig und verschmutzt aussehen. Mit einer wässrigen Lösung aus Erdpigmenten und glänzendem wasserlöslichen Acryllack mischte ich mir eine Schmutzbrühe an, die ich vorsichtige an all dieses Stellen mittels eines alten Pinsels auftrug. Die Schneemasse hat den Vorteil, dass sie noch bedingt Farbe aufsaugen kann und so ein schöner Schmuddeleffekt ensteht. Ebenso kann man auch den Eindruck von ausgelaufenem Öl oder ähnlichem simulieren. 

Der Tamiya Greyhound mit leichtem Schneebefall.

Winterspuren auf Fahrzeugen

Eis und Frost lassen sich natürlich auch auf Fahrzeugen nieder. Schnee bleibt als eisige Klumpen in den Reifenprofilen hängen und Matsch und Eis kleben an den Radkästen von Lkw´s. Dieses läßt sich ebenfalls ohne weiteres mit den beschriebenen Vorgehensweisen realisieren. Da Weissleim leicht glänzend auftrocknet, ist er das ideale Ausgangsmittel zur Erstellung solcher Verschmutzungen. Vermischt mit etwas feinem Snow-Pulver und einigen Erdpigmenten ist der Effekt geradezu perfekt. Die angerührte Masse läßt sich einfach mit einem breiten Pinsel auftupfen. Abschliessend habe ich noch ein wenig Schneepulver über das gesamte Modell gestreut um somit den Anschein von frisch gefallene Schneeflocken zu erzeugen. Um diese zu fixieren ist es ratsam, das Modell vorab mit etwas Haarspray einzunebeln. Das Haarspray hat den Vorteil, dass es spurlos trocknet – aber dennoch einen gewissen Halt für die Schneeflocken bildet. 

In den Radkästen ist der Schnee als Eis hängengeblieben.

An der Dachrinne ist das ablaufen Wasser zu Eis erstarrt.

Figuren machen die Szenerie erst richtig lebendig

Die beiden Amerikaner stammen aus dem Programm von New World Miniatures und sind in herkömmlicher Art und Weise mit Acrylfarben bemalt und mit Ölfarben trockengemalt worden. Der Schneemann ist von Pegaso Models Scenery und kommt ursprünglich mit einem französischen Dreispitz daher. Mit einem scharfen Bastelmesser ist dieser schnell entfernt und durch einen deutschen Stahlhelm aus der Restekiste ersetzt. Der rote Schal ist ein netter Farbkontrast gegenüber den grauen und grünen Akzenten des übrigen Erscheinungsbildes. 

Der Schneemann gibt den nötigen humorvollen Touch!

Einen guten Rutsch ins neue Modellbau-Jahr!

Joachim Goetz

Veröffentlicht in Werkbank.

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