Eine staubige Angelegenheit: Ein Teppich-Laden in Kabul

Kaum ein Tag vergeht, an dem man keinen Bericht über den Einsatz der Bundeswehr oder US-Armee im Nahen Osten im Fernsehen zu sehen bekommt. Uns Modellbauer gibt das natürlich unzählige Ideengrundlagen für interessante Dioramen.

Ich wollte eine kleine Szene mit einem Laden, ein paar Zivilisten und ein paar amerikanische Soldaten auf Streife schaffen. Die Grundlage ist eine 35×35 cm große Holzplatte mit einem detailierten Teppichgeschäft. Die Figuren stammen von Nemrod par Historex, MIG, Minisoldiers und diversen Umbauten. Der Figurenmarkt hält eine wahre Fülle an passenden Figuren bereit, so dass jede erdenkliche Szene mit Leben gefüllt werden kann. Ebenso gibt es auch zahlreiches Zubehör, wie Strommasten, Satellitenschüsseln und sonstiges zu bekommen!

Als Mittelpunkt und Hauptdarsteller der Szene dient das Gebäude, dass mit sehr viel Sorgfalt gestaltet wurde. Die Keramikteile habe ich mit handelsüblichem Klebstoff zusammengefügt und die Spalten mit etwas Spachtelmasse verfugt und anschließend versäubert.

Der sandige Boden ist eine Mischung aus feinem Sand, Spachtelmasse, Weißleim und Wasser und wurde großflächig auf dem gesamten Diorama verteilt. Solange die Substanz eine cremeartige Konsistenz hat, kann man sie mit einem breiten Borstenpinsel problemlos verteilen und glätten. Kurz bevor die Mischung aushärtet, habe ich noch mit einem alten Gummireifen ein paar Spuren in den Sand gedrückt. Dazu kamen noch ein paar Stiefelabdrücke und kleinere Steinchen.

Die Bemalung des Gebäudes:

Als Grundfarbe erhielt sowohl der Laden wie auch die Bodenplatte einen Farbauftrag in einem hellen Sandgelb mit Hilfe der Spritzpistole. Abschließend sprühte ich noch einige Schatten und hellere Flächen auf den Sandboden, bzw. die Gebäudeteile auf, um ein erstes Lichtspiel zu simulieren. Alle weiteren Farbaufträge und Alterungsprozesse sind mit dem Pinsel und größtenteils mit Acrylfarben aufgebracht worden. Der Einsatz von Pigmenten eignet sich hervorragend dazu, um Schmutz, Regenspuren oder Rost zu simulieren. Die im Bausatz enthaltenen Accessoires, wie die Satellitenschüssel und der Wassertank dienen als besondere Eyecatcher und sollten daher mit viel Sorgfalt bedacht werden. Diese Bauteile sind aus Weissmetall gefertigt und einfach zu montieren. Ein Stück Draht dient als Leitungsrohr für den Wassertank und das Gestell für die TV-Anlage ist aus Plastiksheet konstruiert. Im Modelleisenbahn-Zubehör fand ich noch eine passende Stromleitung, die man aber auch schnell aus Draht oder Kunststoff selbst herstellen kann. Der Strommast auf dem Dach des Ladens stammt von Miniart und ist farblich an das Gesamtbild angepasst worden.

Farbige Akzente

Um ein paar farbenfrohe Kontraste zu setzen kamen die Werbeschilder und Plakate zum Einsatz. Die beiliegenden Papierschilder sind nach Originalfoto gefertigt und sollten auf ein Stück harten Karton oder ein Stück Plastiksheet geklebt und danach mit mattem oder seidenmattem Klarlack versiegelt werden. Ebenso findet man im Internet zahlreiche afghanische Reklameschilder, die mit ein bisschen Geschick zu passenden Plakaten und Werbetafeln umfunktioniert werden können. Da ich in der Werbebranche arbeite und zu unseren Kunden auch viele Möbelhäuser zählen, war es für mich ein Leichtes Abbildungen von Teppichen zu finden. Es gibt aber auch im Zubehörmarkt sehr schöne Exponate, die teilweise sogar auf einem Fleecestoff gedruckt sind und somit einen täuschend echten Eindruck von gewebten Teppichen abgeben. Meine selbst erstellten und auf Papier gedruckten Exemplare verklebte ich auf dünnem Filzstoff und stellte sie, eingerollt, hängend oder flach auf dem Boden liegend rund um das Gebäude auf.

Hier sieht man alle Akteure des kleinen Dioramas. Mit etwas Sekundenkleber werden nun alle auf dem Schaustück fixiert!

Das Tüpfelchen auf dem “i”

Der Zubehörmarkt lässt kaum einen Wunsch in Bezug auf Accessoires offen. Ob man nun Kisten, Rucksäcke, Waffen, Ausrüstungsgegenstände oder Dinge des täglichen Lebens sucht – alles ist irgendwie zu bekommen. Oftmals sind bei den Figurenpackungen zahlreiche Dinge beigefügt, oder man stöbert mal im Sortiment der einschlägigen Zubehörhersteller wie BlackDog oder Plusmodel. Um der Vignette noch den letzten Schliff zu geben, füllte ich “tote” und leere Ecken mit allerlei Gerödel, alten rostigen Benzinfässern und Equipment der Soldaten auf.

Anders als bei historischen Dioramen oder Szenen aus der Zeit des Ersten oder Zweiten Weltkrieges hat man zu diesem Thema äußerst viele Möglichkeiten um an Bildmaterial oder passende Unterlagen zu kommen. Ich hoffe, ich konnte auch bei “eingefleischten” WW2- oder historischen Modellbauern das Interesse wecken, sich moderneren Themengebieten zu öffnen.

Joachim Goetz

Veröffentlicht in Werkbank.

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