Geeignete Materialien für die Erstellung von Gebäuden

             

Auf Ausstellungen und Messen wird mir des Öfteren die Frage gestellt, aus welchen Materialien ich meine Gebäude zusammenstelle. Eine genaue Antwort gibt es hier eigentlich nicht, da fast alles aus vielen einzelnen Komponenten zusammengefügt wurde. Ich nutze gerne alles, was irgendwie wiederverwendbar ist und so gibt es in meinem Bastelkeller eine Ecke, in der sich so manches Restmaterial tummelt. Neben alten Raketenstangen aus der letzten Silvesternacht, Aluminium-Verpackungen vom letzten Chinamann-Festessen oder Styrodur-Reste von der Baustelle aus der Nachbarschaft finden sich die unterschiedlichsten Baumaterialien für die Konstruktion von Gebäuden oder Ruinen. Der Modellbauer ist eben auch ein Sammler! Der Dioramenzubehörmarkt bietet zudem eine fast unbegrenzte Auswahl an Struktur-, Dach- und Mauerplatten, so dass eigentlich jedes Projekt in die Tat umgesetzt werden kann. In diesem Artikel zeige ich Ihnen meine Arbeitsweisen und Sie werden sehen, wie einfach und ohne großen Kostenaufwand Häuser oder gar ganze Gebäudekomplexe entstehen können.

Ob Holzschuppen, Kirchenruine, Fabrikhalle oder Burganlage – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Werden Sie Ihr eigener Architekt!

Die Verwendung von strukturierten Kunststoffplatten

Der Architekturbedarfshandel und der Modelleisenbahnmarkt bieten zahlreiche geprägte PVC-Platten mit den unterschiedlichsten Mauerstrukturen an. Von Ziegelmauern bis hin zu Bruchstein- oder Natursteinplatten ist alles zu bekommen. Dieses Material ist mittlerweile auch in den verschiedenen Maßstäben lieferbar, sodass man passendes für sein Projekt schnell findet. Als Beispiel zeige ich Ihnen hier den Bau einer kleinen Fabrikhalle im Maßstab 1:35. Für diesen Gebäudebau benötigen wir ein ca. DIN A 4 großes Stück geprägte Ziegelmauer, ein Stück Depafit-Karton, starke Alufolie, verschiedene Kunststoffprofile, ein paar Reste Kunststoffplatten, Plastik- und Papierklebstoff und ein scharfes Skalpell.

Die Idee
Bevor man zur Tat schreitet, sollte man sich eine kleine, grobe Skizze anfertigen. In dieser Phase legt man die Größe seiner Bauten und das ungefähre spätere Aussehen fest. Vieles wird sich während der Umsetzung noch verändern, aber eine Planung ist hier unerlässlich! Nachdem die Proportionen feststehen, wird die Grundskizze auf Depafit-Karton (ein Schaumstoffplatte, die beidseitig mit Karton kaschiert ist) aufgezeichnet.

Das Gebäude wird vorab auf dem Depafit-Karton aufgezeichnet.

Mit einem scharfen Skalpell schneidet man nun die Konturen und Fensteröffnungen sorgfältig aus.

Diese Schablone dient uns zum Übertragen der Grundform auf die Mauerstrukturplatte. Auch diese wird nun ausgeschnitten und auf den Depafit-Karton aufgeklebt.

Normaler Uhu-Kleber eignet sich hervorragend!

Detailarbeit
Neben der Ziegelmauerstruktur soll unser Fabrikgebäude auch Holzteile und Stahlträger aufzeigen. Holz lässt sich einfach aus glatten Kunststoffplatten, die mit einem Skalpell oder einer Graviernadel bearbeitet werden, simulieren. Ein passend zurecht geschnittenes Stück Kunststoff wird dazu mit parallel laufenden Rillen versehen und dann wird die Holzmaserung eingeritzt. Abschließend wird das Ganze noch einmal mit feinem Sandpapier verputzt. Schmale Streifen der Mauerplatte dienen dazu Erhebungen und Kanten darzustellen. Die Fenster- und Türrahmen baue ich aus geschnittenen Plastikstreifen und verschiedenen Profilen aus dem Evergreen-Programm.

Plastikprofile aus dem Zubehörmarkt dienen dazu, die Stahlträger und Mauervorsprünge nachzubilden!

Beschriftungen aus Kunststoff-Buchstaben

Blickfänge
Kleinen Details, die das Auge des Betrachters fesseln sollen, schenke ich besondere Aufmerksamkeit. Gerade diese kleinen Dinge machen ein Diorama zu etwas Außergewöhnlichem. So habe ich zum Beispiel aus filigranen Einzelbuchstaben die Beschriftung an der Mauerwand zusammengestellt.

Mit der richtigen Bemalung wird es ein netter Eyecatcher. Auch das Tor, dass aus Plastikplatten und Profilen gebaut ist, gibt dem Ganzen noch das gewisse Extra. Die Roststellen und Abnutzungsspuren ritze ich einfach mit einem Skalpell ein. Die Nieten sind schmale Abschnitte eines Rundprofiles.

Resteverwertung
Schaut man sich Fabrikgebäude aus älteren Tagen an, so wurden hier oftmals Wellbleche als Dächer eingesetzt. Wie stellt man aber diese realistisch in der 35-fachen Verkleinerung dar? Im Programm von Green Stuff aus Spanien habe ich eine „Wellblech-Presse“, die sich ideal für unsere Zwecke eignet, gefunden. 

Zum Erstellen der Bleche, nutze ich gerne die Reste von Essensverpackungen aus Alufolie vom heimischen Chinamann. Ordentlich gesäubert und passend zurecht geschnitten ist das das Beste und vor allem ein kostenloses Ausgangsmaterial für die Dachkonstruktion. Es gehört ein wenig Übung dazu, die Platten gerade einzulegen und einen gleichmäßigen Druck beim Walzen auszuführen – aber nach ein paar Versuchen hat man den „Dreh“ raus! Eine Unterkonstruktion aus Vierkantholz-Leisten gibt dem Konstrukt den nötigen Halt. Die einzelnen Bleche fixiere ich, überlappend, mit etwas Sekundenkleber. Ein Stück Metallfolie, die in Abschnitten aufgeklebt wird, gibt den Abschluss der Dachkante.  Jetzt fehlen noch ein paar Accessoires, wie Dachrinne und Leitungen, Stromversorgung und Ähnliches. Vieles finden wir im Zubehörmarkt oder man baut es sich aus Resten selbst zusammen. Das Fallrohr ist zum Beispiel ein Rundprofil und die Halterungen habe ich aus Bleifolie geschnitten.

Die Bemalung
Die Wirkung eines Gebäude steht und fällt mit der richtigen Bemalung. Je aufwendiger und sorgfältiger diese ausfällt, umso mehr kann sie überzeugen. Nachdem alles an seinem richtigen Platz ist, grundiere ich den gesamten Bau mit einem weißen Haftgrund aus der Sprühdose und lasse alles ein paar Stunden durchtrocknen.

Die Basisfarben des Mauerwerkes und die Grundfarbe des Daches sprühe ich mit der Airbrushpistole auf. In dieser Phase werden auch die ersten Schatten und Witterungsspuren angelegt. Nun folgen zeitaufwendige Detailarbeiten. Um die Ziegelsteine realistisch wirken zu lassen, trage ich eine wässrige weiße Lösung auf, die sich nur in den Vertiefungen absetzt und so die Fugen betont. Einzelne Steine werden mit verschiedenen Braun- und Rottönen versehen, um so eine zu monoton wirkende Fläche zu vermeiden. Etliche Trockenmaldurchgänge mit Hellbraun oder Neapelgelb modellieren die rauhe Mauerstruktur heraus und lassen die Fabrikhalle authentisch wirken. 

Das Dach wird zunächst mit einem matten Dunkelgrau grundiert, dann mit einer Schwarzlasur ein Tiefeneffekt erzielt und anschließend alles mit einem helleren Grau trockengemalt. Um die Verwitterungen darzustellen habe ich mit etwas weißer Ölfarbe Vogelexkremente und Regenspuren simuliert. Auch etwas Rostpigmente kommen hier zum Einsatz. Das Tor und die Fensterrahmen erhalten einen Grundauftrag in einem dunklen Grün und werden nun mit verschiedenen Grüntönen trockengemalt. Ein paar Tupfer mit Eisenfarbe veranschaulichen die tägliche Beanspruchung und die Verwitterung im Laufe der Jahre.

Die richtige Präsentation
Fast genauso wichtig, wie das Gebäude ist auch die Base, auf der unser Schmuckstück später stehen soll. Ein passender Holzsockel gibt der Fabrikhalle genügend Platz. Der Rahmen aus Kiefernleisten wird mit einem sehr flüssigen Gips ausgegossen und nach einer ausreichenden Trocknungsphase werden die Betonplatten mit der Graviernadel eingeritzt. Verschiedene Grau- und Beigetöne lassen den Gips wie Gussbeton aussehen. Zu guter Letzt setze ich noch ein paar Grasbüschel in die Betonfugen und schon kann unsere Werkhalle ihren Platz in der Vitrine einnehmen.

Fazit:
Sicherlich finden sich noch viele weitere Materialien, die sich im Dioramenbau einsetzen lassen. Aus Gips gegossene Platten kann man mit Graviernadeln, Säge und Schleifpapier bearbeiten und erhält so hervorragende Straßen- oder Mauerteile. Alte Joguhrtbecher oder Essensverpackungen können, ummantelt mit Strukturplatten oder Spachtelmasse, als ideale Basis für Gebäudestrukturen dienen! Es gibt vieles zum Ausprobieren und testen! Dafür sind wir doch Modellbauer.

Veröffentlicht in Werkbank.

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