“Ich wollte es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!” – Büstenbemalung von Frithjof Greiner

Wer hätte gedacht, das dieser flehende Hilferuf des Duke of Wellington am 18. Juni 1815 bei Waterloo einmal Weltgeschichte schreiben würde. Auf das Ärgste durch Napoleons Alte Garde bedroht, wurde er am Abend des gleichen Tages durch einen der knorrigsten und tapfersten Haudegen der Geschichte aus seiner misslichen Lage befreit: Gebhard Leberecht Blücher, wegen seines Draufgängertums “Marschall Vorwärts” und von seinen Soldaten “Vater Blücher” genannt. Bei Waterloo, genauer bei Belle-Alliance, setzte dieser der Herrschaft Napoleons, den er einen “korsischen Hundsfott” nannte, ein Ende. 204 Jahre später findet man Blücher auf Gemälden, bei den Blücher-Tagen in Kaub am Rhein und als Figur oder Büste wieder. Neben Militärfahrzeugen habe ich mir zur Abwechslung einmal eine Büste dieses rauhen Preußen vorgenommen.

Die Büste:

Es handelt sich um eine ziemlich schwere Büste von Grieve-Models aus Zinn. Als ich sie in den Händen hielt war mir klar, daß ich etwas verändern mußte und zwar was den Kopf betraf. Die Haare waren sehr eng anliegend dargestellt. Sieht man Blücher auf Bildern oder Gemälden, kommt deutlich sein wirres, weißes Haar zum Vorschein.

Die Modifikation:

Um der Haarpracht des Alten gerecht zu werden, verpaßte ich ihm mittels Magic-Sculp seine neue, bzw. authentische Frisur. Grob aufgetragen wurde dann mit einem Spatel der “Wirrkopf” dargestellt. Nach ausgiebiger Aushärtung wurde mit einer Feile nachgearbeitet und mit Stahlwolle gesäubert. Danach wurde “Vater Blücher” in Seifenlauge oder Pril-Wasser gewaschen.

Bemalung:

Zunächst erhielt die Büste eine Grundierung aus Tamiya -Hellgrau aus der Sprühdose. Danach folgte eine schwarze Grundierung mit dem Airbrush und Tamiya XF-1 Schwarz. Mittlerweile bevorzuge ich jedoch XF-69 Nato-Black, das kommt nicht zu streng rüber und man sieht die Details noch besser.

Aus Vallejo Model – Color 814 Cadmium Red und 876 Brown Sand mische ich die Hautfarbe 1:1. Sie wirkt sehr dunkel (wie bei den Indianern). Es folgen die Augen weiß mit etwas schwarz gemischt. (Ein Augapfel ist nie richtig weiß).

In die Grund-Hautfarbe gebe ich nach und nach 815 Basic – Skintone für die Aufhellungen an Stirn, Nasenrücken- bzw. Nasenflügel, Wangenknochen und Kinn. In diese Mischung erfolgt dann durch die vorsichtige Zugabe von 950 Schwarz die Schattenfarbe.

Die Grund-Hautfarbe wird dann durch die Zugabe von Basic-Skintone aufgehellt und ebenfalls durch die Zugabe von Wasser eine hautfarbene “Lasur” erstellt. Diese wird dann nach und nach vorsichtig und mit viel Geduld in mehreren Schichten aufgetragen, bis alles deckend ist. Das Nacharbeiten ist je nach persönlichem Geschmack.

Die Haare erfahren eine Grundierung aus Vallejo 987 Mittelgrau und Aufhellung mit Weiß. Eine schwarze Lasur hebt die einzelnen Locken hervor.

Die Uniform

Dark Prussian Blue von Vallejo als Grundierung wird mit Prussian Blue, gemischt mit Sunny Skintone aufgehellt und auf die Falten aufgetragen. Schwarz als Beigabe für die Schatten in den Falten.

Es folgt eine sehr verdünnte Lasur aus Dark Prussian Blue über die gesamte Uniform in mehreren Schichten, bis die gewünschte Deckung erreicht ist. Der Kragen ist eine Mischung aus Dark Red und Scarlet.

Goldfarbe ist für die Kragenverzierung. Die Metallfarbe für die Orden ist jeweils ein Gemisch aus Silber, Bronze und Flat-Aluminium.

Zusammenfassung:

Ich möchte als Zusammenfassung noch etwas erwähnen. Dieser Bericht über die Bemalung dieser Büste ist eine “grobe” Ausführung. Weitere Details wie Farbnummern, Mischverhältnisse, Pinselgrößen etc. würden hier den Rahmen sprengen. Ich kann jedem Kollegen nur empfehlen, sich mit den Berliner Zinnfiguren in Verbindung zu setzen, wenn es um beste Literatur und Farben für Figurenbemalung geht. Man sollte sich ausgiebig beraten lassen, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Man soll mich bitte nicht falsch verstehen: Ich bin kein Besserwisser, denn jeder entwickelt seinen eigenen Stil. Deshalb soll dieser Bericht auch als Anreiz dienen. Gute Literatur ist äußerst wichtig, aber am Schluß steht immer das eigene Üben und das Nicht-Verzweifeln, wenn es mal nicht so klappt. Irgendwann hat man den Dreh “raus”. Aber einen Tip möchte ich noch los werden: Wer eine Figur oder eine Büste fertiggestellt hat, soll es unter keinen Umständen versäumen, Haaransatz, Koppel – und Lederzeug mit schwarzen Linien zu betonen. Man nennt es auch “Outlining “. Es verleiht der Figur bzw. Büste eine unerhörte “Komplexheit ” oder besser gesagt eine richtige Umrahmung. Ich bekam diesen Hinweis von meinem Freund Günther Sternberg, der in der Figurenbemalung zur absoluten Spitze gehört.

Ich hoffe, ich habe so manchen Kollegen Mut gemacht, es einmal zu versuchen und Tür und Tor zu einer wirklich sinnvollen Freizeitbeschäftigung geöffnet. Bei mir ist daraus jedenfalls eine nicht mehr weg zu denkende Leidenschaft geworden. Gerne kann man sich mit mir in Verbindung setzen. Ich habe immer ein offenes Ohr.

Allen viel Spaß und gutes Gelingen

Frithjof Greiner

Veröffentlicht in Werkbank.

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