Im Westen was Neues … Der Saint Chamond dramatisch in Szene gesetzt

Ein Baubericht über den französischen Panzerwagen St. Chamond aus dem Hause Sparta Modellbau, mit Bemalungshinweisen, Alterungstipps und dem Bau eines Schützengraben-Dioramas.

                          

Die Einführung von gepanzerten Fahrzeugen ist eine der herrausragensten Neuerungen in der Kriegsführung des Ersten Weltkrieges.
Die Entwicklung des St. Chamond wurde 1916 bei der Compagnie des Forges et Aciéries de la Marine et d’Homécourt (FAMH) in Saint-Chamond vorgenommen, woher auch der Name des Panzers abzuleiten ist.
Was mag den deutschen Soldaten in ihren Schützengräben wohl durch den Kopf gegangen sein, als sie erstmalig im Mai 1917 eines dieser stählernen Ungetüme auf sich zugerollt sahen …

Das Modell
Wer die Bausätze des deutschen Herstellers Sparta kennt, der weiß, wie passgenau und erstklassig die einzelnen Bauteile gefertigt sind. Auch in diesem Fall findet man keine nennenswerten Mankos im Bezug auf den Resinguss. Alle 50 Teile sind verzugs- und blasenfrei produziert und lassen sich problemlos mit einer Feinsäge, einem scharfen Skalpell und etwas Schleifpapier von den Angussstellen trennen und versäubern. Demjenigen, der jetzt meint, dass ein Bausatz mit rund 50 Bauteilen in wenigen Augenblicken montiert wäre, den muss ich leider enttäuschen. Der Bau des St. Chamond ist sicher nichts für Resin-Neulinge, da man doch mit einigen Tücken dieses Materials zu “kämpfen” hat. Aber dazu später mehr. Nachdem alle Teile von kleinen Fischhäuten und den Angüssen befreit wurden, begann ich mit dem Zusammensetzten des Unterteils der Oberwanne.

Das Unterteil ist so passgenau einzusetzen, dass man hier getrost auf den Einsatz von Sekundenkleber verzichten kann. Als zweite Baustufe kommen nun die beiden Kettenlaufwerke. Die gezeichnete Bauanleitung ist zwar schlicht gehalten, stellt aber den versierten Modellbau vor keine unlösbaren Aufgaben. An allen Bauteilen befinden sich Führungslöcher und -schienen, so dass einen Fehlstellung fast unmöglich ist. In der Bauanleitung fehlt der Hinweis, dass aus der Antriebsradaufhängung ein Stück herausgesägt werden muss. 

Allerdings erkennt man dieses sehr schnell, wenn man sich diese näher ansieht. Die Laufketten bestehen je aus zwei Hälften, die exakt aufeinanderpassen sollten – und hier gab es den ersten “Knackpunkt”, da die Ketten eben nicht so ganz exakt paßten! D. h. sie paßten schon – nur standen dadurch die Laufräder extrem unter Spannung. Mit Hilfe etwas heissem Wasser und sehr viel Geduld konnte dieses Problem aber auch in kurzer Zeit behoben werden. Die beiden Laufwerke wurden montiert und zum Aushärten des Klebstoffes beiseite gestellt.

Der nächsten Schritt ist nun das Einsetzen der Achsen und die Radaufhängungen. Auch hier befinden sich zahlreiche Führungsschienen welche die Montage ungemein erleichtern. Auf diese Achsen steckt man nun die fertigen Laufketten. Es empfiehlt sich hierbei ein paar Trockendurchgänge vorzunehmen, da teilweise die Achsen etwas verkürzt werden müssen, um dem gesamten Konstrukt den nötigen Halt zu geben.

Letztendlich fehlt jetzt nur noch das Anbringen des Geschützes, die Schutzbleche an der Frontseite, die vier MG´s und die Auspuffanlage auf dem Dach des Panzers – und der St. Chamond ist fertig zum Lackieren.

Die Bemalung
Eine gründliche Recherche in diversen Büchern und im Internet gibt leider nur wenig Informationen über die Farbgebungen dieser Fahrzeuge, da alle zeitgenössischen Aufnahme nur in schwarz-weiß vorliegen. Einige Farbaufnahmen von restaurierten Panzern dieses Typs sind nicht notwendigerweise richtig einzustufen. Belegbar ist, dass der St. Chamond ab Werk in Sandgelb oder in Grau ausgeliefert wurde. Einige Fotos aus der Zeit des Ersten Weltkrieges zeigen eine interessante 4-Farben-Lackierung, die sich aus Sandgelb, Grün, Erdbraun und Blaugrau zusammensetzt. Dieses Tarnschema sollte mein Chamond erhalten. Nach dem üblichen Bad in einer Seifenlauge, um sämtliche Trennmittel und Rückstände vom Modell zu entfernen, begann ich mit dem sogenannten Preshading. Alle Ecken und Kanten übersprühte ich mit einem lasierenden Schwarz, um diese zu betonen.

 

Als dieser Auftrag komplett durchgetrocknet war, konnte nun die sandgelbe Basisfarbe, ebenfalls lasierend in mehreren Durchgängen aufgetragen werden.

 

Die einzelnen Tarnflecken malte ich mit dem Pinsel auf. Beginnend mit einer Mischung aus Schwarzgrün, Olive Drap und ein wenig Lindgrün (alle Farben aus dem Vallejo-Acryl-Sortiment) trug ich die Grünflächen auf.

Hierauf folgten die braunen Stellen – wiederum mit Vallejo-Erdbraun. Ein Gemisch aus Schwarz, Basis-Blau und hellgrau für die grauen Tarnflecken bildete den Abschluss der Tarnung. Nun wurden nur noch alle “Flecken” mit einem reinen Schwarz umrandet.

Die Alterung
Da der Panzer erst seit wenigen Tagen im Einsatz ist, sollte er zwar verschmutzt, aber nicht zu übertrieben gealtert aussehen. Ein übliches leichtes Washing mit einem stark verdünntem Schwarz betont die Kanten, Ecken und Gravuren des Modells.

Die leichten Staub- und Regenspuren simulierte ich mit Hilfe von Pigmenten, die es zum Beispiel von Artitec oder Mig, in den verschiedensten Farben gibt. Hier und da ein wenig Flugrost, der sich natürlich umgehend auf den stark beanspruchten Metallteilen absetzt.

Ein besonderes Augenmerk habe ich auf die Verschmutzung der Laufketten gelegt. Hier wollte ich den Eindruck von nassem, klebrigem Schlamm erwecken, der zu den Grabenkriegen des Ersten Weltkrieges einfach dazugehört! Eine Mischung aus feinem Sand, Erdpigmenten, gemahlenes Balsafoam, Weissleim und etwas Wasser ergibt eine hervorragende Basis für Schlamm. Mit einem breiten Borstenpinsel wird die “Pampe” dort aufgetragen, wo sie auch am Original zu finden wäre.

Man sollte peinlichst drauf achten, dass kein Schlamm auf die Stellen gelangt, die in “Bewegung” sind, da sich dort auch am echten Panzer kein Schmutz und Dreck halten würde. Das ganze sollte nun für einen Tag zur Seite gestellt werden, damit der Weissleim komplett durchtrocknen kann. Nach dieser Verschnaufpause kann das Gemisch mit den üblichen Acrylfarben bemalt und mit Ölfarben akzentuiert werden.

 

Das Diorama:
Der St. Chamond kann nicht gerade als Schönheit bezeichnet werden und ist für sich alleine stehend eher ernüchternd. Um ihn zur Geltung kommen zu lassen, muss er in einem Diorama seinen Platz finden! Wenn ich an die Schrecken des Ersten Weltkrieges denke, so male ich mir ein Bild aus, mit endlosen, von Granaten durchpflügten Landschaften und einem ständigen nasskalten Nieselregen. Genau diese Stimmung sollte auch mein Diorama wiederspiegeln. Eine Grundskizze mit einer kleinen Anhöhe und einer Grabenanlage war schnell aufgezeichnet! Eine passende Bodenplatte in Form eines Holzkasten diente als Standfläche des Schaustückes. Die Grabeneinfassungen entstanden aus Polysterol-Platten, die ich mit einer Balkenstruktur und einer Holzmasserung versah. Styroporstücke ergaben den Grundstock zur ersten Geländemodellierung. 

Um dem Diorama seine endgültige Form zu geben, überzog ich die Styroporblöcke mit einer plattgewalzten lufttrocknenden Knetmasse – die in jedem Bastelladen für wenig Geld zu haben ist. Diese Masse ist wesentlich leichter als Gips und läßt sich ideal zur Geländegestaltung verwenden. Mit einem feuchten Pinsel kann man die Knete in die richtige Form bringen. Die Modelliermasse benötigt ca. 24 Std. bis sie aushärtet und kann solange noch bearbeitet werden.

Für die Darstellung des Bodenbelages nutze ich feinen Sand und die zerbröselten Reste der Gummierung von alte Teppichböden – klingt komisch, aber der Modellbauer ist halt ein Resteverwerter und findet überall etwas Brauchbares! Beide Bestandteile wurden gut mit Wasser und Leim vermischt und großzügig auf dem gesamten Diorama verteilt. Auch dieser Brei benötigt einen Tag zum Trocknen. In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um die Gestaltung des Schützengrabens. Kleine Latten aus Kunststoff, ebenfalls mit einem scharfen Skalpell bearbeitet und mit einer Holzmasserung versehen, stellen die Verstrebungen der Grabenanlage dar.

Einige Kisten und Leitern beleben die Szene. Da mir die rechte vordere Ecke etwas leer erschien, fand dort noch ein 08/15-Maschinengewehr, ebenfalls aus dem Sparta-Sortiment, seinen Platz.

Nach der Trocknungsphase erhielt alles eine Airbrushlackierung mit Erdbraun, Sand und zur Betonung der Unebenheiten etwas lasierendes Schwarz. Mit Hilfe von zahlreichen Trockenmaldurchgängen mit Acryl- und Ölfarben arbeitete ich die Erdstrukturen und die Beschaffenheit der Holzverkleidung heraus.

Abschliessend wurden alle Erdbereiche noch mit Pigmenten eingestäubt und nachbehandelt. Man sollte drauf achten, dass ein homogenes Ton-in-Ton-Erscheinungsbild entsteht. Umso mehr fallen so kleine Farbkontraste, wie der getarnte Helm oder die Ausrüstungsgegenstände innerhalb des Grabens auf.

Da ein Schützengraben ohne Stacheldrahtverhau unvollständig wäre, bediente ich mich aus des fotogeätzten Stacheldrahtes aus dem Verlinden-Programm. Beim Einsatz dieses Drahtes ist etwas Vorsicht geboten, da man sich schnell daran verletzen kann. Ich drückte einige Holzpfähle aus dem Italeri-Sortiment in die Masse und fixierte den Draht mit Sekundenkleber. Rostpigmente und Stahlfarbe von Vallejo gaben dem Konstrukt ein realistisches Aussehen.

Das Maschinengewehr wurde mittels Airbrush Schwarzgrün grundiert und mit Ölfarben trockengebürstet. Die obligatorischen Sandsäcke die ich aus MagicSculp modellierte, wurden mit einem Skalpell und einem Pinsel “ramponiert” und anschliessend mit Acrylfarben bemalt und gealtert.

Um das fluchtartige Aufgeben der deutschen Stellung noch zu unterstreichen, platzierte ich noch ein paar Waffen und Ausrüstunggegenstände im Graben. Die einzelnen Wasserflächen, die dem Diorama die nötige Dramatik verleihen, entstanden aus einem 2-Koponenten-Giesharz, dass üblicherweise zum Erstellen von Briefbeschwerern benutzt wird. Dieses Harz ist auch im gut sortierten Bastler-Fachhandel zu bekommen. Kleine Grasbüschel aus der Produktpalette von Fredericus Rex zeigen Farbkontraste auf, welche die gesamte Szene beleben.

Die Figuren.
Apropos Beleben! Was wäre ein Diorama ohne passende Figuren. Genau hier wird es aber schwieriger, als ich gedacht habe. Die Figuren, die man zum Thema Erster Weltkrieg bekommen kann, sind entweder in kämpfenden Positionen, oder aber es handelt sich um deutsche Soldaten.

Ich suchte aber Franzosen bei einer Feuerpause – es handelt sich ja auch schließlich um einen französischen Panzer! Letztendlich wurde ich bei dem französischen Figurenhersteller Nemrod par Historex fündig. Es handelt sich bei den beiden Franzmännern zwar um Miniaturen, die laut Hersteller in die Zeit des Zweiten Weltkrieges einzuordnen sind – aber da sich die Uniformen lediglich in der Farbgebung unterschieden, habe ich hier einmal der modellbauerischen Freiheit freien Lauf gelassen!

Die Soldaten wurden mit Acrylfarben der Marke Andrea Miniatures und Vallejo bemalt, passend zum Untergrund verschmutzt und in das Diorama eingefügt.

Abschließend habe ich den Holzrahmen noch mit einem schwarzen Holzfurnier beklebt und mit Klarlack versiegelt.

Veröffentlicht in Werkbank.

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