Ein Klassiker unter den Landungsbooten
Die LSM-Boote wurden für den Einsatz als Transportschiffe für Landungsoperationen an Küstengebieten konzipiert. Ein Urgestein dieser Typen-Klasse ist als Bausatz in 1:144 von Revell erschienen. Amphibienfahrzeuge und Landungsboote erfreuen sich immer größerer Beliebtheit unter den Modellbauern. Gerade für Dioramenbauer ist die Verbindung von Wasser- und Stranddarstellung besonders reizvoll und bietet zahlreiche Möglichkeiten für die Präsentation. Eigentlich bin ich ja mehr im 35er Maßstab und größer unterwegs, aber als ich die Gelegenheit bekam, dass 144er LSM bauen zu können, war ich sofort Feuer und Flamme – auch wenn der Blick in die vollgepackte Schachtel und die vielen filigranen Bauteile erst einmal eine gewisse Skepsis in meine feinmotorischen Fähigkeiten erweckte! Wer aber der Bauanleitung Schritt-für-Schritt folgt, wird sehen, dass auch kleine Maßstäbe durchaus von Grobmotorikern zu bewerkstelligen sind!
Das fertige Modell weist eine ungefähre Länge von 44 cm auf und bietet Platz für drei Sherman-Panzer, drei Radpanzer und drei GMC-Trucks, die im Packungsumfang enthalten sind. Die rund 350 Bauteile verteilen sich auf 18 Spritzlinge und sind grat- und verzugsfrei in hellgrauem Plastik gefertigt. Dank der leichtverständlichen Bauanleitung lässt sich das Landungsboot ohne nennenswerte Probleme in wenigen Stunden montieren. Eine gewisse Geduld und Sorgfalt wird allerdings beim Abtrennen der maßstabsbedingt doch recht filigran ausfallenden Relingstangen und ähnlichem benötigt. Zum Glück sind diese Stangen mehrfach im Bausatz enthalten, da es kaum vermeidbar ist, das diese einmal abbrechen oder unbeabsichtigt wegflutschen und im Modellbaunirvana verschwinden.
Der Bauanleitung folgend, begann ich mit dem Montieren der Rumpfpartien, die auch zugleich die Gesamtgröße des Bootes veranschaulichen. Die Passgenauigkeit ist erstklassig, so dass sich eine Nacharbeit lediglich auf ein leichtes Überschleifen der Klebestellen beschränkt.
Die Konstruktion des LSM ist so angelegt, dass wie beim Original zwei Querverstrebungen dem Boot die nötige Stabilität geben und mit dem Einsatz der Bodenplatte sich eine kompakte Basis für die weiteren Aufbauten ergibt.
Als nächstes war der Ladebereich an der Reihe. Hier empfiehlt es sich, die Seitenwände vorab zu bemalen, da man später nur schwer an die Details herankommt – was ich leider später erst feststellen konnte!
Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Ruder- und Steuerungsanlage gelegt. Sowohl die zwei Antriebsschrauben wie auch die beiden Ruderblätter sind beweglich zu montieren. Dieses ist natürlich unerheblich, wenn man das Landungsboot in einem Diorama präsentieren will.
Wo wir schon gerade bei beweglichen Teilen sind, so sei erwähnt, dass auch die Bugklappen – das Herzstück eines Landungsbootes – zum Aufklappen geeignet sind! Natürlich gilt das auch für die Rampe! Wer sich für eine variable Version entscheidet, der sollte hier größtmögliche Sorgfalt walten lassen, da die winzigen Zapfen, die die Tore in den Angeln halten, extrem schnell abbrechen und dann nur noch eine fixe Stellung – wie bei meinem Modell – möglich ist.
Der nächste Bauabschnitt befasst sich mit den Geschütz-Nestern und allerlei Gerödel, wie Rettungsboote, Seilwinden und all dem, was man auf einem Schiff an Nützlichem finden kann. Hier und da ist es etwas mühsam, das richtige Führungs-Loch für das jeweilige Bauteil zu finden, aber mit ein wenig Geduld und einem genauen Studieren der Zeichnungen ist auch das lösbar!
GEDULD IST EINE TUGEND!
Wenn wir gerade von Geduld sprechen, so ist diese auch Grundvoraussetzung für die beiden Kanonen-Türme am Bug des Schiffes.
Obwohl diese jeweils nur aus fünf Teilen bestehen, benötigen sie höchste Aufmerksamkeit und eine ruhige Hand – was vor allem an den hauchdünnen Trägern liegt, die einfach nicht in ihrer Position bleiben wollten! Wenn sie dann mal endlich fixiert sind, sollte man sie ganz vorsichtig und für längere Zeit zum trocknen beiseite stellen. Nachdem alle Ausrüstungsgegenstände und Gerätschaften auf dem Deck verteilt sind, geht es nun an die 20mm-Kanonen.
Und hier stiess ich erstmalig an meine Grenzen, was den Maßstab 144 anging. Ist ein Zusammenbau eines Browning-Maschinengewehres auf Ständerlafette in 1:35 in Resin mit knapp 10 Teilen schon nah an der Grenze des Machbaren, so waren die 144er Wummen jenseits von Gut und Böse! Aber der Modellbauer gibt ja bekanntlich so schnell nicht auf und wächst mit jeder Herausforderung! Da es sechs von diesen Geschütz-Konstruktionen auf dem Schiff gibt, hat man ja auch genügend Möglichkeiten zum Üben. Und die Geduld lohnt sich. War das erste Geschütz, nach zahlreichen Flüchen und verbalen Entgleisungen, noch krumm und schief, so war das sechste schon fast perfekt! Die jetzt noch folgende Turm-Montage ging völlig problemlos von der Hand und wurde Step-by-Step durchgeführt. Nachdem alle Baustufen abgeschlossen waren, war der letzte Akt das Anbringen der Relingstangen und das Fixieren der Bespannung. DIe Relings, von denen es rund 110 Stück gibt, sind in zwei Größen vorhanden und sollten unter keinen Umständen vermischt werden! Teilweise sind die vorgesehenen Standlöcher recht schwer zugänglich. Eine Pinzette leistet hier gute Dienste. Nachdem alle Stangen montiert waren und alle mehr oder weniger gerade ausgerichtet wurden, liess ich alles für einen Tag zum Trocknen stehen. Dem Bausatz ist der typische und bekannte schwarze Bindfaden für die Bespannung beigelegt. Aus der Erfahrung heraus arbeite ich nicht so gerne mit diesem Faden, da er sich schwer ankleben lässt und nach einer gewissen Zeit ein prima Staubfänger abgibt! Gute Ergebnisse habe ich mit über einer Flamme erwärmten Gießästen erzielt, die dann auf Länge gezogen und dementsprechend gekürzt werden. Diese Kunststofffäden haben den Vorteil, dass sie schnell fixiert sind und auch von der Stärke her realistisch wirken. Das Anbringen der Bespannung erforderte wieder einmal eine Menge Geduld und eine ebenso ruhige Hand – Modellbau soll halt entspannen!
DIE LACKIERUNG
Die Bauanleitung zeigt drei verschiedene Bemalungsvorschläge auf. Ich entschied mich für die Version des USS LSM-201 aus dem Pazifik-Krieg. Besonders reizvoll ist hier das Drei-Farb-Tarnschema. Nach einer Grundierung in Hellgrau wurden die ersten Schatten mit einem lasierenden Mattschwarz angebracht.
Dieser Auftrag erzeugt eine gewisse Tiefe und betont die Kanten. Nach dem Trocknen klebte ich mit Malerkreppband den Rumpf ab und lackierte den unteren Bereich in einem matten Rot und lies das Modell einige Stunden trocknen.
Die roten Flächen wurden dann wieder abgeklebt und der Rest des Bootes in mehreren dünnen Schichten mit Olive Grün übersprüht. Nun kamen die ersten Lasuraufträge mit der Airbrush zum Einsatz um erste Farbakzente zu setzen. Ein Lasurschwarz unterstreicht die Kanten und ein leichtes Übernebeln mit Tamiya Buff simuliert ein Ausbleichen durch die Sonne und Wind. Die Flecktarnung habe ich mit dem Pinsel und Acrylfarbe und Schwarzgrün aufgemalt. Die Ausrüstungsgegenstände und Gerätschaften wurden mit diversen Acrylfarben behandelt und farblich betont. Abschliessend erhielt das gesamte Boot eine Trockenbemalung mit einem hellen Gelbgrün um alle Ecken und Kanten zu betonen.
DER EINSATZ HINTERLÄSST SEINE SPUREN
Wenn man darüber nachdenkt, wie ein Landungsboot eingesetzt wird, so ist es eigentlich logisch, dass hier höchste Anforderungen an das Material gestellt werden. Ein tonnenschweres Schiff fährt so nah an den Strand, dass die Fahrzeuge per Rampe aufs Trockenen gelangen können. Dies hat zu Folge, dass das Boot natürlich mit dem Rumpf auf den Strand auffahren muss. Also sind Kratzer, Beulen und andere Beschädigungen vorprogrammiert und sollten am Modell natürlich nicht fehlen.
Mein Boot hat schon so einige Ladungsoperationen hinter sich und sollte dementsprechend ramponiert daher kommen! Es sollte Kratzer, Rost und alles das, was man an solchen Booten finden kann, aufweisen. Die Farbveränderungen und Beanspruchungen erzeugte ich mit diversen Pigmenten und Lasuren. Die große Herausforderung hierbei ist wieder der Maßstab! Was im 35er realistisch wirkt, kann sich im kleinen Maßstab als überdimensioniert herausstellen – was gerade bei der Darstellung von Rost gilt!
Nach mehreren Versuch war ich aber mit dem Ergebnis zufrieden.
DAS LADEGUT
Einen besondere Eyecatcher bieten die jeweils drei mitgelieferten Sherman-Panzer, Radpanzer vom Typ M20 und die GMC-Trucks. Die Fahrzeuge sind erstklassig detailliert und geben genug Spielraum für eine sorgfältige Bemalung. Da ich später das LSM in einem Diorama platzieren möchte, können die Fahrzeuge auch hierbei ausserhalb des Bootes zum Einsatz kommen – daher habe ich sie erst einmal lose auf die Ladefläche gestellt.
FAZIT
Der Maßstab 1:144 war bisher nicht mein Favorit, da ich davon ausging, dass eine korrekte Detaillierung hier nur schwer umsetzbar wäre! Dass das nicht der Fall ist beweist das LSM von Revell in allen Belangen und macht diesen Bausatz zu einem echten Schmuckstück in jeder Schiff-Sammlung. Wer sich für Amphibien- und Landungsboote interessiert – und einen einigermaßen belastbaren Geduldsfaden hat, dem ist dieser Bausatz wärmsten zu empfehlen.
Joachim Goetz