Der A7V – ein Panzer der es in sich hat!

Im November 1916 wurde die Abteilung 7 Verkehrswesen des Allgemeinen Kriegsdepartements im Preußischen Kriegsministerium von der Obersten Heeresleitung mit der Entwicklung eines Kampfwagens beauftragt. Nach nur sechs Wochen Entwicklungsphase wurden die ersten Pläne des ersten deutschen Panzers, des Sturmpanzerwagen A7V, vorgelegt.

Der A7V war der einzige deutsche Panzer, der im Ersten Weltkrieg in Serie gefertigt wurde. Er wurde allerdings erst spät im Krieg entwickelt und hatte aufgrund geringer Produktionszahlen so gut wie keinen Einfluss auf das Kriegsgeschehen. Von 20 produzierten A7V´s ist nur noch ein Exemplar erhalten. Dieses ist der Mephisto (506), der in Brisbane im Queensland Museum zu besichtigen ist.

Bewaffnet war der Kampfwagen mit einer belgischen Maxim-Nordenfeldt Kasematt-Schnellfeuerkanone 5,7 cm. Diese Beutekanone lag in genügend großer Anzahl vor und konnte so für den Bau einer größeren Menge von Panzern eingeplant werden. Neben dem Geschütz war der A7V mit sechs Maschinengewehren vom Typ MG 08 ausgerüstet. Die MGs waren lafettiert, also fest eingebaut. Zudem führte jeder Panzer ein leichtes Maschinengewehr 08/15 mit 300 Schuss Munition, sechs Karabiner 98, Handgranaten und pro Besatzungsmitglied eine Pistole 08 mit, um der Besatzung bei Aufgabe des Gefährtes eine Verteidigungsmöglichkeit zu geben.

(Bildquelle: wikipedia)

Die Besatzung jedes A7V bestand aus einem Leutnant als Kommandanten, fünf Unteroffizieren und zehn Mannschaften. Im Einsatz erhöhte sich die Zahl allerdings oft auf bis zu 26 Soldaten. Wer einmal die Gelegenheit hatte, im Panzermuseum Munster einen Blick in den Nachbau des A7V zu werfen, der wird kaum nachvollziehen können, wie 16 bzw. 26 Männer in solch einem “Kasten” Platz gefunden haben – mal ganz abgesehen von der schlechten Luft und der Hitze, die von dem Motorblock abgegeben wurde. Krieg ist eben die Hölle!

Mit einer Höhe von gerade mal 1,60 m im Inneren konnte sich die Bedienungsmannschaft nur gebückt vorwärts bewegen. Die Temperatur im Inneren lag nicht selten bei 80° C, da die Luft zum Kühlen des Motors abgesaugt wurde und Frischluft nur durch die Luken und durch die Lüftungsgitter im Dachbereich eindringen konnte.

Vor einiger Zeit ist der A7V als Resin-Modell in 1:35 vom deutschen Hersteller Sparta Modellbau erschienen, der nach genauesten und exakten Recherchen von zahlreichen historischen Dokumenten entwickelt wurde. Eigentlich war ich nie ein großer Freund von kompletten Resin-Bausätzen und hatte in der Vergangenheit schon einige schlechte Erfahrungen mit solchen Projekten gemacht. Entweder waren Teile verzogen, voller Blasen oder so unbrauchbar, dass ein stundenlanges Nachschleifen oder sogar Neubauten von Nöten waren. Umso positiv überraschter war ich beim ersten Blick in die Schachtel des Bausatzes.

Es macht zwar schon eine Menge Arbeit, alle Bauteile von Gussansätzen zu entfernen und zu versäubern, aber durch die durchdachte Anordnung stellt dieses auch ungeübte Modellbauer vor keine unlösbaren Probleme. Ist dies erst einmal bewerkstelligt, lässt sich der A7V wie ein normaler Spritzguss-Bausatz montieren. Bei dem mir vorliegenden Exemplar waren alle Teile sauber gegossen und absolut verzugs- und blasenfrei. Eine farbige, mehrseitige Bauanleitung lässt keine Fragen beim Zusammenbau offen.

Nachdem ich alle Bauteile gesäubert und gereinigt hatte, begann ich mit der Montage der Bodenwanne. Alle Verstrebungen sind mit Führungsschienen und Passlöchern versehen, womit ein exaktes Einpassen der einzelnen Teile gewährleistet ist.

Montage der Laufwerke. Da die einzelnen Räderwerke auf die Verstrebungen der Bodenwanne geschoben werden, macht es Sinn, erst eine Seite fertigzustellen.

Nachdem die Laufwerke in den Streben verankert sind, kann die andere Seite des Räderwerks montiert werden.

Die Laufketten bestehen je Seite aus sechs Bauteilen. Um ein leichteres Aufsetzen auf die Laufwerke zu ermöglichen, sollte die obere und untere Kettenhälfte erst am Modell zusammengefügt werden.

Auch wenn man den Motorraum später nur noch wenig erkennen kann, sollte ihm dennoch große Sorgfalt gewidmet werden. Zuerst wird der Motorraum-Rahmen zusammengestellt und am Motorblock befestigt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Motorraum noch nicht mit der Bodenwanne verklebt, damit ich mehr Spielraum bei der Montage hatte.

Der Motorblock wurde noch mit einigen Rohren und Maschinenteilen bestückt. Nun folgten die Detaillierung der Steuereinheit und die des Kommandantensitzes. Steuerknüppel, Kupplungen und Handräder fanden ihren Platz. Etwas Vorsicht sollte man beim Zusammenbau der filigranen Sitze walten lassen, da diese leicht brechen können.

Der nächste Schritt war das Anbringen der Front-, Heck- und Seitenwände und der dazugehörigen sechs Maschinengewehrstände. Die aus mehreren Bauteilen bestehenden MG-Plätze sind eine exakte Kopie des Originals. Beginnend mit den Führungsblechen an den Seitenwänden ist die nachfolgende Montage mit etwas Geduld ohne Schwierigkeiten durchzuführen. Um den Motorblock leichter einzusetzen, habe ich eine Seite der Außenwände vorerst offen gelassen.

Die belgische Maxim-Nordenfeldt Kasematt-Schnellfeuerkanone ist ein kleines Meisterwerk für sich.

Vorab wurde die Lafette zusammengesetzt und danach das Geschützrohr auf dieser montiert. Abschließend wurden die Gestänge und die Führungsräder in die dafür vorgesehenen Vertiefungen eingesteckt und verklebt.

Wer sich die Mühe machen will, sollte an dieser Stelle alle bisherigen Baustufen bemalen und altern. Laut Bemalungshinweis waren die Innenräume des A7V in einem cremigen Weiß vom Werk lackiert, Motorblock und Fahreinheit in einem hellen Grün. Nachdem alle Bestandteile des Innenraums behandelt und durchgetrocknet waren, konnten sie an ihren Platz gesetzt und fixiert werden.

Der Innenraum war somit fertiggestellt. Bei der folgenden Montage der Abdeckplatten sollte man sich strickt an den Bauplan halten, da die Bauteile nach einer gewissen Reihenfolge eingesetzt werden müssen. Als erster Schritt wird die Frontplatte in den Seitenwänden befestigt.

Danach folgten die mittlere Platte und der Turm und zuletzt die Platte Nr. 4. Hält man sich nicht an diese Abfolge, kann es zu starken Spannungen kommen, die ein korrektes Platzieren fast unmöglich machen. Es ist von Vorteil, wenn man die Abdeckplatte Nr. 4 kurzzeitig in heißes Wasser eintaucht (Vorsicht!), da hierdurch das Resin ein wenig flexibler wird und sich dadurch besser einfügen lässt.

Der Turmaufbau kann mit geschlossenen oder halb geöffneten Luken dargestellt werden.

Der letzte Arbeitsschritt vor dem Lackieren des Sturmpanzers war das Anbringen von Griffen an den Wannentüren. Diese fertigte ich aus 0,2 mm starkem Draht. Auf der Oberwanne befinden sich die Bohrlöcher für die Entlüftungsklappen (eine Lüftungsklappe links und auf der gegenüberliegenden Seite eine rechts). Da jeweils zwei Bohrlöcher vorhanden sind, sollte das andere jeweils verspachtelt werden. Das frühe Baulos des A7V besaß noch keine Auspuffanlage an den Seitenwänden, wer sich für ein späteres entscheidet, findet auch dieses Zubehör im Bausatz.

Bemalung und Kennzeichnung
Leider gibt es so gut wie keine genauen Angaben über die Lackierungen der einzelnen Fahrzeuge. Zwischen Januar und März 1918 wurden die Panzer in einem feldgrauen Anstrich mit je einem weiß umrahmten Eisernen Kreuz an Bug und Heck ausgeliefert. Die Panzer der 1. Abteilung zeigten spätestens nach ihrem Einsatz am 21. März bei St. Quentin statt des Eisernen Kreuzes am Bug einen weißen Totenkopf. Ab September 1918 wurde dieser Totenkopf bei allen A7V-Abteilungen auf den Bug gemalt.

Nach den ersten Einsätzen und Erfahrungen versahen die Soldaten an der Front ihre Wagen mit frei gestalteten Tarnanstrichen, wobei sich die großflächig aufgebrachten Flecken ineinander verwischten. Im Juli 1918 gab der Chef des Generalstabes eine Empfehlung hinsichtlich einer Tarnbemalung heraus. Angelehnt an die der Engländer und Franzosen sollten jetzt matte, unregelmäßige Tarnflecke in Ockergelb, grün und rostbraun aufgemalt werden, die durch breite, schwarze Umrahmungen getrennt waren. Da es erst ab 1927 das vereinheitlichte RAL Farbsystem (Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen) gab, können die vorgegebenen Farbtöne sicherlich variiert haben.
Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Originale zeigen jedoch auch Tarnanstriche, die nicht wie üblich scharfeckig angebracht, sondern gewellt waren. Ebenso wurden die A7V zur weiteren Unkenntlichmachung gegen Fliegereinsicht mit Tarnnetzen und Buschwerk verkleidet. Ob man wirklich auch Balkenkreuze auf die Wannenoberseite gemalt hat, um ein Bombardement von eigenen Flugzeugen zu verhindern, ist nicht bekannt, aber sicherlich denkbar.


Ich wählte ein Standard-Tarnmuster aus ockerfarbenen, grünen und rostbraunen Farbflächen. Nach einer gründlichen Reinigung mit Seifenwasser wurde das Modell grundiert. Anschließend erfolgte ein Übersprühen mit Matt-Grün mit Hilfe der Airbrushpistole. Danach setzte ich unregelmäßige Farbflecken in Ockergelb und Rostbraun über den gesamten A7V.

Im Anschluss an diesen Arbeitsschritt trug ich die Nassschiebebilder auf das Fahrzeug auf und „übertünchte“ alles mit einer stark verdünnten Mischung aus Schwarz und Dunkelbraun, um ein verwittertes Aussehen zu erreichen. Eine Mischung aus Weißleim, feinem Sand und Farbpigmenten diente zur Realisierung der Verschmutzung durch feuchten Schlamm.
Alle anderen Abnutzungsspuren wie Rost, Staub und Kratzer entstanden durch die übliche Trockenmalweise und den Einsatz von Farbpulvern. Abschließend versah ich das gesamte Modell noch mit mehreren Schichten mattem Klarlack, um es vor Fingerabdrücken und Beschädigungen zu schützen.

 

Fazit
Wer sich für die Zeit des 1. Weltkrieges interessiert, erhält mit dem Bausatz des A7V von Sparta Modellbau eine anschauliches Stück Zeitgeschichte. Der Panzerkampfwagen ist kein Modell, dass man „mal eben“ nebenher zusammenbaut, sondern erfordert Geduld und ein wenig Feingefühl. Derjenige Modellbauer, der sich aber die Mühe macht, erfährt so manches Wissenswerte über die Konstruktion und die Entwicklung des ersten deutschen Panzerwagens A7V.

Leider ist der Bausatz derzeit nicht bei Sparta erhältlich. Aber es gibt ein vergleichbares Modell von Meng im Maßstab 1:35:
https://www.zinnfigur.com/Modellbau/Bausaetze/Meng/Panzer-1-35/A7V-Tank-Krupp.html

Joachim Goetz

 

Veröffentlicht in Werkbank.

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