Es ist nicht alles Gold was glänzt! Darstellung von Metallen bei der Figurenbemalung

Metallische Dinge treffen wir fast auf jeder Figur an. Mal abgesehen von Ritterrüstungen und Schwertern, haben wir hier noch Helme, Gürtelschnallen, Uniformdetails, Waffen und vieles mehr. Wie bemalt man nun aber diese Dinge, so dass sie realistisch wirken? Hier ein paar Tipps und Tricks für die richtige Darstellung.

Das Angebot an Metall-Farben ist schier unergründlich! In jedem Händlersortiment findet man fast jeden Farbton, von Aluminium über Goldtöne bis hin zu den unterschiedlichsten Rosttönen! Wer soll hier den Überblick behalten? Wie bei vielen Dingen steht hier die Realität als Maß aller Dinge! Ein Ritterrüstung ist nicht einfach nur einfarbig Silber. Durch Licht, Schatten und äußere Witterungsverhältnisse verändern Metalle ihr Aussehen – und das gilt es in der maßstabsgetreuen Verkleinerung realistisch umzusetzen. Bei der Wahl der richtigen Metallfarbe spielt ebenfalls der eigene Geschmack eine wichtige Rolle. Mag der eine eher grelle, auffällige Töne, so sind dem anderen eher gedämpfte Kontraste lieber. Wenn Sie drei verschiedene Figurenmaler fragen, wie sie eine goldverzierte Rüstung bemalen würden, so werden Sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch drei verschiedene Bemalungsarten genannt bekommen. Probieren Sie die verschiedenen Malweisen aus und finden Sie Ihren eigenen Weg!

Darstellung einer Ritterrüstung
Im Idealfall haben Sie eine Ritterfigur aus Weissmetall vorliegen. Hierbei haben wir natürlich den Vorteil, dass die Figur eh schon aus Metall gefertigt ist! Diesen Vorteil sollten wir auch nutzen. Mit einer feinen Polierscheibe und einem Dremel (oder Proxxon) wird nun die Rüstung auf Hochglanz poliert und erhält so eine natürliche Wirkung. Um den Kontrast etwas abzuschwächen und dem Harnisch einen „gebrauchten Look“ zu geben, wird die polierte Oberfläche mit einer schwarz-braunen Lasur nachbehandelt. Das gibt der Figur zu dem noch das nötige Maß an Tiefenwirkung.

Die metallischen Teile der Rüstung werden mit einer Filzscheibe auf Hochglanz poliert.

Eine scharz-braune Lasur gibt den Metallteilen einen „Used-Look“ und betont die Kanten und Ecken.

Ganz anders sieht es bei der Metallbemalung von Resin- oder Spritzgussfiguren aus. Hierbei sollten die Rüstungsbestandteile vorab mit einem matten Schwarz grundiert werden. Je nach Geschmack werden nun zahlreiche Lasuren mit Metallpigmenten aufgetragen, bis sich der gewünschte Effekt einstellt, oder man bemalt die Flächen mit einer Eisenfarbe, der etwas Silber beigemischt wurde. Nach dem Trocknen sollte diese wiederum mit einer Schwarzlasur nachbehandelt werden, um die Kontraste zu verblenden. Im Trockenmalverfahren kann man nun noch mit einem reinen Silber Abnutzungsspuren andeuten und blankgescheuerte Stellen simulieren. Im selben Prinzip gestalte ich auch die Kettenhemden. Auf einem mattschwarzen Grundanstrich erfolgen zahlreiche Trockenmaldurchgänge mit Eisen- beziehungsweise Silberfarbe, bis sich das gewünschte Ergebnis herausstellt.

Bei Kunststoff- oder Resin-Miniaturen bietet eine Grundierung mit Matt-Schwarz eine perfekte Basis.

Bemalung von Helmen und Harnischen mit unterschiedlichen Metallen
Oftmals haben die Waffenschmiede ihre Arbeiten mit anderen Metalllegierungen verziert. So findet man schon in der Antike farblich interessante Kombinationen von Eisen- oder Bronzehelmen mit Kupfer-, Messing-, Bronze- oder gar Gold-Applikationen. Gerade die Feinheiten machen unsere Figuren interessant. Bei der Wahl von Metallfarben stehen dem ambitionierten Figurenmaler zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung. Die gängigsten Farbauswahlen gibt es hierfür im Sortment der Acrylfarben. Man hat zum Beispiel bei Goldtönen die Wahl zwischen Weissgold, Rotgold, Gelbgold oder Altgold. Auch bei Ölfarben gibt es zahlreiche Metalltöne zur Wahl. Wer sich einmal im gut sortierten Künstlerbedarfshandel umsieht, der findet die unterschiedlichsten Malmittel, um Metalle zu simulieren.

Ein Auftrag mit Eisenfarbe auf das Mattschwarz grundiert Kettengeflecht lässt den Schutz wie aus Metall wirken.

Nach meiner Erfahrung eignen sich sowohl Metallpigmente, wie auch fertig angemischte Lösungen zur Darstellung von Metalllegierungen. Der, der es besonders edel mag, kann natürlich auch Blattgold oder Blattsilber zum Einsatz bringen. Pigmente werden mit einer Benzin- oder Nitroverdünung angemischt und auf die zu bemalende Stelle aufgetragen. Da sich die Pigmente bei einer Berührung wieder anlösen, mische ich immer etwas glänzenden Klarlack als Bindemittel mit ein. Pigmente haben den großen Vorteil, dass sie eine starke Leuchtkraft besitzen und so von sich aus wirken. Gerne nutze ich auch eine Tinktur, die ursprünglich zur Restauration alter goldener Bilderrahmen genutzt wurde. Diese fertige Mischung lässt sich verdünnen und so auch als Lasur einsetzen. Pigmente gibt es in Gold, Eisen, Kupfer oder Bronze.

Schmutz setzt sich auch auf der Rüstung ab. Hier kamen feine Erdpigmente zum Einsatz.

Das richtige Bemalen von Waffen
Sowohl Blankwaffen wie auch Feuerwaffen sollten mit viel Sorgfalt und der nötigen Geduld bemalt werden. In jedem Falle ist es ratsam, Originale oder zumindest originale Abbildungen vor dem Bemalen genauestens zu betrachten. Blankwaffen sind nicht „einfach“ nur silber- oder stahlfarben. Vielmehr weisen sie Nuancen von Schwarz und Eisen auf.

Drei verschiedene Metalle: Stahl, Eisen und Messing – diese Farbkontraste kann man auch am Modell erzeugen!

Auch hier ist die Grundierung mit Mattschwarz hilfreich. Wie auch schon die Rüstung behandelt wurde, kann auch ein Schwert, eine Lanzenspitze oder ein Messer gestaltet werden. Moderne Waffen sind brüniert. Zuerst wird wiederum eine Grundierung mit mattem Schwarz aufgetragen, dann eine eisenfarbige Lasur und dann noch einmal eine Lasur mit Schwarzbraun. Waffen die im Einsatz sind, weisen Abnutzungsspuren auf. Dieser Effekt lässt sich einfach mit der Trockenmalweise nachempfinden. Achten Sie dabei aber darauf, dass Sie den Abrieb nicht zu stark darstellen.

Beanspruchtes Metall weist Abnutzungsspuren auf. Das blanke Metall schimmert durch …

… und dieser Effekt sollte auch am Modell beachtet werden. Mit der Trockenmalmethode kein Problem!

Verwitterte Metalle
Sonne, Wind und Regen verändern das Aussehen der Metalle. Mal abgesehen von Rost, überzieht nach einer gewissen Zeit eine Patina die unterschiedlichen Legierungen. Kupfer wird im Laufe der Jahre Grün oder sogar Blaugrün. Schmutz und Regen hinterlassen ihre Spuren auf der Oberfläche. Solche Verwitterungen lassen sich eindrucksvoll mit ineinander vermischten Ölfarben darstellen. Rost wird sich eher selten an Figuren finden, es sei denn, man stellt ältere Waffen oder Rüstungen auf einer Base oder ähnlichem dar. Pigmente haben sich für die Rostdarstellung bewährt.

Bei genauer Betrachtung des Originals sieht man die feinen Nuancen. Schwarz, Eisen und blankes Silber.

Der Gewehrlauf zeigt deutliche Gebrauschsspuren. Durch Hitze und Pulverdampf verändert sich die Farbe.

Lackschäden an farbigen Metallteilen
Stahlhelme, Gasmaskenbehälter und ähnliche Ausrüstungsgegenstände sind vom Werk aus mit Farbe versehen. Je länger diese im Einsatz sind, umso mehr Schäden und Kratzer weisen diese auf. Bemalen Sie diese Gegenstände in der üblichen Art und Weise und tragen Sie zum Beispiel Kratzspuren mit einem feinen Pinsel auf. Mit der Trockenmalweise kann man den Abrieb an Essgeschirr oder Maskenbehälter leicht und äußerst realistisch simulieren.

Knöpfe, Gürtelschnallen und Werkzeuge – Metalle finden sich an fast jeder Miniatur.

Verschiedene Malmethoden
Wer sich den Großfiguren verschrieben hat, kommt in den Genuss, auch mal eine Spraydose zu verwenden. Diese Möglichkeit ist bei großen Flächen ideal. Das Modell des nebenstehenden Zyklonen ist mit einem Autolack aus der Dose lackiert worden. Es handelt sich hierbei um einen Zweikomponenten-Lack – was bedeutet, dass man erst die Figur grundiert, dann den Metallic-Lack aufträgt und abschliessend das Ganze mit einem hochglänzenden Klarlack versiegelt. Wer es auf die Spitze treiben will, der kann die Figur dann noch polieren.

Bei großen Figuren sind Spraydosen gern gesehen Hilfsmittel. Im Autolack-Zubehör finden sich zig verschiedene Metallic-Farbtöne. Achten Sie hierbei auf einen guten Haftgrund.

Das Sockelemblem wurde mit Altgold grundiert und die Kanten mit etwas Silber trockengemalt.

Auf die gleiche Art wurden auch die Insignien auf der U-Boot-Kapitänsmütze gestaltet.

Um den rauhen Charakter des Messings darzustellen wurde die Farbe mit einen Pinsel „aufgetupft“!

Probieren Sie doch einfach einmal die unterschiedlichen Farben und Malmethoden aus und ich bin sicher, dass Sie Ihren eigenen Weg finden werden!

Joachim Goetz

Veröffentlicht in Werkbank.

4 Kommentare

  1. Guter Artikel! Hört sich alles so einfach an. Ich habe schon ein Vermögen für Metall-Farben ausgegeben. Nur – geholfen hat es nichts! An meinen Problemen mit Waffen bzw. mit Uniform-Verzierungen (hauptsächlich napoleonisch) hat sich nichts geändert. Aber egal! Mir gefallen meine Figuren (Historex) trotzdem. Ein Stückchen Neid ist aber doch dabei, wenn ich solche Arbeitsberichte wie den von Ihren lese. Ich kann inzwischen aber damit leben. Also nochmals vielen Dank für Ihren lesenswerten Beitrag.

    Bernd Peter

    • Vielen Dank! Wie bei allen Dinge, macht hier die Übung den Meister. Probieren Sie einfach einmal die Vorgehensweisen aus. Schwarze Grundierung, etwas lasierende Eisenfarbe und mit etwas Silber trockenmalen. Im Prinzip kein Hexenwerk!
      Joachim Goetz

  2. hallo Simon – da zeigt sich wieder einmal. dass Probieren doch oftmals über´s Studieren hinausgeht!
    Schön, wenn der Tipp geholfen hat!
    Joachim

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