Die Brücke

            

Laut Duden bezeichnet man eine Brücke als eine Verbindung zweier, sich gegenüberliegenden Ufer. In jedem Konflikt oder kriegerischen Auseinandersetzungen spielen Brücken eine entscheidende Rolle. Sie werden benötigt, um einen reibungslosen Ablauf bei Truppenbewegungen zu gewährleisten oder den Nachschubtransport in Bewegung zu halten. Jede Armee verfügt daher über Pioniereinheiten, die mit der Wiederherstellung von zerstörten Brücken beauftragt werden. Um eine solche instandgesetzte Behelfsbrücke geht es auch in diesem Diorama.

Seit längerem stand der Marder 2 von Italeri im Regal und wartet auf seinen Einsatz. Die Idee war es, eine Brückenszene im Winter darzustellen, in der der Marder über einen zugefrorenen Fluss fahren sollte. Da der Platz in meinen Vitrinen von Mal zu Mal weniger wird, entschied ich mich für eine Grundplatte in der Größe eines Din A4-Blattes – also ca. 20 x 30 cm.

Die Brücke

Beim Durchstöbern meiner Dioramanteile-Sammlung fand ich leider keine passenden Brückenteile, die ich verwenden hätte können. So blieb mir nichts anderes über, als die Brücke selbst zu konstruieren. Nach einigen Recherchen hatte ich ein Bild einer Steinbrücke gefunden und maßstabsgerecht aufgezeichnet. Wie schon öfters erwähnt, ist mein bevorzugtes Baumaterial das Balsafoam. Dieses Material läßt sich leicht bearbeiten und ist ideal für die Darstellung von Bauwerken geeignet. Nachdem die Brückenzeichnung auf das Plattenmaterial übertagen war, wurden alle Bestandteil vorsichtig mit der Laubsäge herausgesägt. Mit einem Zahnstocher habe ich alle Gravuren, abgeplatze Steinplatten, das Mauerwerk und das Kopfsteinpflaster eingeritzt. Nach einer Grundierung mit dunklem Grau wurden alle Schattierungen der Steinstrukturen in der üblichen Art und Weise mit der Airbrushpistole und diversen Washings und Trockenmaldurchgängen hervorgehoben. Hier kamen hauptsächlich Grau und Beigetöne aus dem Vallejo-Farbprogramm zum Einsatz. Die Behelfsbrücke entstand aus Balsaholz und Vierkantholzleisten, die in jedem Baumarkt in verschiedenen Stärken erhältlich sind. Das Holz wurde dunkelbraun lackiert und mit Schwarz und Hellbraun akzentuiert. Besondere Sorgfalt erfordert das Mauerwerk, da es erst durch das Aufbringen unterschiedlicher Rot und Brauntöne realistisch wirkt. Man sollte darauf achten, das die Beanspruchung der Fahrbahnoberfläche seine Spuren hinterläßt! So habe ich die Holzplanken extrem gealtert. Kettenspuren, Ölflecken und Holzsplitter sind hier unvermeidlich!

Der Marder 2

Auch wenn das Modell des Marders von Italeri schon einige Jahre auf dem Buckel hat, so ist es doch ein sehr schönes und eindrucksvolles Schaustück. Mein Marder stand nun schon einige Zeit im Regal und war direkt aus dem Karton gebaut. Bei der Tarnbemalung handelt es sich um ein 3-Farbschema, bestehend aus den Grundfarben Sand, Dunkelgrün und Rotbraun. Nach der Grundierung mit Sandfarbe sind die unterschiedlichen Farbflecken freihändig mit der Airbrush aufgetragen worden. Da ich ein gebrauchtes und verschmutztes Aussehen des Panzer erzeugen wollte, wurde das gesamte Fahrzeug mit einer Lasur aus Erdfarben übertüncht. Für die Rostspuren, die mit einem feinen Pinsel aufgetragen wurden, verwendete ich Pigmente. Mit intensiver Nachbehandlung mit einem hellen Beige wurden alle Kanten und Ecken in der Trockenmalweise verblendet und damit hervorgehoben und betont. Eine sehr wässrige Mischung aus schmutzigem Braun und Schwarz diente zum Herausarbeiten der Vertiefungen, Nieten und Gravuren. Feiner Sand, Farbpigmente von MIG und Weissleim, gemischt mit Wasser, dienten zur Darstellung des Matsches auf den Ketten und Rädern. Hier sollte man nicht übertreiben, da sich das Fahrzeug ja in der Bewegung befindet und dabei sich nur an gewissen Stellen Schmutz und Dreck ablagern kann. Der gleiche „Matsch“ kam auch auf dem restlichen Diorama zum Einsatz.

Eis und Schnee

Mein Diorama sollte im Winter spielen. Aber wie stellt man eindrucksvoll Schnee und Eis im Maßstab 1:35 dar? Nach diversen Fehlversuchen mit Schneespray für die Weihnachtsdeko (das Zeug klebt überall dort, wo man es nicht haben will !) und dem Ausprobieren mit Gips, entschied ich mich für eine Mischung aus weißem Kunststoffmehl und dem (leider nicht mehr erhältlichem) „Magic Snow“ der Fa. Grey Funnel Line. Magic Snow gibt es in drei unterschiedlichen Varianten (grob, mittel und fein) und läßt sich problemslos aufstreuen oder auch in der Verbindung mit Weissleim und Wasser aufpinseln. Der große Vorteil bei diesem Verfahren ist die genaue Platzierung des Schnees. Magic Snow besteht aus Quarzsand und hat daher einen überaus realistischen Glitzereffekt! Eine weitere Herausforderung war die Wiedergabe von Eiszapfen.

Hierfür benutzte ich das „Wasser“ aus dem NOCH-Programm. Dieses Material, dass eigentlich für die Realisation von kleinen Wasserfällen und Stromschnellen konzipiert wurde, ist in der Konsistenz vergleichbar mit Weissleim. Der große Vorteil dieses Materials ist, das es kristallklar auftrocknet. Auf einem Stück Klarsichtfolie habe ich verschieden Eiszapfen aufgetragen und nach dem Trocknen vorsichtig abgelöst und an der Brücke und am Fahrzeug angeklebt. Der zugefrorene Fluss wurde mittels Airbrush in Blau und Grüntöne schattiert und anschließend mit Acrylklarlack, in mehreren Schichten ausgegossen. Die erste Schicht, die ca. 2 mm dick war, war aus einem Seidenmatt-Lack, wogegen die abschließende letzte Schicht aus hochglänzendem Lack bestand. Hierdurch ensteht ein milchiges Aussehen, dass eine Eisoberfläche simuliert.

Das genaue Betrachten von Winterbildern zeigt, wo und an welchen Stellen sich Schnee und Eis absetzen. Mauervorsprünge, Laternen, Strassenschilder und Ähnliches müssen hierbei besonders beachtet werden. Eine Dioramenszene lebt von solchen kleinen Blickfängen. Um das Auge des Zuschauers zu führen, installierte ich mehrere Objekte, die eine gewisse „Höhe“ erzeugten. Die beiden Telegrafenmasten, ebenfalls aus dem Italeri-Programm, wurden mit einem Kabel (gezogen aus einem Spritzgiessast) verbunden, um dem Ganzen eine Einheit zu geben. Ebenso kam eine Laterne aus dem Dioramenzubehör von Miniart zum Einsatz.

Die Straßenschilder, mit denen einer der Strommasten „zugepflastert“ wurde, stammen von Verlinden. Als kleiner Tipp ist hierbei darauf zu achten, dass man Schilder einsetzt, die geographisch auch zusammenpassen. Ein Hinweis auf die nächste Oase wäre im verschneiten Russland wohl eher fehl am Platze!

Mit kleinen Details, wie zum Beispiel der Parkbank mit der anscheinend achtlos hingelegten Zeitung und den Glasflaschen wird die Lebendigkeit der Szenerie noch unterstrichen. Gerade bei solchen Kleinigkeiten sollte man ein hohes Maß an Sorgfalt aufbringen.

Die Figuren

Die Auswahl an Figuren ist mittlerweile schier unbegrenzt und für jedes Einsatzgebiet gibt es die passenden Exponate. Auch wer aufwändige Umbauten scheut findet meist auch aus dem Standardprogramm das Richtige. In diesem Brückendiorama wurden Figuren verschiedenster Hersteller verwendet.

Die Marderbesatzung stammt von Plus Model, Warrior und Yellow Submarine.

Alle drei Miniaturen tragen die typische Winterwendejacken und die dazu passenden Flecktarnhosen. Die weißen Uniformjacken wurden verschmutzt und der Faltenwurf mit diversen Grau- und Beigetönen hervorgehoben.

Die Figur des Offizier stammt aus dem WOLF-Sortiment und zeigt eine gewisse Lässigkeit. Der Wintermantel wurde hier mit diversen Grünabstufungen trockenbemalt.

Der andere Offizier dieser Gesprächsgruppe ist eine Miniatur aus dem Figurenset „Panzercrew“ der Firma YELLOW SUBMARINE aus Japan. Der lange Offiziersmantel wurde in Steingrau bemalt.

Die marschierenden Soldaten sind aus unterschiedlichen Dragon-Figurenpackungen entnohmen worden. Teilweise wurden hier die Köpfe durch die in Qualität und Aussehen unschlagbaren Produkte von HORNET ausgetauscht. Da der Nachschub an Winterbekleidung nur schleppend voranging und die Materialknappheit schon in den ersten Kriegsjahren zu spüren war, ist es nicht verwunderlich, dass die Uniformen stark variierten. Regenschutzbekleidung, wie der Soldat in der Mitte sie trägt, war nur selten zu finden. Dieses gummierte Material hatte ein leicht glänzendes Aussehen, das ich mittels einem Tropfen seidenmatten Lackes umgesetzt habe. Die Tarnwendejacke des linken MG-Schützen ist einem 3-Farbschemas von Originalfotos nachempfunden. Um sich vor der Kälte zu schützen, trägt der Schütze darunter den altbekannten Wehrmachtswintermantel. Auch die beiden anderen Männer tragen grau-grüne Winteruniformen mit Fellinnenfutter und stammen aus dem Dragonfigurenset „Kharkov“.

Allerlei Dioramen-Zubehörteile fanden auf dem Diorama ihren Platz. So stammt zum Beispiel die ramponierte Parkbank aus dem Plus Model Sortiment und die Glasflaschen aus der Tamiya-Produktion als Beigabe des Churchill-Panzers.

Fazit

Wenn ich nun die erste Ideenskizze mit dem fertigen Diorama vergleiche, so liegen zwischen Idee und fertiger Ausführung oftmals Welten! Vieles wird erst beim Bauen deutlich und manches komplett umgestaltet. Die große Herausforderung bei diesem Schaustück war die Umsetzung der Witterungsverhältnisse. Hier kann ich nur wieder betonen, wie wichtig es ist, sich die echte Natur als Vorbild zu nehmen und zu versuchen, dieses so genau wie möglich umzusetzten. Im Nachhinein betrachtet gibt es hier und da einige Aspekte, die ich, wenn ich das Diorama nochmals bauen würde, sicherlich anders gestalten und umsetzten würde – aber das soll ja auch so sein! Auch Modellbauer wachsen mit ihren Aufgaben und lernen immer wieder etwas dazu!

Das fertige Brückendiorama

Joachim Goetz

Veröffentlicht in Werkbank.

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