Die deutsche Diesellok WR 360 C12

Schon vor Kriegsausbruch forderte die Leitung der deutschen Wehrmacht einen leicht zu bedienenden Triebwagen, der zum Transport von Waren und Gütern auf Flug- und Schiffshäfen zum Einsatz kommen sollte. Nachdem einige Protoypen vorgestellt wurden, entschied man sich für die rauchfreie und explosionsgeschützte Diesellok WR 360 C12. Diese robuste und wartungsarme Rangierlok wurde bis in die 80er Jahre noch von der Deutschen Bundesbahn und vielen anderen Verkehrsbetrieben in Dienst gestellt. Die Bezeichnung WR steht für „Wehrmachtslokomotive für Regelspur“, Motorleistung 360 PS, Achsfolge „C“ für drei Treibachsen mit einer Achslast von 12 Tonnen. Durch die günstigen Produktionskosten ist diese Lokomotive in hohen Stückzahlen gefertigt worden und für alle erdenklichen Arbeiten, wie zum Beispiel auch für das Bewegen und in Stellungbringen von großen Eisenbahngeschützen und Mörsern, in der deutschen Wehrmacht eingesetzt worden.

Das Modell:
Der Bausatz umfaßt rund 260 Teile, die auf acht Spritzlinge aus hellgrauem, einem klaren Kunststoff und einer kleinen Ätzteilplatine verteilt sind. Die Motorraumabdeckung liegt als Extrateil, das gesondert verpackt ist, bei. Obwohl der Karton bis obenhin voll ist, läßt die gut strukturierte großzügige Anleitung den Zusammenbau als einfach und problemlos erscheinen. Die gesamte Montage ist in 14 Baustufen aufgeteilt, wobei sich manche davon auf ein Zusammenfügen 2er oder 3er Teile beschränken. Alle Bauteile sind filigran graviert und detailreich rekonstruiert. Der Guss ist einwandfrei und bei dem mir vorliegenden Bausatz konnte ich keine Senk- oder schadhafte Stellen entdecken.

Die Montage:
Die ersten sieben Bauabschnitte beinhalten das Laufwerk, die Bodenwanne und das Lenkgestänge – womit wir uns auch mit dem aufwändigsten und  arbeitsintensivstem Abschnitt beschäftigen. Beginnend mit den Radaufhängungen werden schnell die Ausmaße der Lokomotive deutlich.

  
Nach dem Anbringen der Federn und der Achsen werden die Räder aufgesteckt. Hierbei sollte man darauf achten, dass die Räder gerade stehen und so ausgrichtet sind, dass das Fixieren der Antriebsgestänge nicht zum unmöglichen Unterfangen wird.

Da die Räder etwas Spiel haben sind sie recht schwierig in die richtige Position zu bringen. Ich habe mir hierzu den beiliegenden Schienenstrang zu Hilfe genommen um den korrekten Stand zu sichern.

Besonders detailreich sind die Kupplungseinheiten und die Prellböcke gestaltet worden. Allein der Kupplungshaken besteht aus fünf Teilen und kann beweglich zusammengesteckt werden.

Nachdem alle Bauteile ordnungsgemäß verklebt wurden und das Ganze eine Zeitlang trocknen konnte, wird das Bodenblech auf die  Unterwanne geklebt. Es ist allemal von Vorteil, vorab einige Trockenpassproben zu machen, da man schnell die korrekte Ausrichtung verwechseln kann. Nun kommen auch zum ersten Male die Ätzteile zur Anwendung. Die Sprossen der Trittleitern sind mit diesen Blechen dargestellt. Es macht schon etwas Mühe diese kleinen, aber feinen Metallplättchen in der richtigen Art und Weise zurechtzubiegen. Wer keine Biegehilfe zur Hand hat, kann sich mit einem schmalen Stahlineal und einer Pinzette behelfen. Die Mühe lohnt aber in jedem Fall, da die Riffelstruktur sehr schön heraus gearbeitet wurde.

Eine weitere Herausforderung dieses Bausatzes sind die Montage des Führerstandes und der Motorraumabdeckung. Die Führerkabine ist wie im Original sehr spartanisch gehalten. Hier finden sich Gashebel, Bremsen, ein unscheinbarer Fahrersitz und einige Handräder, die zum Teil aus Ätzteilen bestehen. Ein interessantes Detail sind die schön gravierten Holzplanken auf dem Boden und den Seitentüren, die bei der Bemalung des Innenraumes besondere Beachtung erfahren sollten.

Leider ist nur die rückwärtige Tür des Fahrerhauses zu öffnen, was den geübten Modellbauer natürlich nicht abhält, die anderen beiden Türen selbst herauszusägen!

In Bezug auf den Motorraum ist relativ wenig anzugeben. Die Montage zeigt keinerlei nennenswerte Probleme auf. Einziges Manko des Modelles ist der fehlende Motor, oder zumindest eine Attrappe, da die Motorabdeckungstüren auch geöffnet darzustellen wären und somit einen Blick auf den Motor selbst ermöglichen würden. Hierüber trösten dann auch die gut gemachten Kühlergrillrippen als Ätzteil nur bedingt! Ein echtes Highlight ist allerdings der Kühlergrill selbst, der äußerst filigran aus Kunststoff gefertigt ist und direkt an der Rahmenhaube angegossen wurde.

Um eine einfachere Bemalung – vorallem des Führerstandes und der  Kühlereinheit zu ermöglichen – habe ich die verschiedenen Baugruppen beim Zusammenbau der Lokomotive vorerst nicht verklebt.

Die Bemalung:
Laut Kartonangaben wurde die WR 360 in den Farben Schwarz mit roten Rädern oder komplett in einem Wehrmachtseinheitsgrau lackiert. Eine ausgeschweifte Suche in diversen Büchern und im Internet brachte nun leider auch keine wirklich neuen Erkenntnisse. Die Loks, die ich als Abbildungen finden konnte, waren allesamt aus neuerer Zeit und mit aller Wahrscheinlichkeit nach dem Krieg umlackiert worden. Ich entschied mich für eine Mischung aus beiden Varianten. Ich gehe zwar davon aus, dass bei Lokomotiven im Einsatz auf die rote Schutzfarbe verzichtet wurde, aber so erhält das Modell doch einen erheblich höheren Farbkontrast. Das Modell wurde in der üblichen Art vorbehandelt und mit einem hellgrauen Haftgrund per Spraydose grundiert. Mit der Airbrushpistole habe ich alle Kanten und Vertiefungen mit einem verdünnten Schwarz betont – das sogenannte Preshading! Im einem weiteren Arbeitsgang erfolgte nun ein Auftrag eines dunklen Graues in mehreren lasierenden Schichten, um die vorher aufgesprühten Schattenkanten nicht vollends wieder zu verdecken.

Ein helleres Grau diente dazu, die ersten helleren Nuancen zu erzeugen. Abschließend habe ich dann nochmals mit Lasurschwarz das ganze Modell überarbeitet. Nun sollte die Lok erst einmal einen Tag ruhen, damit die Farben komplett durchtrocknen können.

Das Rot der Räder und das der Antriebsstangen habe ich mit dem Pinsel aufgetragen. Hierzu verwendete ich matte Acrylfaben.  Dieses Rot wurde nachfolgend erst mit einem Washing aus braun-schwarzer Farbbrühe und danach mit Rostpigmenten trockengemalt.

Kleinere Farbabplatzer simuliere ich mit Anthrazit und die blanken Stellen auf den Laufrädern mit Silber und Gunmetallgrey. Ein leichtes Übersprühen mit hellem Beige gibt dem Ganzen noch den richtigen Touch! Widmen wir uns nun dem Führerstand. Der Instrumententisch wurde in der üblichen Art und Weise verschmutzt und gealtert. Die Armaturen wurden weiß grundiert und mit einem Tropfen Klarlack versiegelt.

Besondere Aufmerksamkeit schenkte ich dem Holzfußboden, der erst in Schokobraun grundiert und dann mit verschiedenen Lasuren und Trockmaldurchgängen betont wurde. Leider stellte ich dann fest, dass man von der ganzen Arbeit nachher so gut wie nichts mehr erkennen kann. Meine Lok sollte schon einige Jahre auf dem Buckel haben und dementsprechend von Wind und Wetter mitgenommen aussehen.

Um Rost und Verschmutzung realistisch darstellen zu können, habe ich mir einige Fahrzeuge im Original angesehen und fotografiert. Mechanische Teile, die in ständiger Bewegung sind, setzen eher weniger Schmutz und Rost an, als Teile, die nie oder nur selten bewegt werden.

Stetig tropfender Regen oder austretendes Öl hinterlassen eigentümliche Schlieren und Streifen auf metallenen Öberflächen. Auf dieser Basis habe ich das komplette Modell mit einer Farbbrühe aus schmutzigem Braun übertüncht, kurz antrocknen lassen und anschließend mit viel Wasser und einem großen Pinsel wieder abgewischt. Um die Gravuren und Erhebungen zu betonen, erfolgte nun ein Trockenmalen mit einem hellen Beigeton. Die schon vorher erwähnte Schmutzbrühe wurde verwendet, um Vertiefungen erneut zu betonen. Rostpigmente, die stark mit Terpentin verdünnt wurden, dienten zur Simulation von Rost, der an wenig beanspruchten Stellen mit dem Pinsel aufgetupft wurde. Zu guter Letzt habe ich die komplette Lok mit einem Hellbraun übernebelt um die Illusion einer leichten Staubschicht zu erzeugen. Abschließend erhielt das ganze Modell noch einen Mattlacküberzug um es vor Staub zu schützen.

Fazit: Der Bausatz der WR 360 C12 ist sicherlich ein interessantes Modell und auch von Anfängern und weniger geübten Modellbauern problemlos zu bewerkstelligen.  Der fehlende Motor trübt ein wenig den Gesamteindruck, aber vielleicht wird dieser ja noch von einem anderen Hersteller produziert und kann dann nachgerüstet werden. Ansonsten verspricht der Bau puren Bastelspaß und ist nicht nur  Eisenbahn-Fans wärmsten zu empfehlen!

Joachim Goetz

Veröffentlicht in Werkbank.

3 Kommentare

    • Guten Morgen Herr Leidinger,
      vielen Dank! Das Schöne an unserem Hobby ist es, dass es so viele Themenbereiche gibt! Da ist für jeden das passende Modell dabei!

      Gruß Joachim Goetz

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